La Miranda in Samnaun

Das kleine Gourmetrestaurant im Chasa Montana hatte in den letzten sechs Jahren gleich drei Küchenchefwechsel zu verzeichnen und durch diese Turbulenzen 2011 sogar den Michelin Stern verloren. Seit zwei Jahren ist der Österreicher Johannes Partoll für die Kulinarik im 4-Sterne-Superior-Hotel verantwortlich. Seitdem ist bei der 17 Mann grossen Küchenbrigade – welche alle vier Restaurants des Hauses bedient – wieder Ruhe und Konstanz eingekehrt. Seit dem letzten November leuchtet sogar der begehrte Stern über dem La Miranda wieder.

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Das intime Restaurant befindet sich zwischen dem Restaurant La Pasta und der Bar Natioli. Die sechs Tische werden von zwei Servicemitarbeitern betreut, die auch die Gäste im La Pasta bedienen. Heute Abend sind im La Miranda nur zwei Tische besetzt. Neben unserem Vierertisch, sitzt in der Ecke noch ein einzelner Herr der sich später als Michelin Tester zu erkennen geben wird. Auf der Karte finden wir zwei Menüs aus denen man die einzelnen Gerichte auch à la carte bestellen kann. Einzig die Tatsache, dass das Angebot auf der Website und hier auf der Karte nicht kongruent ist, verwirrt uns etwas. Aber egal, wir studieren die einzelnen Optionen und stellen uns aus den beiden Speisefolgen ein eigenes Menü zusammen. Dies ist hier völlig unkompliziert möglich.

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Häppchen [8/10]

Zur Einstimmung starten wir mit drei verschiedenen Snacks. Fein abgeschmeckt ist das Rindstatar mit dem Wachtelei und der schön eingearbeiteten Senf-Note. Stark auch das knusprige Cornet gefüllt mit einer kalten Fenchel-Crème, Yuzu und einem Lachstatar. Als Höhepunkt der Trilogie entpuppt sich ein asiatischer Cracker bei dem Tuna, Ingwer und Wasabi gekonnt zu einem fantastischen Leckerbissen vereint wurden.

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Brot

Beim Gebäck gibt es eine grosse und wohlduftende Auswahl. So finden wir auf dem Tisch zweierlei hauchdünne Chips mit dezenten Peperoni- und Kürbiskernen-Aromen, sowie zweierlei Brot mit Oliven und Randen. Dazu serviert man uns ein himmlisches, noch warmes Foccacia mit Rosmarin und Knoblauch. Als wäre das nicht genug gibt es noch zur Region passendes Bündnerfleisch und Salsiz, sowie dreierlei Butter mit den Aromen Petersilie, Oliven und Nuss. Die Präsentation ist kreativ, obwohl sie uns doch recht stark an die Version des anderen Sternerestaurants im Dorf erinnert.

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Amuse Bouche [7/10]

Das Amuse Bouche wird auf einem eleganten, dunklen Teller serviert. Im Zentrum steht ein geräuchertes Kartoffel-Espuma. Begleitet wird dieses von einem raffinierten, halbweichen Eigelb welches 12 Stunden gefroren und erst kurz vor dem Service auf Zimmertemperatur gebracht wurde. Finalisiert wird das tolle Gericht mit knusprigen Chips und Stör-Kaviar aus Österreich (Produzent Grüll in Salzburg). Ein sehr verheissungsvoller Auftakt.

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Rotes Almsaiblingsfilet vom Arlberg mit Rettich, Gurke, Zitrone & Quinoa [9/10]

Jetzt fängt es neben unserem Tisch an zu brutzeln und zischen. Das Geräusch und der angenehme Duft kommen von einem heissen Stein, auf dem Tranchen vom rohen Saibling mit etwas Quinoa liegen. Gleichzeitig erreicht uns ein wunderschön angerichteter und traumhaft asiatisch duftender Teller. Der aus dem Arlberg stammende Saibling liegt noch einige Sekunden auf dem Stein und wird dadurch leicht gegart. Anschliessend wandert er auf unseren Teller und finalisiert so das Gericht. Dann probieren wir uns durch die vor uns liegende Landschaft und erleben ein Highlight nach dem anderen. Alles schmeckt frisch, fantasievoll und ist durch und durch ein Hochgenuss. Die zweite Saiblingtranche wurde lediglich ein paar Minuten unter der Wärmebrücke gegart und verfügt Dank der Beizung, über ein dezentes, aber facettenreiches Aroma das uns an Lebkuchen erinnert. Kontrastiert wird das wundervolle Gericht mit frischen Zitrusnoten, einem süss-sauren Zusammenspiel vom Apfel und einer eleganten und perfekt dosierten Schärfe vom Wasabi. Optisch und geschmacklich grossartig.

