La Miranda Gourmet Stübli in Samnaun

Das beste Hotel in Samnaun, das Chasa Montana, erstrahlt seit diesem Winter im neuen Kleid. Die engagierte Inhaberfamilie Zegg hat einen zweistelligen Millionenbetrag für die Modernisierung der Zimmer, für eine nachhaltige Infrastruktur sowie für die Neugestaltung der öffentlichen Bereiche und Restaurants investiert. Auch das Gourmetrestaurant La Miranda Gourmet Stübli hat ein Facelift erhalten und ist nun in heimeliges Arvenholz gekleidet. Durch das neue Interieur mussten zwei Tische weichen, wodurch das Lokal mit acht Sitzplätzen zu den kleinsten Sternerestaurants der Welt zählt.

Um das La Miranda zu betreten, läuft man zuerst durch das italienische La Pasta im Hotel hindurch. Punkt neunzehn Uhr sind wir dort und werden von der freundlichen Dame im Service begrüsst und an unseren Tisch begleitet. Wir fühlen uns im neuen Interieur sofort wohl – auch wenn wir heute Abend die einzigen Gäste sein werden. Dies kommt ab und zu an Samstagen vor. Denn heute reisen die meisten Gäste an und wählen zum Start eines der anderen Restaurants und sparen sich das Highlight für später auf. Die Hausgäste können sich nämlich zwischen vier Restaurants entscheiden – für Gourmets ist dies ein tolles Konzept. Für alle Restaurants ist Bernd Fabian zuständig. Der sympathische Österreicher ist seit 2016 Executive Chef im Hotel.

Stand beim letzten Besuch im La Miranda noch eine à la carte-Auswahl zu Verfügung, gibt es seit ein paar Jahren ausschliesslich ein Überraschungsmenü. Dies in 3 – 6 Gängen. Der Service empfiehlt uns, aufgrund der Portionsgrösse, die Variante in vier Gängen (148 Franken) – woran wir uns heute Abend halten.

Das spezielle im La Miranda: Jeder Gang wird von einem anderen Mitarbeiter aus dem Team serviert. Die Apéro-Häppchen (8/10) präsentiert der Chef höchstpersönlich. Bernd Fabian stellt eine Petitesse nach der anderen auf den Tisch und zeigt gleich zu Beginn, dass seine Brigade keinen Aufwand scheut. Auch geschmacklich überzeugt alles. Die Highlights sind das Macaron mit Saibling sowie Apfel und etwas fermentiertem Knoblauch aber auch der tolle Kartoffelchip mit Tatar und würziger Belper-Knolle. Ebenfalls begeistert das filigrane Randen-Röllchen mit ungestopfter Gänseleber und Passionsfrucht. Einzig der Tempura ist etwas überdimensioniert wodurch der Kaviar aus dem österreichischen Salzburg sich geschmacklich nicht vollends entfalten kann.

Schön, wenn man wie hier das Brot ins Zentrum stellt. Chef de Service Nina Menck präsentiert uns zuerst das hauseigene Sauerteigbrot mit etwas – typisch für die österreichischen Wurzeln des Chefs – Kümmel. Auch die im Innern noch heissen Laugenbrötchen begeistern uns. Dazu serviert man uns etwas Sprossen zum selber schneiden, sowie eine himmlische Butter mit etwas Erdnuss und einer perfekt eingebundenen Sardellen-Note – wow!

Weiter geht es mit einer Dashi (6/10). Im Innern des schönen Schälchens finden wir Shitake-Pilze in verschiedenen Zubereitungsformen. Die Einen wurden eingelegt und geben deshalb eine leichte Säure ab, die anderen sind dank dem Tempura-Teig schön knusprig und die Letzten offenbaren durchs kurze Anbraten einen tollen Umami-Kick. Daneben finden wir ein wachsweiches Eigelb und etwas Sushi-Reis. Am Tisch giesst Koch Thanaram Sarawut noch eine geschmackvolle Dashi ein. Es duftet und schmeckt wunderbar – auch dank der Koriander-Note, die beim Essen immer wieder aufblitzt.

Das optisch auffallendste Gericht mit Skrei, Sellerie und Chorizo (7/10) präsentiert Koch Michele D’Arienzo voller Stolz an unserem Tisch. In der Tellermitte erhebt sich ein schwarzes Fischskelett und daneben liegt ein dunkler Tentakel. Selbstverständlich handelt es sich in Wahrheit um ein knuspriges, mit Sepia-Tinte gefärbtes Gebäck sowie beim Tentakel um ein in Form gegossenes Knollenselleri-Mousse. Dass verspielte Optik oftmals zu Lasten des Geschmacks geht, haben wir leider schon zu oft erlebt, weshalb wir zu Beginn etwas skeptisch sind. Zum Glück ist diese völlig unbegründet, denn der Geschmack überzeugt bei jeder Komponente auf dem Teller. Die Kombination vom Fisch, mit der in der Salzkruste gebackenen Knollensellerie, dem Chorizo-Schaum und auch der dezent portionierten Pflaume ist sogar eine richtig eindrückliche Marriage. Das ergibt alles Sinn und schmeckt richtig stark.

