Bras in Laguiole (F)

Das Bras gehört zu den bekanntesten Gourmetrestaurants der Welt. Das etwas ausserhalb von Laguiole liegende Lokal wird seit 1999 ununterbrochen mit 3 Michelin-Sternen ausgezeichnet. Die Höchstwertung konnte auch vor vier Jahren verteidigt werden, als der damals 65-jährige Michel Bras den Betrieb an seinen Sohn Sébastian übergab. Dieser Chefpostenwechsel wurde sogar in einem Dokumentarfilm verewigt. Wir haben diesen Streifen noch nicht gesehen. Sowieso versuchen wir über alle Restaurants auf unserer Wunschliste – vor allem über deren Gerichte – so wenig wie möglich im Vorfeld zu erfahren, um den Überraschungseffekt nicht vorweg zu nehmen. So sind die markante Glaskuppel, in der das Restaurant untergebrach ist, und der berühmte Salat aus über 50 Komponenten, die einzigen beiden Dinge die wir über das Bras wissen, als wir die Fahrt nach Laguiole antreten.

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Wenige Kilometer vor unserem Ziel machen wir einen Halt in der Fabrik der Firma Laguiole. Hier werden die berühmten Messer hergestellt. Das Gebäude hat dann auch die Form eines Messers und bietet den interessierten Besuchern die Möglichkeit ohne Voranmeldung den ganzen Betrieb anzuschauen. Nachdem wir uns mit einem wunderschönen Messerset eingedeckt haben und sich das Hungergefühl langsam breit macht, nehmen wir die verbliebenen zehn Autominuten in Angriff. Die letzten 800 Meter bis zum Restaurant geht es steil bergauf. Das Restaurant thront nämlich auf einer kleinen Anhöhe mit Blick auf die hügelige Landschaft der Aubrac. Das Wetter ist schon den ganzen Tag durchzogen. Heute gab es den ersten Regen seit knapp zwei Monaten. Das Aufatmen der trockenen Landschaft ist regelrecht spürbar. Entsprechend intensiv riechen wir die Natur während wir den kurzen Weg vom Parkplatz bis zum Restaurant zurücklegen.

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Im Restaurant angekommen werden wir von einer Dame hinter einer Empfangstheke begrüsst. Hier checken auch die Hotelgäste ein, die in einem der 11 Zimmer und Suiten nächtigen. Nach dem Prüfen unserer Reservation – das Restaurant ist heute ausgebucht – führt sie uns in die rundum verglaste Lounge. Der bekannte und futuristische Bau ist also nicht das eigentliche Restaurant, sondern derjenige Ort an dem der Abend beginnt und später auch wieder enden wird. Uns offenbart sich hier ein malerisches Panorama auf das just in diesen Sekunden die letzten Regentropfen fallen und die Sonnenstrahlen beginnen sich einen Weg durch die Wolkendecke zu bahnen.

Uns wird als erstes eine kleine Apérokarte gereicht. Eigentlich schade, dass dieser Vorgang nicht in allen Restaurants zum Standard gehört. Meistens wird man nämlich direkt beim Platzieren nach dem Getränkewunsch gefragt – ohne vorher die Auswahl und die Preise zu kennen. So entdecken wir dann auf der Karte einen hausgemachten Drink mit Kräutern den wir bestellen. Mit den Getränken erreicht uns auch die Speisekarte. Darauf finden wir die drei Menüs die heute Abend zur Auswahl stehen. Wir entscheiden uns für das Grösste, das Menü Balade für 215 €.

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Während wir den Apéro und den Blick in die Natur geniessen, werden die ersten Häppchen [9/10] serviert.

Alle drei Snacks begeistern uns. Das Ei ist leicht, harmonisch und elegant abgeschmeckt. Hervorragend ist auch die Pilzschnitte. Die Pilze dafür wurden heute frisch gepflückt und haben richtig viel Power. Beim Getreide-Cracker werden die erdigen Aromen von einer orientalischen Note flankiert.