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Französische Gänseleber „Milk & Coffee“ mit Aroniabeeren [8/10]

Auch die Gänselebervariation begeistert. Thematisch erinnert uns die Komposition an ein Gericht von Christian Bau. Dies kommt nicht von ungefähr, denn ein Jungkoch in Partolls Brigade hat bereits einmal Küchenluft beim deutschen 3-Sterne-Koch geschnuppert und sich von der Kombination inspirieren lassen. Zwar ist die Differenz von zwei Sternen klar erkennbar doch auch diese Komposition macht uns überglücklich. Stark wie man die zart schmelzende Leber und die würzigen Kaffeenoten vereint – auch wenn Letztere bisweilen etwas zu stark Oberhand gewinnt. Erweitert wird das Gericht mit Milchstaub und Aroniabeeren die dem Gericht eine angenehme Säure spendieren. Die grössten Highlights auf dem Teller sind das wundervolle Gänseleber Glace und die zauberhafte Praliné mit dem hauchdünnen Kaffeegeléemantel, welche im Innern eine geröstete Haselnuss verbirgt – fabelhaft. Da verzeihen wir auch das gar trockene Brioche.

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Kaisergranat mit schwarzem Knoblauch, fermentiertem Lauch & Topinambur [8/10]

Weiter geht es mit einem ausgezeichneten Kaisergranat – ein fantastisches Exemplar aus dem Wildfang vor der portugiesischen Küste. Das edle Krustentier ist perfekt gegart und stark im Aroma. Dazu gibt es geröstete Mandeln, grillierte Frühlingszwiebeln und leichte Nuancen vom schwarzen Knoblauch. Hier zeigt sich die Stärke von Johannes Partoll. Dieser schafft es ein aussergewöhnliches Gericht zu kreieren, welches gleichzeitig elegant und traumhaft intensiv schmeckt. So hat die Begleitung des Kaisergranats viel Geschmack, lässt dem beeindruckenden Hauptakteur aber viel Platz – vorbildlich!

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Milchkalbsbries aus dem Engaind mit Salz-Sellerie, Maroni & Cox Orange-Apfel [8/10]

Nun folgt mit der Kalbsmilke eine weitere Delikatesse. Diese ist zauberhaft zubereitet und hat eine knusprige Hülle ohne dass dadurch der typische Geschmack verloren geht. Im Gegenteil, die Milke kann in Kombination mit dem Eigelb, ihr volles Aroma entfalten. Das Resultat ist ein süffiges und äusserst intensives Gericht auf sehr hohem Niveau!

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Engadiner Beef – „Nose to tail“ mit Rosenkohl, Chioggia Rübe und Molke [9/10]

Mit dem Hauptgang „nose to tail“ trifft man den kulinarischen Nerv der Zeit. Es ist im Moment en vogue nicht nur die vermeintlichen Edelstücke eines Tieres zu servieren, sondern auch die Teile, die vielerorts von der kulinarischen Bildfläche verschwunden sind. Wir begrüssen diese Situation und ziehen ein schön zubereitetes Markbein einem Filet immer vor.

Im La Miranda gibt es auch gleich ein Lehrstück, wie ein solches Gericht zu schmecken hat, denn die Kombination ist hier auf Top-Niveau. Wir starten mit dem grossartigen Praliné gefüllt mit geschmortem Ochsenschwanz, weiter geht es mit der delikaten, frittierten Zunge in der Teigtasche. Auch die geschmorte Rippe schmeckt ausgezeichnet. Sogar für den einen Tick zu trocken geratene Rücken gibt es dank dem beeindruckend intensiven Jus, gedanklichen Applaus. Ein weiteres Highlight ist die weisse Rande, welche Aussieht wie ein Markbein. Diese wurde ausgehöhlt und mit grossartigem Knochenmark-Espuma aufgefüllt. Als Krönung findet man darauf noch ein Stück pures Mark. Ein Teller zum reinknien!

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Inspiration des Waldes [6/10]

Das Dessert mit der Waldlandschaft ist schön arrangiert und auch geschmacklich stark. Mit der Kombination aus Tonkabohnen, der fruchtigen Himbeere und der gehaltvollen Schokolade schafft man den idealen Balanceakt zwischen Erfrischung und Intensität. Ein schöner Abschluss.

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Und als Friandises [6/10] serviert man uns Kaffee-Kardamompralinés, süchtig machende Luftschokolade, Florentiner und Erdbeer-Champagnerpralinés.

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Fazit: Wow, was für ein begeisterndes und geschmacksvolles Menü! Fast jeder Teller war ein Hochgenuss. Die Gerichte waren hervorragend arrangiert und geschmacksintensiv. Dabei schaffte es Küchenchef Johannes Partoll, dass die Spannung das ganze Menü hindurch anhält. Jedes Gericht überzeugte auf seine Weise, ohne dass Langeweile aufkommt. Dies ist auch der Tatsache zu verdanken, dass Partoll auf überflüssige Elemente verzichtet und sich dabei auf seine harmonischen Gerichte fokussiert. Für uns ist das La Miranda eine grosse Überraschung und die Kollegen vom Gault-Millau tun gut daran das tiefe Punktekonto rasch aufzustocken. Wir gehen gar einen Schritt weiter und sind überzeugt, dass Partoll und sein Team das Potential haben, bei anhaltender Konstanz, leichten Verfeinerungen und Fokussierung auf den eigenen Stil, den zweiten Michelin Stern zu holen. Unser Menü war jedenfalls über einige Strecken bereits auf 9 Ö Niveau.