Im Hauptgang zelebriert Bernd Fabian seine Leidenschaft für die Verarbeitung vom ganzen Tier und serviert uns eine Variation vom Kalb (8/10). Fabian bezieht das Tier von Bauer Chrstian Prinz aus Samnaun und bereitet für seine Restaurants verschiedene Gerichte zu. Heute Abend gibt es einen himmlisch glasierten Bauch mit traumhaft orientalischen Noten von Sternanis, Zimt und Nelke. Auch genial die Kalbsbacke an einer kraftvollen Sauce. Ebenfalls überzeugt das schmelzende Filet mit tollem Eigengeschmack – dazu kredenzt man uns noch ein geschmacksvolle Espuma vom Knochenmark. Als weitere Überraschung finden wir im Geschirr daneben Kartoffeln und darunter ein Stück Kalbsleber – welche, in Würfel geschnitten, noch besser aus dem engen Schälchen hätten gegessen werden können. Ein ausgezeichnetes Gericht, welches Sommelier Daniel Eisner mit dem Pinot Noir von Martha und Daniel Gantenbein vollendet.

Patissière Helene Tanzeglock serviert uns zum Abschluss ein angenehm leichtes aber sehr geschmackvolles Dessert mit Samnauner Joghurt, Vinschger Apfel und Vanille (8/10). Dabei wird das vollmundige und liebevolle Aroma von der Vanille perfekt mit der toller Säure kombiniert. Das schmeckt vom ersten bis zum letzten Bissen spannend und abwechslungsreich. Ebenfalls auf hohem Niveau sind danach die verspielten Friandises (7/10), die uns zum Espresso serviert werden.

Fazit: Absolut beeindrucken was Bernd Fabian und seine Brigade hier im Chasa Montana leisten. Das 18-köpfige Team kocht in den verschiedenen Restaurants pro Abend für bis zu 240 (!) Gäste und rockt dann noch ein Gourmet-Restaurant mit kreativen Gerichten. Dabei ist der sympathische Chef extrem relaxt. Der Erfolg beruht aber auf harter Arbeit. So scoutet Fabian nach guten Produzenten im Umkreis von zwei Autostunden und bezieht, wenn immer möglich das ganze Tier. Dieses wird dann aufwändig zerlegt und mit viel Passion zu Gerichten verarbeitet.

Das Chasa Montana mit seinen Restaurants und dem beeindruckenden Weinkeller (1’400 Positionen!) ist sowohl im Winter auch als im Sommer für Genussmenschen ein traumhafter Ort. Das La Miranda ist dabei das kulinarische Highlight im Dorf, in welchem sich auch nicht-Hotelgäste unbedingt einen Tisch reservieren müssen.

Bernd Fabian Küchenchef La Miranda in Samnaun
Executive Chef Bernd Fabian

Menü: Das Überraschungsmenü gibt es in 3 (128 Franken), 4 (148 Fr.), 5 (163 Fr.) und 6 Gängen (178 Fr.).

Weinbegleitung: Für die Weinbegleitung ist heute Abend der Hoteldirektor und diplomierter Sommelier Daniel Eisener persönlich zuständig. Er teilt die Aufgabe mit seinen beiden Mitarbeitenden Thomas Monsberger und Michaela Poliakov, welche ebenfalls diplomierte Sommeliers sind. Dabei können sie auf einen grossen und top sortierten Weinkeller zurückgreifen. Die Weinbegleitung hat keinen Fixpreis, sondern hängt von der jeweiligen Selektion ab. Die Tropfen richtet man hier mit viel Können und Bedacht auf die einzelnen Gerichte ab. Heute Abend wurde die Begleitung mit 65 Franken verrechnet:

Sancerre Terroir Silex 2021, Domaine Laporte, Loire, Frankreich (zur Dashi)
Chateaux Latour Martillac-Blanc 2018, Graves, Bordeaux, Frankreich (zum Skrei)
Pinot Noir 2016, Gantenbein, Fläsch, Graubünden, Schweiz (Kalb)
Beerenauslese 2018, Wolfgang Bäuerl, Wachau, Österreich (Dessert)

Online: hotelchasamontana.ch

Sommelier und Hotel Direktor Daniel Eisner

Wertung: Gourmör / Michelin / Gault-Millau

Sonderauszeichnung: Auszeichnung für eine tolle Weinbegleitung // Schöne Zigarren-Lounge vorhanden

(Besucht im Januar 2023)

Da Vittorio – St. Moritz in St. Moritz

Als die Familie Cerea aus dem italienischen Brusaporto vor sieben Jahren im Hotel Carlton in St. Moritz ein Zweitrestaurant eröffnete, war dies in Gourmet-Kreisen ein grosses Ereignis. Schliesslich ist es nicht alltäglich, dass ein 3-Sterne-Restaurant mit einer Dependance in die Schweiz kommt. Das Konzept entpuppte sich rasch als Erfolg und was zu Beginn nur für ein paar Saisons geplant war, entwickelte sich zum langjährigen Engagement. Der Guide Michelin zückte bereits nach dem ersten Winter den Stern und Gault-Millau zeichnete das Restaurant zum „Aufsteiger des Jahres“ aus und gab 18 Punkte ins Engadin. Alle waren glücklich! Alle? Nein, wir nicht. Unser Besuch 2013 war eine grosse Enttäuschung. Seitdem überlegen wir uns bei jeder St. Moritz-Reise, ob wir eine Rückkehr ins Da Vittorio wagen sollten. Bis jetzt überwog jeweils die Skepsis.