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Nach und nach werden die Gäste um uns herum ins Restaurant begleitet. Irgendwann sind alle weg – auch das Servicepersonal. Wir warten noch ein paar Minuten und entscheiden dann, dass wir den Weg an den Tisch selber finden. Dies bleibt der Dame am Empfang nicht verborgen. Sie fängt uns ab und begleitet uns an den Tisch. Zuvor dürfen wir aber noch einen kurzen Blick in die Küche werfen. Hier ist die grosse Brigade mit voller Konzentration am Werk. Sébastian Bras steht am Pass und nickt uns freundlich zu. Wir betrachten die vollen Pfannen und die frischen Produkte und wollen dann möglichst rasch an den Tisch um all die Leckereien endlich essen zu dürfen. Unser Tisch steht ganz hinten im länglichen Restaurant und ist mit einem weissen Spannleintuch gedeckt. Von jedem Tisch hat man eine gute Sicht nach draussen – wobei die Aussicht hier nicht mehr ganz so schön ist wie noch vorhin in der Lounge. Uns gefällt das Restaurant, verlieben werden wir uns aber nicht. Dafür wirkt das Interieur zu erzwungen. Auch die Servicemitarbeiter, in ihren zu grossen dunkelblauen Uniformen, wirken eher wie Automechaniker. Aber zum Glück sind wir weder wegen dem Interieur noch wegen dem Schnitt der Mitarbeiterbegkleidung hierhergekommen.

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Neben dem obligaten Messer aus der vorhin besuchten Manufaktur (wie es die Tradition will, wird das Messer den ganzen Abend nicht ausgewechselt), stehen auf dem Tisch orientalisch gewürzte Chips und eine in Stoff gewickelte Überraschung. Diese wird vom Servicemitarbeiter nun enthüllt. Es handelt sich um ein Brot mit unserem Namen darauf. Das personalisierte Gebäck ist eine nette Idee, auch wenn die verschiedenen Brote der einzelnen Tische nach dem Anschneiden vermischt werden und man dadurch am Ende doch nicht sein persönliches Gebäck isst.

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Amuse Bouche [9/10]

Ein Amuse Bouche scheint in französischen Restaurants keine Selbstverständlichkeit. In den meisten auf unserer Reise besuchten Sternerestaurants gab es keines. Hier setzt man glücklicherweise auf den „Gruss aus der Küche“ und bereits nach dem ersten Bissen sind wir unendlich dankbar dafür. Die Gemüsesuppe (am prominentesten schmeckt sie nach Spargeln) ist sommerlich kühl und absolut fantastisch im Geschmack. Darauf liegt ein knuspriges Buttergebäck mit einem intensiven Kräuter-Basilikum-Mousse, etwas fein geschnittener Kabeljau sowie würzige Blumenblätter. Ein optisch simples Gericht mit einem hervorragenden Geschmacksbild welches die Messlatte sehr hoch steckt.

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Aujourd’hui „classique“: Gargouillou [10/10]

Danach folgt der Auftritt von Bras‘ Signature Dish: dem Gargouillou. Das berühmte Gericht ist ein fixer Bestandteil des Menüs und besteht je nach Saison zwischen 60 und 70 frische Zutaten. Am Tisch wird noch ein weisses Elixier darüber geträufelt. Danach tauchen wir die Gabel ehrfürchtig in das liebevoll arrangierte Durcheinander und staunen über die genialen Aromen im Mund. Gabel für Gabel geniessen wir mit geschlossenen Augen. Einfach himmlisch. Das Grossartige daran ist die Tatsache, dass man diesen Teller unzählige Male essen könnte und dabei nie das gleiche Ergebnis bekommt. Denn je nachdem welche Zutaten auf der Gabel landen schmeckt es mal bitter, mal ätherisch, mal rassig oder süss. Wahrlich ein Meisterwerk.

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Des contreforts du Larzac [9/10]

Jedes Gericht hat es nach einem solch kulinarischen Feuerwerk schwer um das Niveau zu halten. Der Saibling löst die Aufgabe aber mit Bravour. Wir verlieben uns schon beim ersten Bissen in das saftige Filet mit seiner erfrischenden Zitrusnote. Begleitet wird es von Lauchzwiebeln die überraschend gut zum Süsswasserfisch passen. Ein weiteres Highlight ist die zauberhafte und äusserst elegante Safransauce. Sie komplettiert dieses hervorragende Gericht.

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Ni chaud ni froid [10/10]

Die Foie Gras treffen wir aktuell nur noch in etwa jedem fünften Gourmet-Menü an. Und dann hat sie ihren Auftritt meistens bei den Apéro-Häppchen als winziges Element. Entsprechend überrascht sind wir als man uns dieses stolz portionierte Exemplar auftischt. Einen solch kompromisslosen Auftritt erlebten wir zum letzten Mal vor vier Jahren in The Fat Duck in Bray. Die Assoziation entsteht nicht nur wegen der Grösse, sondern auch wegen dem Geschmack. Seit der Foie Gras bei Heston Blumenthal, sowie einer unvergesslichen Variation bei Andreas Caminada auf Schloss Schauenstein, haben wir nie wieder einen solchen Hochgenuss erlebt. Die Leber schmilzt förmlich auf der Zunge und hat einen traumhaft edlen Geschmack. Für den süssen Kontrast sorgt ein weisser Pfirsich mit vietnamesischem Koriander. Der delikate Heidelbeer-Essig sorgt für eine leichte Säure.

