Die Aussichten sind rosig: Vierzehn Tage Zeit, Reservationen in zwei 3 Sterne Restaurants, ein vollgetanktes Auto und den aktuellen Guide Michelin España im Gepäck. Die Reise kann losgehen.
Valencia
Nachdem wir 1’400 km und unzählige Zahlstationen auf der französischen und spanischen Autobahnen hinter uns gebracht haben, erreichen wir die drittgrösste Stadt Spaniens. Valencia begeistert mit seiner Lage direkt am Meer. Hier kann man einen Städtetripp ideal mit ein paar ruhigen Stunden am Strand kombinieren. Für eine Stadtbesichtigung ist es am heutigen Sommertag eigentlich sowieso zu heiss. Doch wir sind nunmal nicht wegen dem Meer so weit gefahren, sondern wegen der kulinarischen Entdeckungstour durch die pulsierende Metropole.
Zu entdecken gibt es einiges. Zum Beispiel den Mercado Central, einer der grössten Märkte Europas. Hier bieten fast tausend Händler ihre Delikatessen an. Ob Gemüse, Fleisch, Käse oder Fisch, die Besucher finden hier alles was das Herz respektive der Gaumen begehrt. Weiter geht es in die Altstadt. Hier findet man viele traditionelle Restaurants. Im Angebot Tapas und natürlich die hier erfundene Paella. Am liebsten würden wir uns durch das ganze Angebot probieren. Doch dafür ist es zu heiss und wir sehnen uns nach dem Sonnenuntergang.
Zum Glück haben wir hier in der Stadt eine kleine Oase – unser Hotel. Das 5 Sterne Haus The Westin Valencia ist ein luxuriöses Hotel an sehr guter Lage. Die angenehm klimatisierten Räume sind dann auch ein willkommener Kontrast zum heissen Wetter und machen unseren Städtetrip um ein vielfaches angenehmer. Im gepflegten Garten mit den hohen Palmen kann man sich dann auch wunderbar zurückziehen und im Schatten einen kühlen Drink geniessen.
Das Hotel bietet einen sehr hohen Komfort. Die grossen Zimmer sind sehr gemütlich. Für Gäste die am Abend lieber im Hotel bleiben, bietet man zwei Restaurants an. Darunter das erst vor kurzem eröffnete Komori. Hier kommen vor allem Sushi-Fans auf Ihre Kosten. Das The Westin Valencia können wir uneingeschränkt empfehlen. In Anbetracht der ca. 180 Franken pro Zimmer ist es gar ein richtiges Schnäppchen.
Am Abend geht es an den Strand. Hier findet heute ein Festival mit einem abwechslungsreichen Food-Angebot statt. Wir probieren uns durch das spannende Sortiment und „krönen“ das ganze mit einer Paella an einem der vielen Restaurants an der Strandpromenade. Ein Fehlgriff, denn die Küche demonstriert eindrücklich, dass, nur weil man in der Geburtstadt dieses Gerichtes ist, man nicht zwangsläufig auch ein gutes Exemplar serviert bekommt. Es empfiehlt sich also im Voraus abzuklären wo man dieses traditionelle Gericht am besten bestellt.
Am zweiten Abend gehen wir auf Nummer sicher und reservieren einen Tisch in einem der vier Restaurants, die hier in der Stadt mit einem Michelin Stern ausgezeichnet sind. Die Wahl fällt auf das Vertical. Das Restaurant ist auf dem obersten Stock des Confortel Aqua 4. Das Hotel selbst ist gespenstisch ausgestorben und der Weg zum Restaurant istschlecht siganlisiert. Wir finden den Eingang dann doch noch und werden von einer einmaligen Aussicht auf die modernen Gebäude der „Stadt der Künste und Wissenschaft“ belohnt.
Für Küchenchef Jorge de Andrés ist es eine grosse Herausforderung, die Gäste bei dem eindrücklichen Panorama auf seine Kreationen fokussieren zu lassen. Dank seiner kreativen Küche, gelingt ihm das aber ohne Probleme. Für faire 70 € serviert man uns sieben sehr gute Gerichte.