Als wir die diesjährige Reise ins mondäne St. Moritz planten war aber klar, dass wir dem Da Vittorio – St. Moritz, wie es offiziell heisst, endlich eine zweite Chance geben müssen. In der Zwischenzeit sind schliesslich einige Jahre ins Land gezogen und die positiven Berichte reissen nicht ab. Also buchten wir in den letzten Tagen der Saison 18/19 einen Tisch im hochdotierten Gourmetrestaurant. Das Da Vittorio befindet sich im Parterre, gleich rechts nach dem Hoteleingang. Typisch italienisch, nehmen uns gleich mehrere gut gelaunte Ragazzi in Empfang. Das Interieur mit seinen auffallend bunten Sitzbezügen ist dasselbe geblieben. Auch die etwas schummrige Beleuchtung erkennen wir vom letzten Besuch. Anders ist zum Glück die Atmosphäre. Sassen wir beim letzten Besuch fast alleine in dem etwas verwinkelten und eher engen Restaurant, sind an diesem Samstagabend zum Saisonende fast alle Tische besetzt und die Stimmung gut.

Zur lebendigen Atmosphäre trägt auch das Service-Team bei. Allen voran Restaurant Manager Giulio Bernardi. Der sympathische Italiener ist nicht nur der Traum jeder Schwiegermutter, sondern auch ein hervorragender Gastgeber. Schön für Schweizer Gourmets: Bernardi verbringt den Sommer im Schwesterhotel Eden Roc in Ascona und betreut dort das neu besternte La Brezza. Bernardi führt uns an einen der circa 15 Tische. Dieser steht vis à vis von dem mit Süssigkeiten, Kartons und Schälchen überladenen Buffet. Die Bonbons und Bällchen aus Schokolade werden später beim Grande Finale ihren Auftritt haben.

Vom klassischen Champagner-Wagen bestellen wir ein Glas Brut Rosé von Laurent-Perrier und erhalten dazu als Snack einen italienischen Taco mit Branzi-Käse aus Bergamo (-/10). Die Petitesse gefällt dank dem geschmackvollen Taco aus verschiedenen gerösteten Kernen. Der angekündigte Branzi-Käse vermag indessen gegen das starke Aroma von Sesam & Co. keine Akzente setzen, wodurch das Ganze leider zu eindimensional wirkt.

Nun reicht man uns die grossformatige Speisekarte. Darauf findet sich eine sehr schöne Auswahl an Gerichten. Neben neuen Kreationen finden wir auch Klassiker, welche im Haupthaus in Brusaporto serviert werden. Unser Blick fällt schnell auf das Menü „Carte Bianca“, welches in 7 oder 10 Gängen mit folgenden Worten angeboten wird: „Eine aussergewöhnliche Erfahrung. Lassen Sie sich überraschen und von unseren kreativen kulinarischen Ideen verführen.“ – Genau darauf haben wir heute Abend Lust. Da beim letzten Besuch die Weinbegleitung ihrem Namen keine Ehre machte, wollen wir zuerst von der grossen Weinkarte des Hotels eine Flasche bestellen. Doch auch hier motiviert uns Gastgeber Bernardi zu mehr Mut und verspricht eine aufs Menü abgestimmte Weinbegleitung. Wir vertrauen ihm und sollten später nicht enttäuscht werden.

 

Als Amuse Bouche wird uns auf einem Löffel langsam gebratener Schweinehals mit Rande (5/10) und eine frittierte Reis-Kugel mit Wachtel Ragout (-/10) serviert. Das Ragout ist super, gegen die Reiskugel ist das geschmorte Fleisch aber unter proportioniert, weshalb es geschmacklich untergeht. Ein schönes Geschmacksbild gibt es auf dem Löffel. Das Fleisch und die Rande ergänzen sich super. Weshalb Spitzenköche noch immer dieses geschmacklose Tapioka verarbeiten, entzieht sich indessen unserer Kenntnis.

 

Als Nächstes wird uns das hausgemachte Brot gereicht. Dieses schmeckt uns viel besser als beim ersten Besuch – obwohl es sich um die gleichen Sorten handelt. Die Brotsorten sind frischer und haben mehr Goût. Auch eine feine Zitronenbutter wird dazu serviert – wunderbar!

 

Gelbschwanzmakrelen-Tatar (9/10)

Mit dem ersten Gang des Menüs erfolgt auch gleich ein Paukenschlag. Das Gericht stellt den kompletten Besuch vor sechs Jahren in seinen Schatten. Der Fisch von ausgezeichneter Qualität wird von Kaviar unterstützt und von einer bemerkenswerten Fisch-Zitronen-Sauce begleitet, welche uns mit ihrer perfekt dosierten Säure in ihren Bann zieht. Abgerundet wird das elegant-meerige Gericht durch gepufften Buchweizen, der für eine knusprige Textur sorgt. Bissen für Bissen ist dies ein Hochgenuss und wir versinken förmlich im Teller.

 

 

Seebarsch-Sashimi mit knusprigem Quinoa und Miso (7/10)

Nein, vor uns liegt kein dünn aufgeschnittener Thunfisch. Dieser rare Fisch – wie auch Foie Gras – werden in der Tschuggen Gruppe aus Gründen der Nachhaltigkeit und des Tierwohls nicht serviert. Deshalb greift Küchenchef Stefano Bacchelli zum Seebarsch und zaubert daraus dieses Sashimi. Darunter befindet sich ein knackiger Salat. Ganz zuunterst sorgt diesmal gebratener Quinoa für die knusprige Textur und gibt leichte Röstaromen ab. Der Fisch ist mit einer süssen Miso beträufelt. Dies schmeckt zwar alles etwas plakativ und weniger elegant wie beim vorherigen Gericht, hat aber wiederum richtig viel Power und macht grossen Spass.