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Dite laitue asperge [7/10]

Dass bestimmt auch das vegetarische Menü eine hervorragende Wahl gewesen wäre beweist dieser Spargelsalat (Celtuce). Dieser wurde zuerst blanchiert und anschliessend gebraten. Er trumpft mit viel Eigengeschmack und schönen Röstaromen auf. Dazu gibt Bras noch ein paar Salzflocken und raffelt darüber schwarzen Trüffel aus Comprégnac.

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De pure race Boeuf Aubrac [8/10]

Im Hauptgang gibt es ein grosses Stück regionales Rindsfilet sowie frisch gepflückte Pilze. Das Fleisch ist saignant gebraten und leider bereits etwas kalt als es unseren Tisch erreicht. Dafür ist es wunderbar zart und verfügt über viel Eigengeschmack. Begleitet wird es von einem leicht säuerlichen Jus der uns hervorragend gefällt. Unter das Gericht mischt sich ein Tomaten-Pesto welches dem Gericht weiter zusätzliche Power gibt. Im separaten Schälchen wird uns zudem eine regionale Spezialität aufgetischt. Es handelt sich um ein Aligot. Einer besonderen Kartoffelstock-Art. Die Kartoffeln werden mit dem Tomme-Käse vermengt wodurch die Masse elastisch wird. Das Ergebnis ist zwar etwas mastig aber absolut wundervoll.

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D’ici et d’à côté

Beim Käsewagen setzt man auf eine schöne Selektion von lokalen Erzeugern. Dazu serviert man etwas Salat und frisches Nussbrot.

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Sur une interprétation du coulant, originel de 81 [6/10]

Das erste Dessert ist ein klassisches Moelleux mit flüssigem Schokoladenherz. Perfekt umgesetzt, aber nicht besser als wir es bereits in vielen Restaurants zuvor serviert bekommen haben. Absolut fantastisch ist dafür das Minz-Glacé welches es mit seiner Eleganz in unsere Top-10 der besten Eissorten schafft.

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Tout doux [8/10]

Durch und durch Ausgezeichnet ist dann das Aprikosendessert. Erfrischend und spannend dank den verschiedenen Texturen. Als wäre die süsse Freude auf dem Grün nicht schon gross genug, gibt es im separaten Schälchen noch ein Honigmousse und darunter frische Erdbeeren und Rhabarber.

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Canailleries

Zum grande Finale wird noch der Cornet-Wagen vorgefahren. Aus verschiedenen Geschmackskombinationen wählt jeder Gast sein Glace.

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Friandises [9/10]

Der Kaffee und die letzten Knabbereien werden in der Lounge serviert. Wir sind aufgrund des Umfangs des Menüs froh, dass man bei den Friandises nicht auf Quantität sondern Qualität setzt. So schmecken die mit Alkohol vermengten Petitessen hervorragend und schliessen das Menü würdevoll ab.

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Fazit: Sébastian Bras und seine grosse Brigade begeisterten uns mit einem hervorragenden Menü. Es ist beeindruckend wie man hier die Natur und die Region in die Gerichte implementiert. Auch wie man stolz die Tradition ins Menü miteinbindet gefällt uns. Die Gerichte tragen eine klare Handschrift und haben extrem viel Geschmack. Ein Abend bei Bras ist etwas ganz Besonderes.

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Speiseauswahl: Den Gästen stehen drei verschiedene Menüs zur Auswahl. Das „Aubrac“ in 6 Gängen (inklusive Käse) für 136 €, das vegetarische „Légumes“ in 8 Gängen (inklusive Käse und zwei Desserts) für 164 € und das „Balade“ in 8 Gängen (inklusive Käse und zwei Desserts) für 215 €. Alle Menüs werden mit Apéro-Häppchen, einem Amuse sowie Friandises serviert. Eine kleine à la carte Auswahl gibt es auch noch. Die Vorspeisen kosten ca. 47 €, die Hauptspeisen zwischen 70 und 90 €.

Wein: Die Weinkarte ist eindrücklich. Auf Wunsch bietet man auch eine Weinbegleitung an. Diese umfasst 5 Gläser und kostet 75 €.