Der Service machte übrigens einen guten Job. Auch wenn es nicht einfach ist, Gäste in zwei Restaurants zu bedienen. Dies ist im Anbetracht der Wirtschaftlichkeit aber leider nicht anders möglich. Wir haben uns auf jeden Fall sehr wohl gefühlt. Samnaun strahlt auf der kulinarischen Landkarte der Schweiz also noch heller. Und die Fahrt in die abgelegene Schweizer Gemeinde ist dank der beiden Spitzenbetriebe Homann’s und La Miranda für jeden Gourmet ein Muss!

la_miranda_chasa_montana_samnaun_johannes_partoll_23Küchenchef Johannes Partoll

la_miranda_chasa_montana_samnaun_johannes_partoll_brigadeDie La Miranda-Brigade: Christian Jeske, Chef Johannes Partoll, Sous Chef Viktor Bernst, Martina Eiber, Christoph Kuttin und Yvonne Marquard (fehlt auf dem Foto)

Zeit: Das Dinner dauerte angenehme 3 Stunden und 45 Minuten

Menü: Das „La Miranda Menü“ umfasst sechs (199 CHF) oder fünf Gänge (169 CHF). Dazu gibt es Häppchen, ein Amuse Bouche und Friandises. Das „Kleine Menü“ umfasst vier Gänge und wird mit 139 Franken verrechnet. Die zehn Gerichte aus diesen beiden Menüs können auch à la carte bestellt werden (Vorspeisen ca. 36 Franken / Hauptgänge 60 Franken). Die günstigste Variante ist das Überraschungsmenü. Dieses kostet in fünf Gängen 125 Franken, in vier 110 Franken und in drei 95 Franken. Hier wählt der Küchenchef selber aus. Mal ist es ein neues Gericht, dass man noch nicht auf der Karte hatte oder auch ein à la carte Gericht, dass man etwas einfacher zubereitet.

Wein: Das Restaurant kann auf den umfangreichen und gut sortierten Weinkeller des Hotels zugrückgreifen. Entsprechend gross und spannend ist die Karte. Die Weinpreise sind fair kalkuliert. Gleich zwei talentierte Sommeliers unterstützen die Gäste bei der Auswahl der passenden Weine.

Unsere Weinbegleitung wurde mit 80 Franken verrechnet:

Riesling Federspiel Klostersatz 2012, Paul Stierschneider, Urbanushof, Loiben, Wachau, Österreich
Muskat-Ottonel Auslese 2011, G. Kracher, Illmitz, Neusiedlersee, Österreich
Pinot Gris 2011, Cicero Weinbau, Zizers, Graubünden, Schweiz
Ciprian 2010, Familie Engler, Zizers, Graubünden, SchweizChâteaux Cap de Faugères 2010, Castillon, Bordeaux, Frankreich
Late Bottled Vintage Port 2008, D. van Niepoort, Douro, Portugal

Online: Die Website des Restaurants ist in die Hotelseite integriert. Man findet darauf nur ein paar wenige Fotos und Informationen. Die Speisekarte sind nicht immer aktuell.

Wertung: Gourmör O8 / Michelin M1 / Gault-Millau GM15

Sonderauszeichnung:  Schöne Zigarren-Lounge vorhanden

(Besucht im Januar 2015)

Le Chat-Botté in Genf

Als der Gault-Millau Schweiz im Herbst 2008 Dominique Gauthier zum „Koch des Jahres“ ernannte, rieben sich viele verwundert die Augen. Den gebürtigen Franzosen hatten nur die wenigsten auf dem Schirm für diese renommierte Auszeichnung. Dies hat aber nichts mit fehlendem Talent des 48-Jährigen zu tun, sondern mehr mit der Tatsache, dass aus Deutschschweizer Sicht Genf oftmals etwas vergessen geht und der sympathische Koch zu dem Zeitpunkt noch nicht einmal einen Michelin Stern besass (was sich aber bereits einen Monat nach der Auszeichnung änderte). Seit diesem besagten Herbst stand das Restaurant, welches nach einem bekannten Märchen der Gebrüder Grimm benannt ist, auf unserer Wunschliste und als wir endlich die Reise nach Genf planten, war es von vornherein klar, dass wir im Le Chat-Botté einen Tisch reservieren.

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Es ist kurz vor 19 Uhr als wir das elegante Restaurant im luxuriösen Hotel Beau-Rivage (zu unserem Bericht) betreten und von einer gut gelaunten Servicecrew in Empfang genommen werden. Wir sind die ersten Gäste im eigentlichen Restaurant – bereits anwesend ist eine etwa 20 Personen grosse Gruppe, im abgetrennten Séparée. Gauthier und seine Küchenbrigade sind sich gewohnt für viele Gäste zu kochen. Bei vollem Lokal bedient man 65 Couverts. Sogar einen Chefstable in der grossen Küche gehört zum Angebot.