 

 

Shabu Shabu von sizilianischen Scampi (7/10)

Ein solch modernes Gericht haben wir hier nicht erwartet und vermuten, dass dies vom jungen Küchenchef Stefano Bacchelli komponiert wurde. Doch weit gefehlt. Shabu Shabu ist ein Signature-Dish im 150 Kilometer entfernten Haupthaus. Eine zentrale Rolle spielen die rohen Scampi aus Sizilien die uns mit ihrem Geschmack so richtig überzeugen. Stark auch die Harmonie der langsam schmelzenden Perlen die ein erfrischendes und leicht kühles Limetten-Gin-Aroma abgeben. Der Rosa Pfeffer sorgt für einen langen und würzigen Abgang. Ein Gericht, dass von Bissen zu Bissen noch mehr Spass macht.

 

„Uovo all’uovo“ (9/10)

Nun wird uns ein weiterer Klassiker aus Brusaporto in einem Glas serviert. Das Innenleben ist vielschichtig. Ganz zuunterst ein angenehm süsses Apfelkompott und darüber Rührei und eine Schicht vom Wachtelei. On top finden wir ein Kartoffelschaum in dem sich ein paar Perlen vom Lachsrogen verstecken. Auf die luftige Masse kommt noch eine Nocke Beluga-Kaviar. Mit dem Perlmutt-Löffel stechen wir von oben nach unten und geniessen Löffel um Löffel von diesem angenehm warmen, schlorzigen, wohlduftenden und geschmacklich extrem vielschichtigen Elixier. Die Kombination aus Ei, Apfel und dem Aroma nach dem weiten Meer ist extrem beeindruckend.

 

Risotto mit Giarratana Zwiebeln (8/10)

Mit dem Risotto folgt ein italienischer Klassiker dessen wohliger Duft uns augenblicklich in die Nasen steigt. Schon nach der ersten Gabel ist klar, dass dies eines der besten Risotto ist, welches wir jemals gegessen haben. Die Körner sind perfekt gegart, der Geschmack von den geräucherten Giarratana-Zwiebeln ist betörend und das sämige Gericht sorgt für grossen Genuss. Die Garnelen aus San Remo, die neben dem Risotto liegen, bräuchte es indessen nicht. Zum einen schmecken diese weitaus weniger spannend als die Scampi im vorherigen Gericht zum anderen ist das Risotto Highlight genug.

 

 

Lammcarré (6/10)

Darauf folgt ein kleines Stück Lammcarré. Darüber eine Lamm-Pfeffer-Reduktion, die leider viel weniger Charakter hat, als es der Name verspricht – hier hätte man mutiger sein dürfen. Begleitet wird das Lamm von einem gut abgeschmecktem Rhabarber-Kompott und zweierlei Knollensellerie. Wobei der Sellerie-Würfel in Essig eingelegt wurde und dadurch eine tolle Säure aufweist. Jede Komponente auf dem Teller schmeckt gut, eine Symbiose entsteht zwischen ihnen aber leider nicht.

 

 

Casoncelli gefüllt mit Taleggio Käse (8/10)

Das nächste Gericht bringt das Menü aber gleich wieder auf die Siegerstrasse. Die hauchdünnen Casoncelli sind gefüllt mit einem würzigen Taleggio. Zerschneidet man die Pasta, läuft der Käse über den Teller und vermengt sich mit der herrlichen Mais-Sauce. Zusammen mit dem Trüffel und dem markanten Eigelb-Aroma ergibt sich dies ein weiteres ausgezeichnetes Gericht das förmlich ein Loblied auf die italienische Küche sing. Ausgezeichnet!

 

 

Gebratenem Steinbutt (7/10)

Der Steinbutt stammt aus dem Atlantik und wog 5,8 Kilogramm bevor er heute Abend in den Ofen wanderte. Die Haut und Gräten kamen in einen separaten Topf wo sie eingekocht wurden, damit man uns jetzt diese feine Sauce kredenzen kann. Der perfekt gegarte Fisch schmeckt ausgezeichnet. Die Sauce ist die perfekte Ergänzung. Dazu serviert man uns ein Topinambur-Püree, welches ein schönes Zwiebelaroma aufweist. Super auch die gebratene Artischocken nach jüdischer Art. Schon beim Zerschneiden ist das betörende Knusper-Geräusch zu hören. Im Gaumen kommen die schönen Röstaromen gut zur Geltung. Einzig die rohen Jakobsmuscheln-Würfel auf der Artischocke erhalten lediglich eine dekorative Aufgabe.

 

Das Beste von der Taube (7/10)

Im Hauptgang gibt es Taube. Der Vogel ist von top Qualität und auch sehr gut zubereitet. Die Brust ist himmlisch zart und verfügt über eine krosse Haut. Die ebenfalls gebratene Keule hat eine Brot-Kräuter-Marinade und ist entsprechend knusprig. Dazu kredenzt man uns eine sehr gute Trauben-Sauce mit einem süss-sauren-Twist. Auf dem zusätzlichen Teller gibt es noch Innereien. Wir finden unter anderem das Herz und die Leber des Vogels. Leider liegen diese unter einem etwas ausdruckslosen Petersilienschaum.

 

Kräuter Sorbet und Joghurt Schaum (8/10)

Dieses nach verschiedenen Kräutern schmeckende und wunderbar kühle Sorbet ist die absolut perfekte Erfrischung. Minze, Basilikum und Estragon bilden mit dem tollen Joghurt-Schaum eine richtig schöne Symbiose. Beeindruckend!

