The Restaurant (The Dolder Grand), Zürich

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Heiko Nieder serviert in seinem eleganten The Restaurant zum Lunch nicht nur sein grosses Menü, sondern auch ein spannendes „Amuse Bouche Menü“. Die Speisefolge mit unzähligen Häppchen wiederspiegelt die aktuelle Karte und offenbart dem Gast einen Blick in das Schaffen des talentierten Chefs. Das Menü ist nicht nur hervorragend im Geschmack, sondern mit 98 Franken auch sehr fair kalkuliert. Wer sich etwas ganz besonderes gönnen will, sollte sich hier unbedingt einen Tisch reservieren und sich zwei Stunden lang verwöhnen lassen.

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(Besucht im August 2014)

Unser Besuch im Frühling 2011

Vor drei Jahren feierte das Dolder Grand ob Zürich die grosse Neueröffnung. Vier Jahre lang wurde das Hotel für 440 Mio. Franken renoviert. Über das Ergebnis gehen die Meinungen, wie bei allem, auseinander. Die Einen bejubeln das Hotel als Juwel die Anderen beklagen sich über Unpersönlichkeit. Einzig die Tatsache mit den vielen „kalten Betten“ lässt sich nicht bestreiten.

In einem Punkt sind sich aber alle einig. Dem Management ist mit der Verpflichtung des Deutschen Sternekochs Heiko Nieder ein grosser Wurf gelungen. Er kocht seit der Wiedereröffnung in seinem modern eingerichteten „The Restaurant“ mit sehr viel Ergeiz und Fleiss.

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Dem Michelin Team ist dies seit der aktuellen Ausgabe 2011 sogar den zweiten Stern wert. Somit ist The Restaurant in Michelins Augen das beste Feinschmecker Restaurant in Zürich. Da auch die Gault-Millau Tester um Urs Heller stolze 17 Punkte vergeben und Nieder mit seiner zehn Mann Brigade modern und spannend kocht, haben wir uns an einem schönen Frühlingsabend einen Tisch im Gourmetrestaurant des 5 Sterne Hotels reserviert.

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Bereits das Vorfahren beim Hotel ist ein Erlebnis. Zuerst blickt man auf den imposanten Bau und vor dem Eingang läuft gleich ein freundlicher Angestellter entgegen und nimmt einem den Autoschlüssel ab. Die freundliche und lockere Art liessen alle Befürchtungen an einen steifen Abend schnell verfliegen. Diese unkomplizierte Art wurde auch im The Restaurant weitergeführt. Im Lokal gab es allerlei Besucher, ältere und jüngere Gourmets und auch ein paar Neureiche die es nicht nötig hatten den bestellten Wein auszutrinken… Auf jeden Fall kann man die Kravatte und den Anzug mit gutem Gewissen zu Hause lassen.

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Apéro-Häppchen (Spargeln mit Himbeer, Algen mit Schwarzbrot, Süsskartoffel, Kornbisquit mit Käse) [5/10]

Nachdem wir uns auf die bequemen Stühle gesetzt hatten wurden gleich die Apéro-Häppchen aufgetragen. Die weissen Spargeln mit leichtem Himbeeraroma schmeckten am besten und spannendsten. Auch der Kräcker mit Käse war fein. Die restlichen Häppchen waren zwar optisch sehr schön schmeckten aber belanglos.

Ebenfalls zu den Apéros zählte dieses Schälchen mit Joghurt, Tomate und Kiwi. Ebenfalls nichts aufregendes.

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Brotauswahl und Aufstrich [10/10]

Als nächstes wurde uns eines der Highlights des Abends auf die Tischmitte gestellt – drei verschiedene Brote. Etwas später trat der Service mit einer weiteren Auswahl an selbstgemachtem Gebäck an unseren Tisch. Diese waren alle frisch, abwechslungsreich und super im Geschmack. Dazu gab es zweierlei Butter sowie zwei spannende Aufstriche. Wirklich genial, ich hätte mich den ganzen Abend davon ernähren können und es wäre mir nicht langweilig geworden.