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Wir sind froh, dass wir nicht in der heissen Küche tafeln müssen, sondern an einem dieser formidablen Tische im gemütlichen Speisesaal sitzen dürfen. Während wir die grossformatige Speisekarte studieren, füllen sich nach und nach auch die Tische um uns herum. Das Restaurant gefällt uns. Einzig die altbackenen Vorhänge wirken schwermütig. Vor allem von Aussen käme man wegen den ausdruckslosen Gardinen nie auf die Idee, dass sich hier eines der besten Restaurants der Stadt befindet.

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Vincent Debergé tritt nun an unseren Tisch. Der Sommelier erkundigt sich nach unseren Apéro-Wünschen und legt die schwere und umfangreiche Weinkarte – oder besser gesagt Weinbibel – auf den Tisch. Der Weinkeller ist einer der grössten der Schweiz, weshalb man auf der Karte gut gereifte Erzeugnisse findet. Die jungen Jahrgänge wandern erst nach einer gewissen Zeit auf die Karte. Vorbildlich und ein Luxus den sich nur kapitalstarke Adressen leisten können. Ein önologischer Traum für alle Weinliebhaber – wenn man das nötige Kleingeld für die Trouvaillen zur Verfügung hat. Debergé hat eine sehr positive Art und seine Begeisterung für die edlen Tropfen ist spürbar. Auf der Karte wird auch eine Weinbegleitung angeboten. Wir entscheiden uns für diese und sind gespannt, ob ihr ein grosses Augenmerk geschenkt wird oder ob sie womöglich – wie schon oft erlebt – eher zur Alibiübung verkommt. Beim Menü fällt die Wahl auf das grosse „Prestige“ für 220 Franken.

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le_chat_botte_beau_rivage_dominique_gauthier_genf_9Sommelier Vincent Debergé

 

Häppchen [5/10]

Wir starten mit einem feinen Kalbstatar unter einer Scheibe Trüffel aus dem Burgund, sowie einer Prise Fleur de Sel. Das zweite Häppchen ist ein warmer Parmesan-Cracker mit noch leicht flüssigem Kern – wunderbar. Ein schöner Auftakt, der herrlich mit dem rosé Champagner aus dem Hause Duval-Leroy korrespondiert.

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Gebäck

Die nächste lukullische Darbietung kommt als kleines Gebäck daher. Es wird als Mischung zwischen Croissant und Brioche annonciert und zu Recht als einzelner Gang präsentiert. Denn das himmlische Gebäck hat diesen Auftritt redlich verdient. Kindheitserinnerungen werden wach, als der Bäcker im Dorf die Gipfeli noch selber hergestellt hat. Extrem frisch und buttrig, dazu Nuancen von Oliven und Tomaten – traumhaft.

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Amuse Bouche: Nuage de cèpes [5/10]

Das Amuse folgt auf den Fuss und greift das Herbst-Thema wunderbar auf. Im Glas findet sich ein leichtes und sehr authentisches Steinpilz-Mousse wieder. Dieses ist mit etwas Trüffel verfeinert. Das Mousse rührt nicht mit der grossen Kelle an, sondern ist eher subtil. Die Pilze schmecken als würde man sie direkt vom feuchten Waldboden pflücken. Der Kürbiscracker bietet, sowohl geschmacklich als auch texturell, einen schönen Kontrast. Ein leiser, aber nicht minder guter Start. Der dazu servierte Pinot Gris passt hervorragend und unterstreicht die harmonische Komposition ohne davon abzulenken.

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Homard bleu de Bretagne [7/10]

Etwas gar schnell – das leere Geschirr vom Amuse wurde erst vor drei Minuten abgeräumt – startet mit dem perfekt gegarten Hummer das eigentliche Menü. Die  überraschend kalte Komposition duftet himmlisch nach dem azurblauen Meer, Kokosnuss und frischem Zitronengras. Das Ganze ist dermassen zugänglich und exotisch zugleich, dass wir das Gericht sofort in unsere Herzen schliessen.

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Die Brotauswahl ist sehr frisch. Vor allem das feine Speckbrot und das spannende Kräuter-Oliven Focaccia können wir wärmstens weiterempfehlen.

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Noix de Saint-Jacques d’Erquy [7/10]

Im zweiten Gang haben wir einen Akteur, der noch vor wenigen Jahren in fast jedem Menü seinen Auftritt hatte, aber in letzter Zeit etwas in Vergessenheit geriet: die Jakobsmuschel. Zu Unrecht, denn gerade bei dieser Qualität ist es eine wahre Delikatesse. Gauthier setzt auf sehr grosse und saftige Exemplare aus Erquy in der Bretagne. Er hat die Muschel auf beiden Seiten scharf angebraten. Das Ergebnis ist ein unvergleichliches, authentisches Aroma. Dazu gesellt sich ein toller Jus mit Artischocken und einem Topinambur Purée. Für die zusätzliche Note sorgt der wundervolle Albatrüffel und etwas Pistaziencrumble.