Dauer: Das Dînner dauerte fast vier Stunden.

Online: Die Website ist sehr übersichtlich und beinhaltet die wichtigsten Informationen. Auch die Reservation kann hier unkompliziert getätigt werden.

Wertung: Gourmör O9 / Michelin M3

(Besucht im Juli 2015)

Tour de France Teil II: Von Bayeux nach Trébeurden

Die Normandie mit ihrer besonderen Landschaft gefällt uns ungemein. Wir geniessen die Weiten, die saftigen Felder und die Tatsache, dass sich hinter jeder Kurve ein neues, charmantes Dörfchen versteckt. Entsprechend stark bedauern wir es, dass unsere Zeit hier bereits vorbei ist und die Bretagne ruft. Da die Bretagne für die besten Fische, Krusten- und Schalentiere bekannt ist, lassen wir uns aber davon abbringen noch ein paar Tage in der Normandie anzuhängen.

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Auf der Fahrt in die nordwestlichste Region Frankreichs, machen wir einen kurzen Halt in Bayeux. Das kleine Städtchen ist für seine imposante Kathedrale bekannt. Das beinahe 100 Meter hohe Bauwerk im gotischen Stil ist aber nicht der einzige Grund, weshalb sich hier ein Aufenthalt lohnt. Ein Spaziergang an der l’Aure, welche sich malerisch durch das ganze Dorf schlängelt, ist genau so schön. Ein guter Tipp zum Mittagessen ist das La Rapière. Das kleine Lokal befindet sich in einer Seitengasse und ist mit einem Bib Gourmand ausgezeichnet.

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Kurz vor der Grenze zur Bretagne, machen wir einen letzten Zwischenhalt um eine der beliebtesten Touristenattraktionen Frankreichs zu besuchen: den Mont-Saint-Michel. Vom 8. Jahrhundert bis 1960 lebten hier Benediktiner. Seit 35 Jahren zählt die 92 Meter hohe Insel zum UNESCO Weltkulturerbe. Jährlich strömen 3,5 Millionen Besucher hierher, weshalb die engen Gassen doch stark an ihre Kapazitätsgrenzen stossen. Entsprechend kurz fällt unser Besuch aus. Uns ist es nun nach etwas Ruhe und wir nehmen die letzten 50 Kilometer bis zum Hotel in Angriff.

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Unser Hotel ist in Cancale. Die Einheimischen nennen ihr Städtchen selbstbewusst die Austernhauptstadt. Seit dem 13. Jahrhundert werden hier die begehrten Muscheln in grossen Mengen gezüchtet. Heute sind es jährlich 6’000 Tonnen die aus den Austernbänken geholt werden. Am Hafen kann man die Austern dann auch an verschiedenen Marktständen kaufen und direkt am Strand verspeisen. Einmal gegessen, wirft man die Schalen zurück ins Meer und übergibt die Überreste damit wieder ihrem Ursprung. Eine schöne Metapher, die bei Ebbe zu hohen Bergen aus Austernschalen führt.

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Les Maison de Bricourt in Cancale

Unser Hotel, das Les Maison de Bricourt, liegt etwas ausserhalb von Cancale. Es thront idyllisch auf einer Anhöhe mit Blick auf das Meer. In der Ferne kann man sogar, das am Nachmittag besuchte, Le Mont-Saint-Michel ausmachen. Das wundervolle Hotel gehört zur Relais & Châteaux Vereinigung und hat einen berümten Hausherr: Olivier Roellinger. Roellinger hatte bis 2008 ein Restaurant in Cancale welches mit 3 Michelin-Sternen ausgezeichnet war. Nach einer schweren Krankheit entschied sich Roellinger dazu das Restaurant zu schliessen. Einige Jahre später übernahm er dann dieses wundervolle Hotel und umsorgt seitdem hier seine Gäste.

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Selbstverständlich, dass hier auch die Kulinarik eine wichtige Rolle spiel. Zwar bestehen keine Ambitionen um wieder ganz Oben mit zu kochen, doch auf den Michelinstern des Restaurant Le Coquillage ist man sehr stolz. Den Küchenchefposten hat Olivier Roellinger nicht mehr selber inne, sondern sein langjähriger Mitarbeiter Jérôme Aumont. Roellingers Sohn Hugo ist Sous-Chef der grossen Brigade. In einem kleinen Schuppen im Garten ist eine kleine Bäckerei eingerichtet. Hier wird das wohlduftende Gebäck für das Frühstück und fürs Restaurant gebacken.