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Amouse Bouche: Tuna, Gurke, Apfel, Wasabi [5/10]

Der erste Gruss aus der Küche bestand aus fein geschnittenen Tranchen vom rohen Thunfisch und Gurke der unter Apfel / Wasabi lag. Gegen die Schärfe des Wassermeerrettichs hatte der Fisch leider überhaupt keine Chance. Schade um den qualitativ sehr guten Tunfisch.  Daneben fand man im Glas noch kleine weisse Bällchen die aussahen wie überdimensionierte Schneckeneier. Diese bestanden aber aus einer geschmacksneutralen, an den Zähnen klebenden Stärke – überflüssig!

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Amouse Bouche: Geräucherter Octopus [6/10]

Der zweite Gruss war spannender. Die rauchige Note beim Octopus kam gut durch. Ebenfalls toll waren die dünnen Jalapeño Streifen welche für die Schärfe sorgten. Das Buttermilcheis neutralisierte und erfrischte das Ganze – ein schöner und passender Konrast.

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Langustinos mit Erdbeeren, Tomaten und grünen Oliven [8/10]

Der einzelne Langustino war von bester Qualität und hatte einen intensiven Geschmack. Der Höhepunkt war aber ganz klar das tolle Tartar von Erdbeeren, Tomaten und Oliven. Eine sehr (!) überzeugende Geschmackskomposition die auch wunderbar mit dem Krebs harmonierte. Einzig die dünne Scheibe Langustino überzeugte nicht – Kein Gout, zu dünn und brüchig.

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Weisse Spargeln mit Eigelb, Brunnenkresse und Kaviar [8/10]

Die in Streifen geschnittenen weissen Spargeln waren geschmacksintensiv und wunderbar knackig im Biss. Der Kaviar war eine tolle zusätzliche Komponente welche das Meer in den Teller brachte. Die getrocknete Brunnenkresse war schön knusprig setzte aber keine Akzente. Das Eigelb war super abgeschmeckt. Ein sehr harmonischer und feiner Gang.

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Rotbarbe und Chorizo mit Erbsen und Kirschbalsamico [7/10]

Mittlerweile ist es im Restaurant recht dunkel geworden. Vor Ort hat das nicht gestört. Die Kamera war damit aber leider komplett überfordert. Auch Tricks mit dem Computerprogramm konnten hier nicht viel retten. In Echt sahen die Speisen weiterhin sehr schön und farbig aus!

Ein richtig toller und intensiver Fisch. Die scharfe Chorizo passte unerwartet super dazu. Die Erbsen waren, wie nicht anders zu erwarten, ebenfalls perfekt. Der Geschmack nach Kirschen konnte ich leider nicht ausmachen.

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Kalb mit Morcheln, Emmentaler und Senf [8/10]

Das Kalb lag in drei Arten auf dem Tisch. Puristisch, gewürzt mit Salz und Pfeffer in Form von zwei (sehr) dünnen Filet-Tranchen, als Kalbsragout welches beim Servieren mit einem Löffel auf den Teller getreufelt wurde und zu guter Letzt stand neben dem Teller ein kleines Schälchen gefüllt mit einer Art Mousse mit Kalbsinnereien. Überzeugen konnten alle Drei! Das zarte und gut gewürzte Filet, das spannende Ragout und vor allem die tollen Innereien.

Der Salat lag in Form einer Sichel auf dem Teller und überragte dank den genialen Morcheln die versteckt unter dem knackigen Grün lagen. Selten macht Salatessen so viel Freude! Die Senfkörner setzten einen weiteren, feinen Akzent, die Emmentaler Tupfer gingen leider unter.