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Bar de ligne de l’île d’Yeu [8/10]

Ein Highlight ist dann der Wolfsbarsch, mit seiner knusprigen Haut und den gebratenen Steinpilzen, welche durch die Röstaromen einen animalischen Kick geben. Dieser wird mit knusprigen Knoblauch-Spänen weiter unterstrichen. Selten, dass ein Fischgang mit unorthodoxen Begleitern so gut funktioniert wie hier. Ein ausgezeichnetes Gericht mit sehr viel Geschmack und einem hervorragendem Handwerk.

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Chevreuil d’Autriche  [8/10]

Genauso begeistert sind wir vom österreichischen Reh im Hauptgang. Das Wild ist medium rare gebraten und geht mit dem hammermässigen Jus eine himmlische Mariage ein. Wuchtig und mit viel Power – das macht grossen Spass. Dazu ein delikates Pastinaken-Mousseline, welches ruhig noch etwas grösser portioniert sein dürfte. Abgerundet wird das Wild Thema durch die eingelegte Birne mit dem leichten Zimtaroma, sowie den Rosenkohlblättern mit dem überraschend intensiven Goût. Ausgezeichnet ist auch der Wein, welcher dem Gericht die letzte Power gibt.

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Die Käseauswahl ist gross und abwechslungsreich. Erzeugnisse aus der Schweiz und Frankreich sind darauf zu finden. Wir lassen uns ein Paar empfehlen. Dazu serviert man uns Dörrfrüchte und Nüsse.

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Coing poché [7/10]

Das Pré-Dessert macht definitiv grosse Lust auf mehr. Wir werden von einem wunderbaren Vanilleespuma begrüsst welches über pochierten Quittenwürfel liegt. Dazu winterliche Glühweinnoten.

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Noix comme une tarte [7/10]

Die drei Themen Walnuss, Caramel und Schokolade werden mit dieser Tarte wunderbar aufgegriffen und zu einem tollen Dessert vereint. Dieses ist toll umgesetzt, hat schöne Aromen und ist trotzdem angenehm leicht. Stark auch die leicht gesalzene Caramel-Glace.

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Friandises [5/10]

Zum Abschluss reicht man uns ein mini Tropézienne mit einem leichten Orangenaroma. Daneben ein mit Kastanienhonig, Feigen und Gewürzen abgeschmecktes Joghurt. Diese sind sehr fein, konnten aber das hohe Niveau der vorherigen Süssigkeiten nicht halten.

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Fazit: Wir genossen im Le Chat-Botté einen tollen Abend mit einem Menü auf sehr hohem Niveau. An den Wolfsbarsch und das Reh im Hauptgang erinnern wir uns noch Monate später. Aber auch der Rest überzeugte dank hochwertigen Produkten und einem hervorragenden Handwerk der 9-köpfigen Brigade. Ein grosses Lob geht auch an den zuvorkommenden Service. Trotz des vollen Restaurants kümmert man sich hier zuvorkommen um jeden einzelnen Gast. Genial war die Weinbegleitung von Sommelier Vincent Debergé. Damit demonstriert er, dass er nicht nur grosse Erzeugnisse einkaufen, verwalten und entkorken kann, sondern es auch schafft, mit einer individuell auf’s Menü abgestimmte Begleitung die einzelnen Gerichte hervorzuheben. Er servierte uns die beste Weinbegleitung im letzten Jahr und ist somit unser Sommelier des Jahres 2014.

le_chat_botte_beau_rivage_dominique_gauthier_genf_8Seit 1992 im Le Chat-Botté Küchenchef Dominique Gauthier

 

Zeit: Das Dinner dauerte 3 1/2 Stunden.

Menü: Drei verschiedene Menüs stehen zur Auswahl. Das Menü in vier Gängen zu 170 Franken, das vegetarische vier Gänge Menü für 140 Franken und das Menu Prestige in sechs Gängen (inklusive Käse) für 220 Franken. Dazu gibt es Häppchen, ein Amuse Bouche, ein pré Dessert, sowie Friandises. Auch à la carte kann man bestellen. Die Vorspeisen kosten zwischen 40 und 85 Franken, die Hauptgänge zwischen 60 und 95 Franken. Die Desserts gibt es für 25 Franken.

Wein: Das Restaurant verfügt über einen der grössten Weinkeller der Schweiz. Entsprechend gross ist die Auswahl auf der Karte wobei man viele gut gereifte Flaschen findet. Gerne bietet Sommelier Vincent Debergé auch eine perfekt auf das Menü abgestimmte Weinbegleitung an. Je nach Weinen variiert diese von 90 bis 120 Franken. Hier die Tropfen die uns für den Preis von 110 Franken kredenzt wurden:

Pinot Gris 2012 Domaine des Balisiers
Petite Arvine Les Seyes 2011 La Cave des Amandiers
Riesling Grand Cru Schlossberg 2011 Domaine Albert Mann
Meursault Les Pellans 2010 Domaine d’Ardhuy
Châteauneuf-du-Pape 2007 Domaine La Roquette
Savigny-lès-Beaune 2010 Domaine Tollot-Beaut
Tokaji Aszu 5 Puttonyos 2001 domaine Hetszolo

Online: Auf der Website findet man einige Food-Fotos und die aktuellen Menüs.