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Villajoyosa
Mit dem gekühlten Auto (Tiefgarage sei Dank) geht es nochmals ein Stück weiter Richtung Süden. Villajoyosa, 30 Minuten östlich von Alicante, ist das nächste Ziel. Im Hotel Montíboli haben wir das Zimmer reserviert. Die schöne Anlage thront stolz auf einem Felsen. Die Lage ist einmalig. Unser Bungalow ist direkt an der Klippe und offenbart eine traumhafte Aussicht auf das Meer. Um selber im kühlen Nass zu schwimmen, kann man bequem den Lift zum Kieselstrand nehmen. Die Liegestühle können gegen ein kleines Entgeld gemietet werden.
Die traumhafte Aussicht geniesst man auch von der Barterrasse. Leider werden die Drinks hier nur zögerlich serviert. Allgemein ist die Personaldecke dünn. Das Restaurant El Minarete ist gar seit einigen Jahren komplett geschlossen. Dafür steht das gehobene Restaurant Emperador den Gästen für das Mittag- und Abendessen zur Verfügung. Das kulinarische Angebot wirkt aber sehr unmotiviert. Eine entsprechende Streichung aus dem Guide Michelin ist überfällig.
Das Montíboli muss dann auch als Beispiel hinhalten, dass Lage und Anlage allein, noch kein erstklassiges 5 Sterne Haus ausmachen. Es braucht gutes Personal die dem Ganzen eine Seele geben. Diese fehlt hier leider. So ist ein Grossteil des Personals unmotiviert und distanziert. Sehr schade, denn mit dem richtigen Direktor und einem motiviertem Team könnte man hier ein wahres Paradies schaffen. Bis dahin bleibt das Hotel eine empfehlenswerte Adresse, sofern man keinen 5 Sterne-Service erwartet.
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Alicante
Die nächst grössere Stadt in der Nähe von Villajoyosa heisst Alicante und bietet nicht nur schöne Strände sondern auch ein spannendes kulinarisches Angebot. Unbedingt besuchen sollte man La Taberna del Gourmet, ein lebhaftes Lokal bei dem es sich lohnt im Voraus zu reservieren. Hier steht man wahlweise an der Bar oder sitzt an einem der wenigen Tische im Obergeschoss. Eine grosse Auswahl an Tapas steht auf der Karte. Wir wählen uns durch das Angebot und erhalten alle paar Minuten etwas Neues auf den Tisch. Alles schmeckt spannend und macht richtig Spass. Ein Lokal, dass man sich gerne in die Nachbarschaft wünscht.
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Denia
Der nächste Ausflug führt uns nach Denia. In die kleine Stadt verlieben wir uns augenblicklich. Es ist alles sehr gepflegt, lebendig und überall riecht es nach gutem Essen. Hier findet man neben den einladenden spanischen Restaurants auch eine Sushi-Bar und weitere internationale Angebote. Leider müssen wir alles ausschlagen, denn wir haben für heute Abend bereits andere Pläne: der Besuch im Quique Dacosta steht an. Der gleichnamige Koch hat erst im letzten Herbst von Michelin den dritten Stern erhalten und ist für seine äusserst kreative und regional inspirierte Küche bekannt. Wir verbringen beinahe 5 Stunden hier und erhalten das umfangreichste Menü unseres Lebens. Der komplette Bericht findet ihr hier.
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Fuentespalda
Zeit sich vom Meer zu verabschieden. Das nächste Hotel befindet sich im Landesinnern. Einen kurzen Zwischenhalt machen wir in Morella einem zauberhaften Dorf auf einer Anhöhe. Hier ist man stolz auf seine regionale Erzeugnisse und verkauft diese in verschiedenen Geschäften. Nach einem Mittagessen in einem Deliaktessengeschäft mit anschliessendem Shopping, reisen wir weiter Richtung Norden.