 

Apfel Tarte Tatin mit Vanilleeis (8/10)

Ein Dessert-Klassiker der hier wunderschön umgesetzt ist. Am Tisch wird die grosse Tarte Tatin vom Chef persönlich präsentiert und feierlich aufgeschnitten. Das Gebäck besteht aus unzähligen, Millimeter dünnen Apfelstreifen. Die Aussenseite der Tarte ist wundervoll karamellisiert. Der Boden ist himmlisch kross. Das Dessert ist anders als die meisten Tarte Tatin viel weniger süss – dies weil Chef Bacchelli auf einen Apfel mit viel Säure setzt. Dazu gibt es eine Nocke von sehr guter Vanille-Glace. In Summe ein himmlisches Dessert als Grande Finale. Die Tarte Tatin in dieser Form ist übrigens eine Erfindung von Küchenchef Stefano Bacchelli. Die Familie Cerea war beim Kontrollbesuch so begeistert, dass man das Dessert jetzt auch im Haupthaus in Italien serviert.

Petit-Fours (9/10)

Zum starken Espresso serviert man uns vier sensationelle Friandises und verschiedene süsse Snacks aus dem „Candy-Store“. Hier gibt es eine Handvoll Sorten zur Auswahl. In Brusaporto wird ein ganzer Wagen vorgefahren. Die verschiedenen Süssigkeiten werden in einer extra dazu gemieteten Manufaktur hergestellt. Dort entstehen auch die Panettoni. 50’000 Stk. werden jedes Jahr zur Weihnachtssaison verkauft. Wir erhalten ein Stück von der neusten Errungenschaft, eine Mischung mit Früchten und Schokolade – sehr gut. Zum Finale kommt auch noch der Chef an den Tisch und füllt frisch gebackene Cornetti mit Vanille-Crème – wir wähnen uns im Schlaraffenland.

 

 

 

Fazit: Zum Glück haben wir dem Da Vittorio – St. Moritz noch eine Chance gegeben. Mit dem Gebotenen vor sechs Jahren hatte dies heute überhaupt nichts zu tun. Wo beim letzten Mal schwere Purées den Teller dominierten, finden wir jetzt eine schmackhafte und wohlduftende italienische Küche auf top Niveau. Die Gerichte machen grossen Spass und auch das umfangreiche Menü ist bis am Ende ein grosser Genuss. Aber nicht nur die Pasta und Risotto begeistern, sondern auch die Qualität von Fisch und Krustentiere – dafür ist das Da Vittorio auch in Italien sehr berühmt. Und wenn am Schluss noch frisch gefüllte, warme Cornetti gereicht wurden, ist der Abend sowieso perfekt. So schmeckt Italien!

Die Erfolgsgeschichte Da Vittorio geht weiter. Im letzten Mai wurde die Filiale in Shanghai eröffnet. Dieses Jahr eröffnet eine Dependance in Macao.

Gastgeber in der Saison 18/19: Chef Stefano Bacchelli und Restaurantleiter Giulio Bernardi

 

Speisekarte: Auf der grossformatigen Speisekarte finden wir das Degustationsmenü „Carte Bianca“ in 10 Gängen (290 Franken) oder in der etwas kürzeren 7 Gänge-Variante (230 Franken). À la carte ist die Karte in jeweils ca. sechs Vorspeisen (75 – 155 CHF), Zwischengerichte (50 – 155 CHF), Hauptgerichte (85 – 190 CHF) und Desserts (35 – 45 CHF).

Wein: Bei der Weinkarte greift man auf die grosse Wein-Bibel des Hotels zurück und ergänzt diese noch um einige zusätzliche italienischen Flaschen. Eine Weinbegleitung wird gerne angeboten. Dabei werden die 10 Gerichte aber nicht jeweils mit einem anderen Wein begleitet, sondern man fasst jeweils 1 – 3 Gerichte mit einem Wein zusammen. Folgende Begleitung haben wir genossen:

Domaine Huet
Vouvray Sec „Le Haut Lieu“ 2017
Chenin Blanc

Robert Weil
Kiedricher Gräfenberg “Erstes Gewächs” trocken 2015
Riesling

Alois Lageder
„Löwengang“ 2014
Chardonnay

Vigneti Massa
„Derthona Sterpi“ 2014
Timorasso

Peter Wegelin
Maienfelder Blauburgunder Classic 2014
Pinot Noir

Tenuta S. Leonardo
„San Leonardo“ 2013
Cabernet Sauvignon, Carmenère, Merlot

Calvados 20 Ans Chateau du Breuil

S. Giusto a Rentennano
„Vin San Giusto“ 2008
Malvasia, Trebbiano

 

Zeit: Das Menü wurde in knapp 4 Stunden serviert.