 

Wertung: Gourmör O7 / Michelin M1 / Gault-Millau GM18

 (Besucht im Oktober 2014)

La Passion in Eglisau

Das Romantikhotel Hirschen in Eglisau steht direkt am Rhein. Draussen auf der Terrasse des gemütlichen Hirschen-Bistros geniessen die Gäste, an diesem angenehm warmen Spätsommerabend, Klassiker wie das Wienerschnitzel oder Moules-frites und beobachten dabei den Sonnenuntergang, der sich malerisch auf der Wasseroberfläche spiegelt. Im Obergeschoss des Hirschen befindet sich das kleine Gourmetrestaurant La Passion. Hier kocht der 30-jährige Christian Kuchler. Der Kochberuf wurde ihm in die Wiege gelegt. Sein Vater Wolfgang besitzt in Wigoltingen die Taverne zum Schäfli, ebenfalls ein Spitzenrestaurant mit 18 Punkten im Gault-Millau und einem Stern im Guide Michelin.

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Schon als kleiner Junge stand Christian oft in Vaters Küche und hat sich vom Geschehen, den Aromen und Produkten begeistern lassen. Der Berufswunsch war entsprechend gesetzt und nach der erfolgreich abgeschlossenen Lehre ging es auf Wanderjahre bei den Grossen in Europa. So arbeitete er bei Harald Wohlfahrt in der Schwarzwaldstube, bei Didier de Courten in Sierre und, als einziger nicht-Franzose, in der Brigade von Alain Ducasse in Paris. Zurück in der Schweiz übernahm Kuchler in Diessenhofen seine erste Stelle als Küchenchef und wurde vom Gault-Millau gleich zur „Entdeckung des Jahres“ ernannt. Zwei Jahre später übernahm er die Küche im Hirschen.

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Das La Passion ist gemütlich und elegant eingerichtet. Auf dem schönen Holzboden stehen gerade mal sechs (!) Tische, welche Platz für maximal 20 Couverts bieten. Trotz der beschränkten Raumgrösse, hat man genügend Abstand zwischen den Tischen freigehalten, um eine angenehme Atmosphäre zu schaffen. Einzig die Party-Musik zur späten Stunde – von der Hochzeit im Nebensaal – mag den intimen Rahmen etwas trüben. Einen Tisch im Hirschen zu ergattern ist keine leichte Aufgabe. Seit der Auszeichnung zum „Gault-Millaus Aufsteiger des Jahrs 2014“ vor 15 Monaten ist das Restaurant fast immer ausgebucht. Wir haben entsprechend Wochen im Voraus zum Hörer gegriffen, um für heute Abend einer dieser begehrten Tische zu sichern. Eine frühzeitige Reservation wird auch für die nächsten Monate nötig sein, denn wer nochmals bei Christian Kuchler in Eglisau speisen will muss sich spurten – der Thurgauer übernimmt im Juli den elterlichen Betrieb in Wigoltingen.

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Wir werden von der charmanten Audrey Lewa in Empfang genommen. Die gebürtige Französin begleitet die Gäste als Chef de Service und Sommelière mit ihrem charmanten Akzent und dem grossen Fachwissen, durch den Abend. Ihre Servicekolleginnen halten sich dezent im Hintergrund. Zur ersten Erfrischung reicht man uns ein kleines Frottétuch mit vitalisierenden Ölen und erkundigt sich nach unseren Apéro-Wünschen.

Apéro-Häppchen [6/10]

Zum bestellten Sekt vom lokalen Produzenten, serviert man uns die ersten Häppchen. Hier in Eglisau gibt es dazu nicht einfach ein paar Kleinigkeiten, sondern man fährt eine regelrechte Armada auf. So wandert ein Töpfchen nach dem anderen auf unseren Tisch. Kaum ist alles aufgestellt probieren wir die warmen Eierschwämmli unter einem raffinierten Zwiebelschaum. Weiter geht es mit einer asiatisch anmutenden Jakobsmuschel an Soja-Reduktion, bevor wir uns anschliessend freudig dem aromatischen Saibling im Brunnenkresse-Sud widmen. Weniger gut gefällt uns die gehobelte Gänseleber. Sie geriet viel zu staubig und ist zudem zu kalt temperiert, wodurch die Foie gras im Mund nicht sofort schmilzt und das avisierte Geschmacksfeuerwerk ausbleibt. Darüber hinweg tröstet das himmlische, aber auch sehr fragile, Algen-Macaron mit Sauerrahm, Kartoffeln und edlem Osietra Kaviar. Der Höhepunkt ist die dunkle Ochsenschwanz-Essenz mit ihrer unglaublichen Power – wow, der grosse Aufwand für die Zubereitung hat sich gelohnt.