Das Torre del Visco liegt abseits der Hauptstrasse. Ein fünf Kilometer langer Schotterweg führt uns zum Hotel. Früher war hier eine Farm, bevor es von einem englischen Ehepaar zu einem Hotel mit 13 Zimmern umgebaut wurde. Die Gastfreundschaft ist eindrücklich. Mit grosser Freude und Stolz werden wir durch das Anwesen geführt und in das ungewohnte Konzept eingeweiht. Zum Beispiel findet man im Zimmer keine Minibar, sondern darf sich in dem grossen Getränkeraum selbst bedienen. Man schreibt lediglich die Konsumation und die Zimmernummer auf einen Zettel und geniesst die Drinks. Das Frühstück isst man entweder zusammen mit anderen Gästen am grossen Küchentisch oder draussen auf der Terrasse. Von hier hat man dann auch eine malerische Aussicht und geniesst eine einmalige Ruhe.
Da das Hotel sehr abgelegen ist, empfiehlt es sich auch gleich den Tisch für das Abendessen im Hotelrestaurant zu reservieren. Jeden Abend bietet man hier einen 3 Gänger an, den man sich aus ein paar wenigen Optionen zusammenstellen kann. Der Preis ist für spanische Verhältnisse zwar sehr hoch (55 €), doch mangels Alternativen (schon die Fahrt bis zur Hauptstrasse dauert 20 Minuten), ist es eine gute Option.
Nach dem Essen kann man sich dann in die Bibliothek zurückziehen oder den Abend bei einer Partie Schach ausklingen lassen.
Einen Pool gibt es hier zwar nicht, doch nach einem kurzen Fussweg erreicht man einen 18 Meter hohen Wasserfall mit einem grossen Becken, in dem man sich abkühlen kann. Gerne bereitet man im Hotel ein Picknick zu, welches man zur Verpflegung mitnehmen kann.
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Pratdip
Das selbsternannte „Gourmet-Hotel“ mas mariassa liegt ebenfalls im Landesinnern. Das kleine Guesthouse ist schön gepflegt, die Besitzer sehr freundlich und die Zimmer sehr modern eingerichtet. Vom Pool geniesst man eine schöne Aussicht. Jeden Abend bietet man für 36 € einen feinen 5 Gänger an.
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Cambrils
Am zweiten Abend besuchten wir Cambrils. Dieses erreicht man in weniger als einer halben Stunde von Pratdip. Das direkt am Meer gelegene Städtchen lädt zum Einkaufsbummel ein. Auch gemütliche Fahrten mit dem Schiff werden angeboten. Den Abend schliessen wir mit einem Dinner direkt am Meer ab. Das Club Nàutic eignet sich dazu vorzüglich, da man neben einer schönen Aussicht auf den Hafen, auch kulinarisch auf hohem Niveau verwöhnt wird.

Club Nàutic – Cambrils
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Girona
Auf der Heimreise machen wir einen Zwischenhalt in Girona. Grund ist das 3 Sterne Restaurant El Celler de Can Roca, in dem wir zum Glück vor der Ernennung zum „besten Restaurant der Welt“, einen Tisch reservieren konnten. Das Menü war nicht nur umfangreich sondern auch eindrücklich. Hier findet ihr den Bericht.
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Guide Michelin
Das rote Buch hat uns wieder einmal eine besonders schöne Reise beschert. Wir haben jeden Abend gut gegessen und konnten die Hotels geziehlt auswählen. Es fällt zwar auf, dass die Restaurants hier etwas schneller ins Buch aufgenommen werden als Lokale in der Schweiz (und dabei meistens eine Komfortstufe höher eingeordnet werden), doch vor allem sind wir froh, dass uns das Buch souverän an den vielen Touristen-Fallen vorbei geschleust hat und uns zu den richtigen Adressen führte. Die Tatsache, dass man in den Lokalen nicht mehr bezahlt als in einem unmotivierten Restaurant, lässt uns noch mehr verwundern, warum nicht mehr Touristen den Guide zur Hand haben.
Guide Michelin España & Portugal 2013
ISBN: 978-2067178861
Hotels
The Westin Valencia in Valencia
Montíboli in Villajoyosa
Torre del Visco in Fuentespalda
mas mariassa in Pratdip
Restaurants
Vertical in Valencia
La Taberna del Gourmet in Alicante
Quique Dacosta in Denia
Club Nàutic in Cambrils
El Celler de Can Roca in Girona
Wunderbare Fotos, die Lust auf die weite Welt machen… Allerdings habe ich jetzt Hunger… :)