Website: https://carlton-stmoritz.ch/de/restaurants/da-vittorio-st-moritz

 

Wertung: Gourmör  / Michelin / Gault-Millau

 

(Besucht im März 2019)

Regina Montium in Rigi Kaltbad

Für einmal müssen wir uns das Essen im Spitzenrestaurant körperlich verdienen. Wir stehen an diesem warmen Augusttag auf dem Parkplatz in Weggis am Vierwaldstättersee und blicken hoch auf die Spitze der Rigi – die „Königin der Berge“. Fünf Stunden, 10 Kilometer und 1’358 Höhenmeter trennen uns vor dem Ziel. Die Spitze wollen wir aber erst morgen erreichen. Das heutige Zwischenziel befindet sich in Rigi Kaltbad, eine Stunde vor dem Gipfel. Das Regina Montium gehört seit dem letzten Oktober zu den 97 Schweizer Restaurants, die mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet sind. Sonst wissen wir überraschend wenig über das Restaurant. Dem Gault-Millau ging es übrigens gleich, der grosse Gourmet-Führer hat das Restaurant auf 1’550 Meter erst im vergangenen Herbst, ein Jahr nach dem Michelin-Stern, in seinen gelben Guide aufgenommen.

Selbstverständlich muss man die schöne (und überraschend lockere) Wanderung nicht zwingend bestreiten um in den Genuss der Küche zu kommen. Es geht auch bequem per Luftseilbahn ab Weggis oder mit der Zahnradbahn von Vitznau oder Arth-Goldau aus. Wir wählen aber die sportliche Variante und bringen so die Höhenmeter genussvoll (Picknick auf der Kuhwiese, Apéro am imposanten Felsentor und dabei immer die fantastische Aussicht vor Augen) hinter uns.

Schwitzend erreichen wir um siebzehn Uhr das Kräuterhotel Edelweiss, in dem sich das Sternerestaurant befindet. Vor dem Haus auf 1550 Meter über Meer hält gerade eine Zahnradbahn an der Station „Rigi Staffel Höhe“ mit erfrischend dreinblickenden Touristen. Direkt unter dem Hotel befindet sich ein grosser Kräutergarten mit 400 (!) verschiedenen Pflanzen. Diese werden später am Abend noch eine wichtige Rolle spielen. Doch zuerst checken wir im einfachen Hotel ein. 19 Zimmer stehen den Gästen zur Verfügung. Unser Doppelzimmer wurde erst kürzlich mit frischem Holz neu teileingekleidet und duftet entsprechend himmlisch. Auf dem Balkon, mit Blick auf das atemberaubende Rigi-Panorama, wartet bereits ein Zuber mit einem Fussbad mit Kräutern vom eigenen Garten. Was für eine Wohltat für die in Mitleidenschaft gezogenen Füsse.

Anschliessend erhalten wir und andere Gäste von Besitzer Gregor Vörös eine Tour durch den Garten. Er erzählt uns, dass er vor acht Jahren seinen Informatiker-Job an den Nagel hing, um zusammen mit seiner Frau Gabriella das Hotel ihrer Eltern zu übernehmen. Dadurch hat er seine Leidenschaft für Kräuter und eine naturnahe Küche entdeckt. Die Produkte aus dem Garten will man so gut wie möglich ins Konzept einbinden. So sind hier im Hotel auch alle Sodas hausgemacht. Wir sind nicht nur von der Idee begeistert, sondern auch vom Geschmack der home-made Cola.

Vor zwei Jahren hat Gregor den gleichaltrigen Spitzenkoch Benjamin Just kennengelernt. Der Norddeutsche arbeitete damals im Prisma im Parkhotel Vitznau. Als Benjamin den Kräutergarten sah und gleichzeitig von Gregors Philosophie erfahren hat, war er sofort Feuer und Flamme. Denn Benjamin hegte schon lange den Wunsch seine Küche mit den eigenen Kräutern zu veredeln. So macht er seiner Frau die schöne Aussicht schmackhaft und zog mit ihr und den beiden Kindern auf den Zentralschweizer Berg.

Während am Abend ausschliesslich die Gourmet-Karte aufliegt, gibt es am Mittag lediglich die Panorama-Speisekarte. Ob feiner Schmorbraten vom Bio-Rigi-Rind, geschmolzener Käse mit Kartoffeln, den Rigi-Burger oder verschiedene Crêpes und Gallettes, alles wird frisch zubereitet. Gegessen wird bei gutem Wetter auf der grossen Terrasse mit fantastischer Aussicht. Das Wetter war heute traumhaft. Auf dieser Höhe wird es am Abend aber auch an den heissesten Sommertagen frisch. Die Temperatur reicht noch um den Apéro hier draussen zu geniessen, danach wird es frisch. Eine Wohltat nach dieser Sommer-Hitzeperiode mit Tropennächten.

 

Häppchen (7/10)

Zum bestellten Gin & Tonic (ersterer aus Appenzell, letzterer hausgemacht) mit einem Eiswürfel aus Sanddorn, werden zwei Holzbrettchen gereicht. Darauf befinden sich verschiedene Snacks, welche mit überraschend viel Power auftrumpfen. Vor allem die frittierte Saiblings-Haut mit ihrem Rogen hat es uns angetan. Aber auch die Sellerie-Chips mit Eigelbcrème und Hirsch-Biltong sowie der frittierte Borretsch-Stängel mit Kräutermayonnaise sind ein starker Auftakt. Bevor wir dann ins Restaurant gehen lassen wir nochmals den Blick in die Ferne schweifen.

Im Restaurants sind überraschend viele Tische besetzt. Wir erhalten einen der fünf schönen Tische an der Fensterfront. Diese wunderschönen Tische wurden von der Firma „Walter’s Wood Idea“ aus 90-jährigen Weinfässer gemacht. Wir erhalten die Speisekarte mit dem Überraschungsmenü in zwei längen und einer à la carte Auswahl. Wir entscheiden uns für das Grosse Menü in 9 Gängen und die Getränkebegleitung mit Weinen und hausgemachten Getränken.