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Nach diesem abwechslungsreichen Auftakt haben wir die Wahl, ob wir uns heute Abend weiterhin überraschen lassen möchten oder ob wir vorher lieber einen Blick ins Menü werfen. Wir bitten um die Karte. Darauf finden wir ein einzelnes Menü in sieben Gängen. Dieses lässt sich individuell kürzen. Weitere Gerichte in Form einer à la carte Auswahl stehen nicht zur Wahl. Der Grund liegt bei der Küchenkapazität. Die sieben-köpfige Brigade ist nämlich nicht nur für das La Passion zuständig, sondern schickt auch die Bistro-Speisen auf die vorher erwähnte Terrasse. Zudem ist man auch für die vielen Hochzeitsbankette verantwortlich.

Brot

Raffiniert, die noch warme Brotauswahl. Hier kommt nämlich gleich eine ganze Selektion auf den Tisch. Auf keinen Fall verpassen darf man das Laugen- und das Speckbrot. Stark auch die salzige Butter mit dem dezenten Raucharoma.

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Amuse Bouche: Variation vom Schweizer Kalb [7/10]

Kuchler ist ein Krampfer, einer der vom Tier möglichst viel verwertet. Glück für den Gast. So kommt man nämlich auch in den Genuss nicht alltäglicher Produkte, wie diesen wunderbaren Herzmilken im Bierteig mit Estragon. Auch das modern interpretierte Vitello Tonnato ist genial, uns gefällt der kräftige Geschmack so gut, dass wir die Teller blitzeblank zurückgeben. Abschliessend begeistert uns das würzige Tatar-Röllchen mit prominenter Zitrusnote. Ein eindrucksvoller Auftakt!

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Amuse Bouche: Raviolo vom Hummer [5/10]

Sehr gut auch der mit Hummerfleisch gefüllte Raviolo an einem Kaffir-Limetten-Sud. Einzig die Wassermelonenstückchen sind für unseren Geschmack zu überproportioniert und lenken unnötig stark vom eigentlichen Hauptakteur ab.

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Tomate Mozzarella 2014 [8/10]

Der erste Gang des Menüs ist der Tomate gewidmet. Das Nachtschattengewächs ist aktuell auf dem Saison-Höhepunkt und das schmeckt man auch. Wundervoll welch Power das Gemüse hat. Christian Kuchler hat die besten Sorten ausgesucht und zu einer ausgezeichneten Marriage vereint. Auf dem Tellerboden sorgt ein fantastischer Sugo für den richtigen Grundton. Dazu gesellt sich feinster Mozzarella. Als kleines Supplément reicht man uns daneben im Reagenzglas eine gut abgeschmeckte, kalte Tomatenessenz. Ein ausgezeichnetes Gericht!

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Ormalinger Schwein – Karotte – Ingwer  [7/10]

Vorbildlich wie man die Tiere auf dem Hofgut Farnsburg haltet. Die Schweine leben draussen in der Natur und verbringen so ein würdiges Masttier-Leben. Vorbildlich auch was die Küche des La Passion nach dem Ableben der Tiere mit diesen anstellt. So wird nicht nur einfach das beste Stück verarbeitet, sondern respektvoll das ganze Tier verwertet. Sogar die Schwarte bekommt ihren Auftritt und wird gekonnt ins Gericht eingebaut. Im Mittelpunkt steht aber ein zartes Nierstück und die wunderbar geschmorte Schulter. Dazu gibt es geschmacksvolle Rüebli. Die Krönung ist die grossartige Sauce. Das Talent für die Zubereitung für dieses tiefe und charaktervolle Elixier hat Christian offensichtlich von seinem Vater geerbt – dieser gehört zu Recht zu den Saucenmeistern des Landes.

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Räucherstör – Aal – Carabineros [-/10]

Das nächste Gericht wird uns auf einer Schiefertafel serviert. Alle Produkte sind von guter Qualität und die Kombination von Avocado, Essig und den Zitrusnoten ist fein. Wir haben jedoch Mühe mit den vielen Tupfern. Vor allem das Stör-Mousse wirkt etwas gar mastig. Hier fehlt es klar an Balance und die Fokussierung auf das Wesentliche.

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Steinbutt – Kräuter – Grünes Gemüse [9/10]

Hervorragend und klar fokussiert ist dann der Steinbutt. Mit diesem puristischen Gericht demonstriert Kuchler eindrücklich sein grosses Können. Der edle Fisch ist perfekt gegart, wunderbar saftig und traumhaft im Geschmack. Dazu gibt es frische Kräuter und eine fantastische Beurre blanc.

Als zusätzliches Highlight serviert man uns eine edle Schwertmuschel mit harmonischen Aromen nach Kardamom, Koriander, Knoblauch und Mayonnaise.

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Erfrischung

Als kleine Erfrischung vor dem Hauptgang gibt es ein Verjus-Sorbet mit grünem Apfel und Tröpfel.