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Schnecken mit Speck, Rotwein, Sellerie und getrockneten Trauben [5/10]

Schnecken kannte ich bis dahin nur in Verbindung mit Kräuterbutter. Deshalb war ich auf diesen Gang besonders gespannt. Leider weiss ich auch noch heute nicht wie eine Schnecke schmeckt. Die Küche hat hier nämlich demonstriert was passiert wenn man es mit der Kreativität übertreibt und somit den Eigengeschmack eines Protagonisten begräbt. So lagen die paar Schnecken unter einem kalten Geschmackswirrwar der nach Sellerie schmeckte und im Abgang Trauben vermuten liess. Als wären die vielen Komponente nicht schon genug, hat Nieder auch noch ein paar kleine Pilze hinzu gelegt. Diese waren aber Geschmacksneutral und lediglich eine optische Zierde.

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„Tomme de Fleurette“ mit Birne, Thymian und Angostura [8/10]

Ein feiner Käse der von einem sehr passenden Thymiangeschmack begleitet wurde. Die Birnentupfer passten ebenfalls sehr gut dazu. Das selbstgemachte Birnenbrot war dagegen leider zu dünn geschnitten.

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Dessert von Rhabarber, Kokosnuss und Akazienblütensamen [9/10]

Überraschend nahmen wir das fehlen eines pré Deserts zur Kenntnis. Das tolle Rhabarber Desert tröstete uns aber rasch darüber hinweg. Dieser Teller harmonierte von links nach rechts und war ein Traum – verständlich, dass dieses Desert bereits vor einem Jahr auf der Karte stand. Das Akazienblütensamen Eis machte gegenüber der letztjährigen Version den Unterschied. Das Eis schmeckte sehr fein und harmonierte wunderbar mit den frischen und rohen Rhabarberstücken. Auch der Kokosnuss passte wunderbar dazu. Durch und durch sehr überzeugend.

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Friandis [7/10]

Mit Süssem war zum Glück noch nicht Schluss. Denn nun wurden weitere Schälchen mit Friandis aufgetragen. Unter anderem Macarons, Gelee oder Jägermeister Drops.

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Praliné [10/10]

Zum Espresso gab es noch eine tolle Auswahl an selbstgemachten Pralinen. Da gab es solche mit Marzipanfüllung, welche mit gesalzener Erdnuss, mit Studentenfutter oder sogar eines, welches den Mund zum knistern brach. Eine kreative und geschmacklich überragende Auswahl.

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Fazit: Heiko Nieder und seinem Team ist kein Aufwand zu gross. Das sieht man auf jedem einzelnen Teller. Man findet in jedem Gericht verschiedene Zubereitungsarten und kleine Finessen. Auch das Verbinden von Zutaten die auf den ersten Blick nicht zusammen passen (Erdbeeren und Oliven) macht das Essen spannend. Zudem war alles auf unserem Tisch perfekt und auf sehr hohem Niveau zubereitet.

Schlussendlich entscheidet jedoch der Gaumen ob sich der ganze Aufwand lohnt oder ob weniger mehr gewesen wäre. Und so sassen wir oft hinter dem leer gegessenen Teller und fragten uns wo die Geschmacksexplosion bleibt.

Bis aufs Dessert konnte kein Gang aus dem Menü uneingeschränkt überzeugen. Es schmeckte zwar alles sehr fein aber auf dem (Preis)-Niveau möchte ich mehr. Ich möchte begeistert werden, neues entdecken, ja einfach so gut Essen wie sonst nicht. Bei einigen Gerichten wollte die Crew um Nieder vielleicht auch einfach zu viel.

Ein gutes Beispiel dafür ist der Gang mit den Schnecken. Schnecken, Speck, Rotwein, Sellerie und getrocknete Trauben waren auf dem Menü aufgeführt. Es schmeckte aber weder nach Schnecken noch nach Rotwein sondern nach kaltem Sellerie und ein wenig nach Trauben. Als wären die vielen Komponenten nicht schon genug, legte man auch noch kleine Pilze dazu. Diese schmeckten nach Nichts und waren keine Bereicherung.

