Der Gault-Millau Schweiz hat heute seine Punkte fürs 2012 vergeben. Wie ich bereits gestern auf der Gourmör-Facebook Seite geschrieben habe, wurde Franz Wiget vom Restaurant ‚Adelboden‘ in Steinen mit dem Titel „Koch des Jahres 2012“ ausgezeichnet. Die 18 Punkte die er seit 4 Jahren hält wurden auf diesem Niveau belassen.
Die ehemaligen 19-Punkte Häuser ‚Kunststuben‚ in Küsnacht und das ‚La Pont de Brent‚ wurden auf 18 Punkte runter gestuft da beide unter neuer Leitung stehen.
Somit verbleiben noch sechs Restaurants auf dem Punktemaximum (19 Punkte) obwohl hier die Höchstauszeichnungen im Gegensatz zum Guide Michelin immer noch recht spendabel verteilt sind. Der Französiche Branchenprimus Michelin vergab in der letzten Ausgabe nämlich lediglich zwei Mal die Höchstnote von 3 Sternen und zwar an die Restaurants ‚Schauenstein‘ von Andreas Caminada (Bericht folgt bald) und an ‚Philippe Rochat‘ in Crissier. Letzterer wird im kommenden April sein Restaurant leider ebenfalls an seinen langjährigen Sous Chef (Benoît Violier) abgeben. Die Schweiz verliert damit nach Horst Petermann und Gerard Rabaey innert 18 Monaten einen weiteren grossartigen Chef.
Auffallend an der Gault-Millau Punktevergabe ist, dass wie in der Vergangenheit viele Restaurants Zusatzpunkte erhielten welche im letzten November bereits vom Michelin Führer aufgewertet wurden. Ob das die Kochqualität bestätigt oder ob man sich hier ein wenig beeinflussen lässt sei dahin gestellt. Auf jeden Fall wurden die Brüder Homann, wie ebenfalls gestern vorausgesagt, in Ihrem ‚Homann’s‘ in Samnaun zu den „Aufsteigern des Jahres 2012“ (neu 18 Punkte) befördert nachdem die Beiden im letzten Jahr den 2. Michelin Stern erkocht hatten. Auch der zweite „Aufsteiger des Jahres“, Markus Arnold im ‚Meridiano‘ in Bern (neu 17 Punkte), wurde im letzten Jahr ebenfalls mit einem Stern ausgezeichnet. Beim dritten „neuen“ 2 Sterner, das ‚Ecco‘ in Ascona hat man sich jetzt ebenfalls endlich (!) zu einer höheren Bewertung (16 Punkte) durchgerungen. Die neue Wertung reicht in meinen Augen zwar immer noch nicht aus um die Qualität von Rolf Fliegaufs Küche widerzuspiegeln aber immerhin schon besser als die bisher überhaupt nicht nachvollziehbaren 15 Punkte.
An der Gault-Millau Tradition, dass man keine 19 oder 18er Köche runterstuft (einzig vor fünf Jahren machte man bei Daniel Bumanns ‚Chesa Pirani‘ eine Ausnahme als man ihn auf 17 Punkte abstrafte um ihn dann ein Jahr später wieder in die 18 Punkte Liga zu hieven) hat man festgehalten obwohl dies in meinen Augen auf die Kosten der Glaubwürdigkeit des Guides geht.
Der Gault-Millau 2012 erscheint am Mittwoch in den Buchhandlungen. Wie Chefredaktor Urs Heller in einem tollen Vorwort in der aktuellen „al dente“ geschrieben hat, befinden sich unter den 837 bewerteten Restaurants ein Grossteil (696) an einfachen Restaurants und Gasthöfen in denen mit viel Liebe und guten Produkten gekocht wird. Gutes Essen hat nämlich nichts mit hohen Preisen oder biederer Atmosphäre zu tun.
Eine (unvollständigen) Übersicht der neuen Punkte-Ordnung findet ihr hier.