Der gestrige Abend in der „Locanda“ hat uns dermassen beeindruckt, dass wir heute unbedingt noch das à la carte-Angebot ausprobieren wollen. Deshalb klären wir noch vor dem Frühstück mit dem Concierge die Möglichkeit von einem spontanen Zweitbesuch im Gourmet-Restaurant. Zum Glück ist das Lokal am Montag nicht immer voll, weshalb man uns fürs heutige Dinner einen Zweiertisch reservieren kann.







So stehen wir genau 24 Stunden nach dem letzten Mahl wieder vor der Türe der Locanca Barbarrossa. Diesmal starten wir den Abend aber in der Küche. Denn jeweils am Montag wird den Gästen ein „Kitchen Talk“ mit Executive Chef Mattias Roock angeboten. Für 45 Franken pro Person werden ein Spumante aus dem eigenen Weingut und Snacks am Küchenpass kredenzt. Dazu wirft man einen Blick in die umgebaute Hotelküche und kann den Helden in Weiss über die Schultern schauen.


Nach einer guten halben Stunde geht es ins Restaurant. Heute sitzen wir an einem zentralen Tisch und haben so auch einen guten Blick auf das eingespielte Service-Team. Die Optionen auf der Speisenkarte lassen uns das Wasser im Mund zusammenlaufen. Was wir heute auf jeden Fall probieren wollen, ist eines der Gerichte, die man für zwei Personen zubereitet. Da wir gestern bereits Lamm im Hauptgang hatten, fällt die Wahl auf die Seezunge aus dem Atlantik. Zudem bestellen wir zum süssen Abschluss ein Soufflé, das ebenfalls für zwei Personen portioniert ist.

Als Auftakt gibt es, neben dem tollen Maggia-Bort, einen Gambero (8/10). Dieser wurde nur ganz kurz grilliert, wodurch er aussen zwar schöne Röstaromen hat, im Kern aber noch leicht roh ist. Das Ergenbis: der Eigengeschmack entfaltet sich so richtig gut. Stark! Dazu gibt es einen geschmacksvollen Sud mit Liebstöckel und einem Jalapeno-Espuma und für den Crunch einen schwarzen Reis-Chip. Ein starker Auftakt, der auch in Vorspeisen-Grösse gut funktionieren würde.

Als Vorspeise haben wir uns mit der Gänsenleber (9/10) ein Locanda Barbarossa-Klassiker bestellt. Und in dieser Qualität habe wir schon lange keine Foie Gras gegessen. Grossartig im Geschmack, dazu noch eine kontrastrierende Note von Brombeere, eingelegter Baumnuss und dem herausragenden Stangen-Sellerie-Sorbet (wow!). Nichts davon, macht der Leber den Geschmack streitige – sondern hieft die edle Zutat auf ein anderes Level. Die warme Scheibe vom getosteten Brioche rundet das hervorragende Gericht ab.

Ein weiterer Fixstern auf der Karte ist der Brasato-Ravioli (8/10). Ein hauchdünner Teig und eine intensive Füllung, die vom wundervollen Kalbs-Jus geboostert wird. Das duftet und schmeckt alles verdammt gut. Auch ganz stark ist der Butter-Oliven-Schaum, der noch ein weiteres Ausrufezeichen setzt.

Nun präsentiert uns Maître und Gault-Millau-Gastgeber des Jahres 2022 Sergio Bassi unsere Atlantik Seezunge (9/10). Mit gekonnnten Handgriffen prepariert er den Fisch auf zwei Tellern. Die Seezunge ist ein Hochgenuss. Die Zubereitung ist perfekt – das Fisch hat ein prominentes Eigenaroma und harmoniert hervorragend mit der darüber geträufelten Zitronen-Butter und der grossartigen Beurre-Blanc. Als wäre das nicht genug, gibt es noch etwas Spinat mit toller Petersilien-Note und einem genialen Zweierlei von der Kartoffel. Ein wundervolles Gericht!



Nach einem feinen Pre-dessert (6/10), einem Pflaumen-Eis mit geeisten Himbeersegmenten und altem Balsamico, geht es mit dem himmlischen Soufflé (8/10) zum Grande Finale. Handwerklich und geschmacklich top, kombiniert die Küche kühles Vanille Glace, heisse Beeren und einen Schuss Grand Marinier. Ein perfekt umgesetzter Dessert-Klassiker.



Zum intensiven Kaffee serviert man uns noch ein Dreierlei an sehr guten Friandises (8/10) und wir resumieren, dass es absolut der richtige Entscheid war, heute Morgen nochmals einen Tisch zu servieren.

Fazit: À la carte essen macht grossen Spass. Vor allem auf diesem Top-Niveau. Schön, dass man in der Locanda Barbarossa neben den beiden Menüs eine grosse Auswahl einzelner Gerichte anbietet. Die Auswahl viel schwer, weil das Angebot so verlockend ist: Hummer, Risotto, Perlhuhn aus dem Tessin, Steinbutt und vieles mehr. Es erstaunt dann auch nicht, dass viele Hotelgäste mehrmals in der Woche hier essen. Egal, ob ihr im traumhaften Castello del Sole übernachtet oder externe Gäste seid, ein Besuch können wir wärmstens zu empfehlen. Denn das, was das Team um Mathias Roock und Leo Ott hier leistet, ist einfach beeindrucken!

Angebot: Die Gänseleber kostet 56 Franken, die Ravioli 38 Franken, die Seezunge 85 Franken und das Soufflé 30 Franken (alle Preise pro Person). Dazu wird ein Gruss aus der Küche, Brot und Friandises serviert.. Zudem werden zwei verschiedene Degustationsmenüs angeboten – unser Bericht dazu findet ihr hier.
Online: https://www.castellodelsole.com/de/essen-trinken/locanda-barbarossa
Wertung: Gourmör
/ Michelin
/ Gault-Millau ![]()
(Besucht im September 2023)

















Bilder vom wunderschönen Hotel Castello del Sole *****