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Poularde Bourbonnaise – Blumenkohl – Perigord Trüffel [7/10]

Im Hauptgang folgt eine Poularde aus Bourbonnaise – ein wunderbares Produkt. Auch hier gibt es wieder verschiedene Teile des Vogels. Zum Beispiel den geschmorten Unterschenkel, oder den konfierten Oberschenkel. Sogar den Kamm des Federviehs finden wir auf dem Teller. Dazu kredenzt man uns eine hervorragende Trüffel-Sauce, bei der mit dem edlen Pilz nicht gegeizt wurde. Ganz stark auch das separat gereichte Sablé.

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Käsewagen

Der Käsewagen vereint einige Highlights aus der ganzen Schweiz. Dazu serviert man köstliches Früchtebrot und verschiedene Dressings wie Kreuzkümmel und süsser Senf.

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Pré Dessert: Waldboden mit Cassis und Joghurt [7/10]

Stark das pré Dessert mit schön gereiften Beeren, einer harmonischen Joghurt-Crème und dem fruchtigen Cassis-Glace. Schöne Aromen, abwechslungsreiche Texturen und ein angenehmes Säure-Süsse-Spiel.

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Nougat, Calamansi, Passionsfruch [5/10]

Handwerklich überzeugend, macht die intensive Säure der Calamansi der Balance einen dicken Strich durch die Rechnung. Da hat das eigentlich wundervolle Nougat mit dem caramelisierten Sesam keine Chance.

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Friandises [6/10]

Abgeschlossen wird das Menü von einer kleinen aber sehr feinen Auswahl an Friandises.

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Fazit: Während sich die Teller vieler junger Talente erstaunlich stark ähneln, geht Christian Kuchler einen eigenen Weg. Er setzt weniger auf die kleinen optischen Finessen und investiert seine Energie lieber in die aufwendige, klassische Zubereitung seiner Gerichte. Uns gefällt diese Art. So waren wir vom Abend im La Passion sehr beeindruckt. Gerade bei den Saucen und den stark auf das Produkt fokussierten Gerichte, wie dem Steinbutt oder der Tomate, zeigte Kuchler sein grosses Talent. Dabei ist es erstaunlich auf welchem Niveau hier gekocht wird, wenn man bedenkt, dass aus derselben Küche auch das Bistro und die Hochzeitsbankette bedient werden müssen. So darf man äusserst gespannt auf Christian Kuchlers Rückkehr nach Wigoltingen sein. Dort hat er zwar das Betriebsrisiko zu tragen, dafür kann er sich voll und ganz auf seine Gourmetküche konzentrieren. Zudem hat er mit seinem Vater einen hervorragenden Koch an seiner Seite. Die Voraussetzungen sind also vorhanden, dass die Ostschweiz in den nächsten Jahren ihr erstes 2-Sterne-Restaurant bekommt.

In Eglisau muss man nach dem Wegzug von Christian Kuchler aber nicht traurig sein. Werner Dubno, Inhaber des Hirschen, hat einen würdigen Nachfolger gefunden. Ab Juli übernimmt Tobias Buholzer die Brigade des La Passion. Buholzer kochte bis im Mai des vergangenen Jahres im Münsterhof in Zürich und war dort ebenfalls mit einem Michelin Stern ausgezeichnet. Für die Gourmets ist die im Sommer stattfindende Rochade also ein Gewinn.

La_Passion_Hirschen_Eglisau_Christian_Kuchler_13Christian Kuchler (links) mit seinem Team

 

La_Passion_Hirschen_Eglisau_Christian_Kuchler_20Audrey Lewa

 

Zeit: Das Dinner dauerte vier Stunden.

Menü: Es wird ein Menü in sieben Gängen für stolze 195 Franken angeboten. Dieses kann man bis auf drei Gänge kürzen wodurch sich der Preis jeweils um 15 Franken reduziert.

Wein: Neben der Weinkarte wird auch eine passende Weinbegleitung für 81 Franken (bei 7 Gängen) angeboten. Hier unsere Begleitung:

2012, Soave Classico Costeggiola, Guerrieri Rizzardi, DOC, Veneto, Italien
2013, Séguret Rosé, Domaine de Cabasse, Côtes du Rhône Sud, Frankreich
2013, Cuvée Blanc, Weingut Neukom, AOC Zürich, Zürcher Unterland, Schweiz
2011, Chardonnay Cornell Formigar, Schreckbichl Colterenzio, DOC, Alto Adige, Italien
2012, Volnay 1er Cru Les Robardelles, Remoissenet, AC, Côte de Beaune, Frankreich
Portwein, Quinta de la Rosa, Vintage, DO, Douro, Portugal
2012, Nives Assemblage Doux, Weingut Zum Sternen, Aargau, Schweiz

Online: Die Website des La Passion ist in die Hotelwebsite integriert. Wir finden drauf einige Bilder, Informationen über die Gastgeber und das jeweilig aktuelle Menü.

 

Wertung: Gourmör O7 / Michelin M1 / Gault-Millau GM17

(Besucht im September 2014)