Zum selber hergestellten Rosen- und Nelken-Mousseux gibt es das hausgemachte Sauerteigbrot. Dazu Anke von der Alp Trib und Geissenfrischkäse-Schaum mit Kapuzinerkresse-Pulver. An einer Leine hängen Kräuter vom Garten und Fleisch von der Rigi. Wir finden daran extrem intensive Oxalis, peruanische Salbeiblüte, Pastrami vom Rigi Bio und die bereits auf der Terrasse servierten Kapuzinerkresse-Blüte mit Frischkäse und Raps-Saat.

 

Rigivice (6/10)

Fürs erste Gericht des Menüs hat sich Benjamin und seine Brigade vom peruanische Cevice inspirieren lassen. Auf dem Teller liegt ein mariniertes Filet vom Felchen aus dem Vierwaldstättersee. Darüber finden wir drei verschiedene Gurken aus dem Garten. Weder die Russische Gurke noch die Inkahörnchen oder Nostrano Gurke hatten wir vorher jemals bewusst gegessen. Auch die fermentierte Wassermelonenschale, welche ebenfalls nach Gurke schmeckt, ist für uns eine Premiere. Das Resultat ist ein erfrischend-sommerliches Gericht mit extrem schön eingebundener Säure. Trotz der Intensität hat der rohe Fisch genügend Spielraum, um sich geschmacklich zu entfalten.

Auf dem à part servierten Löffel gibt es noch eine „falsche Auster“ bestehend aus einem Austernblatt, welches extrem authentisch und intensiv nach der edlen Muschel schmeckt.

 

Thymallus (6/10)

Beim nächsten Gericht kommen wir in den Genuss gleich zwei seltener Delikatessen. Zum einen von einer Äsche aus dem Genfersee, zum andern von einem Artischockenherz, welches vor dem Haus im Garten – also auf 1’550 Meter über dem Meer (!) – gewachsen ist – eindrücklich. Darüber träufelt man uns am Tisch ein Thymian-Schnaps den man mit einem Feuerzeug zum Brennen bringt. Dies dient nicht nur als kleine Pyro-Einlage, sondern verbrennt auch den gezupften Thymian der jetzt mit seinem wunderbaren Duft den ganzen Tisch vereinnahmt.

Als Side-Dish erhalten wir in einem kleinen Schälchen die Tomate des Jahres! Unglaublich dieser intensive Geschmack nach dem Sommer 2018. Dazu eine „Olive“ welche eigentlich ein Teil einer fermentierten Babyzwetschge ist und lediglich mit einem Olivenkraut verziert ist und deshalb leicht nach Oliven schmeckt.

 

Rauchegli vom Zugersee (8/10)

Ganz grosses Kino dann der unter der Porzellan-Cloche servierte Egli aus dem Zugersee. Kaum ist die Cloche angehoben verbreitet sich am Tisch eine traumhafte Rauchnote vom Baumnussholz. Das Raucharoma hat sich auch wunderbar ins Fleisch eingearbeitet ohne penetrant zu wirken. Der Fisch schmeckt ausgezeichnet. Auch der gebratene Brokkoli ist eine Wucht, vor allem die Stellen die richtig viel Hitze bekommen haben. Das schöne Grillaroma gibt dem Gericht einen weiteren Kick. Applaus auch für den genialen Nelkensud mit Himbeeressig – von der süss-sauren Note profitiert das ganze Gericht. Auch sehr cool der knackige Eiskristallsalat mit seinem frischen Aroma. Davon könnten wir eine ganze Schüssel essen.

 

Rigi-Hirschleber-Crème (7/10)

Da man hier im Regino Montium möglichst das ganze Tier verwertet, wird in jedem Menü ein Innereiengang serviert. Während uns Gastgeber Gregor die Gänge bis anhin sehr ausführlich annonciert, wird dieser Teller lediglich mit einem Schmunzeln hingestellt und uns viel Genuss gewünscht. Wir müssen also selber herausfinden was uns die Küchenbrigade zubereitet hat – wir nehmen die Challenge gerne an. Zuerst probieren wir eines der gebackenen Bällchen. Es schmeckt ganz leicht nach Fisch. Beim Abgang machen wir einen dezenten Geschmack nach Innereien aus – jedoch nach etwas ganz leichtem, für uns Unbekanntem. Die Crème in der Mitte ist Leber. Sie ist aber zu wuchtig um von einer Ente oder Gans zu stammen und zu wenig animalisch für eine Schweinsleber. Wir tippen auf Kalb. Zusammen mit den säurespendenden Trauben und den Waldhimbeeren ist dies ein erster wunderbarer Herbstbote.

Stark auch das zusätzlich servierte, in Schweineblut getränkte Brioche mit einem Forellenherz.

Am Ende löst Gregor auf. Die Leber-Crème stammt nicht vom Kalb sondern vom Hirsch. Die gebackenen Bällchen sind aus Forellen-Rogen.

 

 

„Kölnisch-Wasser“ Kräutersorbet

Eine wahre Erfrischung das Sorbet aus fünf verschiedenen Kräutern. Verfeinert wird es mit etwas Arviniac – einem Petite Arvine-Brand von der Spitzenwinzerin Marie-Thérèse Chappaz.