Für meinen Geschmack waren zudem fast alle Gänge zu knapp portioniert. Nein, wir hatten nach dem Essen keinen Hunger mehr, aber gewisse Komponente konnte man nur einmal probieren und da waren sie schon weg.

Das Service-Team hat einen sehr guten Job gemacht. Die Gänge kamen immer im richtigen Moment. Es wurde pünktlich das neue Geschirr aufgetragen und der Service war zum Teil so unscheinbar, dass wir nicht einmal bemerkten als uns das Brot weggetragen wurde. Auch die sehr zuvorkommende Art möchte hier gelobt sein! Einziger Wehrmutstropfen war die Tatsache, dass uns zwei Gerichte aufgetragen wurden ohne uns diese vorzustellen. Da hiess es einfach „Das Desert von der Rhabarber“ und man musste sich krampfhaft versuchen zu erinnern welche Komponenten auf dem Menü aufgeführt waren. Das darf natürlich nicht sein!

Wir hatten einen schönen Abend und wurden in diesen fünf einhalb Stunden (!) richtig verwöhnt. Es gab nicht einfach nur sechs Teller sondern viele Aufmerksamkeiten, zwei Amouses, Apérohäppchen und und und. Ein Besuch im The Restaurant hat aber auch seinen Preis. Und vergleicht man diesen mit anderen Restaurants in dieser Preisklasse würde ich jedem empfehlen die 220 Franken fürs Menü lieber in der nahe gelegenen Kunststuben zu investieren. Da gab es zwar nicht viel Drumherum dafür war jeder einzelne Teller eine Offenbarung.

Menü: Die Speisekarte wechselt alle drei Monate. Zur Auswahl steht ein 7 Gang Menü (wie beschrieben) für 218.-. Sowie ein, um den Käse und Schnecken gekürztes, 5 Gang Menü. Dieses schlägt mit 178.- zu Buche. Alternativ steht auch noch ein vegetarisches 5 Gang Menü für 148.- zur Wahl. Das à la carte Angebot ist klein und extrem teuer. Vorspeisen 39.- bis 75.- / Hauptgänge 65.- bis 95.- / Desert 23.- bis 39.-).  Das Auswechseln eines einzelnen Ganges durch eine à la carte Speise war kein Problem.

Wein: 7 Gänge, 7 Weine wobei der erste Wein auch gleich für die Häppchen und die Amouses eingeschenkt wurde. Dabei hat man zwei Mal nachgeschenkt. Beim Desertwein war man ebenfalls grosszügig. Für die Weinbegleitung verrechnete man uns 120.-. Ein sehr solzer Preis für das Gebotene. Die Begleitung passte zwar zum Menü, jedoch hat uns kein Tropfen genug beeindruckt als das wir diesen in den eigenen Weinkeller stellen würden. Bei dem Preis müssten aber schon drei, vier überdurchschnittliche Weine dabei sein.

Online: Die Homepage ist uninformativ. Lediglich ein paar Bilder des Restaurants sind darauf zu finden. Es fehlen ein paar Hintergrundberichte und vor allem Fotos der schönen Gerichte. Immerhin findet man das Wichtigste darauf: das aktuelle Menü!

Wertung: Gourmör / Michelin / Gault-Millau

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2 Gedanken zu “The Restaurant (The Dolder Grand), Zürich

  1. Woow vielen Dank für den Bericht. Bin so richtig gespannt auf das The Restaurant. Bin nämlich auf der Suche nach einem richtige guten Gourmet Restaurant in Zürich. Habe mir hier mal informiert: http://www.thedoldergrand.com/dining.html

    Aber du hast Recht, da könnten ein paar Infos mehr sein. Trotzdem ich werde mir einen Tisch reservieren und testen. Bin schon extrem gespannt.

    Liebe Grüsse, Sophia

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