 

Zürcher Wildsau (6/10)

Der nächste Gang ist Gregors Götti zu verdanken. Er hat nämlich im Zürcher Weinland diese Wildsau geschossen und sie auf die Rigi zum Verarbeiten gebracht. Das Fleisch ist sehr zart und harmoniert sehr gut mit den knusprigen Baumnüssen, den wunderbaren Pilzen (ein Teil des Geschmacks vom Pilzkraut) und in der Melasse kandierten Topinambur. Einzig der Jus dürfte gerne noch etwas mehr Power haben.

 

 

Zunge vom Rigi-Bio-Kalb (8/10)

Nochmals ein grosses kulinarisches Ausrufezeichen setzt die Kalbszunge, die wir dank ihrem unverwechselbaren Aroma am liebsten viel öfters in der Spitzengastronomie antreffen würden. Benjamin serviert dazu eine grossartige Hirse-Miso-Hollandaise. Ebenfalls stark die geschmacksvolle Zwiebel-Auberginen-Mole. Eine sehr gelungene Kombination und damit eines der Highlights des Abends.

 

Feige – Jersy Blue

Als kleiner Käsegang gibt es eine reife Feige aus Weggis mit etwas fermentiertem Knoblauch sowie eine sehr feine Glacé aus Jersy Blue.

 

„Weisse Schoggi“ (8/10)

Der Name des Desserts ist in Anführungszeichen geschrieben weil es keine weisse Schokolade enthält, sondern Honigglace welche mit Tannenschössling-Butter abgeschmeckt wurde. Und diese Kombination schmeckt überraschenderweise tatsächlich intensiv nach weisser Schokolade. Zu dieser süchtig machenden Crème serviert man uns extrem reife Beeren wie man sie nur aus dem eigenen Garten bekommt. Sogar die Waldbrombeeren und Stachelbeeren schmecken hier richtig süss. Zusammen mit den verschiedenen Cerealien entsteht dieses hervorragende Dessert mit viel Geschmack und schönen Texturen.

 

 

Petits Fours (5/10)

Die etwas trockenen Naschereien schliessen das tolle Menü ab. Die Petits-Fours bestehen aus Marzipan, aus Sonnenblumenkernen mit Süssholz und Gewürzen aus unserem Garten, Cassis- und Kiwileder, 3 Aargauer Haselnüsse (für Aschenbrödel) und Niedelzältli mit Lavendel.

 

Fazit: Das Regina Montium ist ganz anders als jedes Restaurant das wir zuvor besucht haben. Hier wird so gut wie nichts vom Händler bestellt. Die meisten Zutaten stammen sogar aus dem eigenen Garten oder von der Rigi. Die Kräuter spielen eine sehr wichtige Rolle. Damit können Gregor und Benjamin die Gäste auch richtig begeistern. Zum einen weil man die verschiedenen Kräuter auf dem Teller wirklich schmeckt und zum anderen weil die beiden Gastronomen vor lauter Leidenschaft nur so strotzen. Wir hätten uns vor dem Besuch jedenfalls nicht vorstellen können, dass wir zu Hause als erstes Kräuter bestellten, um sie im eigenen Garten anzupflanzen.

Ob mit oder ohne Wanderung, wir freuen uns bereits jetzt auf den nächsten Besuch auf der Rigi. Vielleicht einmal im Winter – denn dann sei die Herausforderung für Benjamin und seiner Küchencrew so richtig gross. Denn dann liegt der Garten unter einer tiefen Schneemasse …

Benjamin Just, Benedikt Voss, David Mondel, Lukas Hrdlicka, Gregor Vörös, Martin Stopp, Franka Breyer, Gabriella Egger Vörös (v.l.n.r.)

 

Speisekarte: Das Menü in 9-Gängen (wie oben beschrieben) kostet 165 Franken. Für das Menü in 5-Gängen werden 125 Franken verrechnet. À la Carte stehen vier Vorspeisen (18 – 28 Fr.), vier Hauptgänge (39 – 62 Fr.) und zwei Desserts (16 – 24 Fr.) zur Auswahl.

Wein: Gregor stellt zu jedem Menü eine individuell abgestimmte Getränkebegleitung zusammen. Dabei fokussiert er sich zum einen auf Schweizer Weine – wenn möglich Biologisch oder gar nach Demeter-Richtlinien hergestellt. Noch wichtiger als der Wein sind die hausgemachten Getränke welche in die Begleitung eingebaut werden. Eine alkoholfreie Getränkebegleitung wird zum gleichen Preis ebenfalls angeboten. Folgende Getränkebegleitung wurde mit 79 Franken verrechnet:

Hausgemachter Rosen- und Nelken-Mousseux (zum Apéro)
Gwäss 2016 / Kellerei Chanton, Visp (zum Rigivice)
Sauvignon Blanc 2017 / Ueli Kilchsperger, Flaach (zur Äsche)
Johanniter 2016 (Bio) / Seeburg Luzern, Luzern (zum Egli)
Aprikosen-Trinkessig (zur Hirschleber)
Merlot Malbec 2016 (Bio) / Grillett, Neuenburg (Wildsau)
Natural-Wine Nihilio (Demeter) / Henry Crouchon, Echichens (zur Kalbszunge)
Honigwein von Mamas Bienen mit Rigi-Heu aromatisiert (zum Jersy Blue)
Hausgemachter Föhren-Mousseux (zur weissen Schoggi)

 

Dauer: Das Menü genossen wir in 4 ½ Stunden

Wertung: Gourmör / Michelin / Gault-Millau

Sonderauszeichnung: Auszeichnung für eine tolle Weinbegleitung

(Besucht im August 2018)