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Das Hotel mit seinen 13 Zimmern ist überraschend lebendig. Immer wieder huscht irgendwo ein Koch vorbei oder einer der elegant gekleideten Servicemitarbeiter bringt einem Gast auf der Terrasse einen frischen Tee. Neben der einzigartigen Ruhe und der wundervollen Aussicht, begeistert uns auch der weitläufige Park. Auf dem Hotelgelände finden wir einen Kräutergarten, einen kleinen Wald und sogar Esel die friedlich weiden. Und überall dazwischen stehen Liegestühle welche die Gäste einladen die Idylle zu geniessen.

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Es versteht sich von selbst, dass wir für den Abend einen Tisch im eingangs erwähnten Gourmetrestaurant reservierten. Das Le Coquillage ist auf zwei Speiseräume verteilt. Der nostalgische Boden ist immer noch im Originalzustand. Der Blick auf den Ozean ist traumhaft. Die Speisen sind liebevoll zubereitet. Dabei spielt das Meer – und dessen Produkte – eine zentrale Rolle. Ob Butter mit Seegras, „Meerwasser“ als Amuse Bouche oder das eigentliche Menü bei dem in jedem Gang ein Protagonist die Hauptrolle spielt, der noch vor Stunden im Wasser vor uns schwamm. Das Highlight kommt am Schluss, in Form eines Dessertwagen der von oben bis unten mit süssen Köstlichkeiten aus der Pâtisserie bestückt ist.

Wertung für Le Coquillage: O6

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Frankreich_II_18Küchenchef Jérôme Aumont mit seinem Sous-Chef Hugo Roellinger

 

Nach drei wundervollen Tagen müssen wir diesen einmaligen Ort bereits verlassen. Wir sind uns aber sicher, dass wir eines Tages an diesen unvergesslichen Ort zurückkehren werden.

Unser nächstes Ziel ist das 170 Kilometer westlich liegende Trébeurden. Auf dem Weg dahin machen wir zwei Stopps. Der Erste in Saint-Malo. Die Stadt mit knapp 55’000 Einwohner hat den bedeutendsten Hafen an der bretonischen Nordküste. Die Stadt ist umgeben von einer begehbaren Wehrmauer. Darauf lässt sich die Stadt wunderbar erkunden. Saint-Malo hat sehr viel Charme, nette Restaurants und auch ein kleines Künstlerviertel.

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Den zweiten Halt machen wir am Cap Fréhel. Die bis zu 70 Meter hohen Klippen bieten einen fantastischen Blick aufs Meer. Hier kann man sich hinsetzen, die angenehme Sommerbrise geniessen und sich von der visuellen Naturpracht begeistern lassen.

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Manoir de Lan Kerellec in Trébeurden

Die nächsten Tage verbringen wir im Relais & Châteaux Manoir de Lan Kerellec. 1925 wurde das Anwesen gebaut.  Es befindet sich noch heute im Besitz der Familie Daubé. Alle 19 Zimmer sind individuell eingerichtet und bieten einen phänomenalen Blick auf das Meer.

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Die meisten Zimmer verfügen über einen kleinen Balkon von dem man jeden Abend den zauberhaften Sonnenuntergang bestaunen kann. Das Manoir de Lan Kerellec ist ein ruhiges Hotel. Ein Ort für Geniesser. Das Haus ist sehr gepflegt und liebevoll eingerichtet. Die gute Führung und die familiäre Stimmung tun ihr Weiteres.

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Das gleichnamige Restaurant Manoir de Lan-Kerellec beeindruckt die Gäste mit einem beeindruckenden Interieur, einem aufmerksamen Service und mit einer Küche die seit einigen Jahren mit einem Michelin Stern ausgezeichnet ist. Der erst 28-jährige Mathieu Kergourlay hat den Chefposten inne und begeistert seine Gäste mit einer Küche die sich stark auf Fische und Krustentiere fokussiert. Den Apéro mit den ersten Häppchen geniessen wir in der Lounge mit Blick aufs weite Meer. Anschliessend geht es ins gemütliche Restaurant mit der auffallenden Decke, die aussieht wie ein umgekehrter Schiffsrumpf. Durch die Fensterfront hat man auch von hier einen Blick aufs azurblaue Meer. Die Küche serviert uns feine Köstlichkeiten wie der japanisch anmutenden Kaisergranat mit Wasabi, frischen Hummer, Krabbenfleisch-Röllchen mit Grapefruit und Saint-Pierre mit Fenchel und Tomaten. Ausgezeichnet dann die Zitronen-Tarte mit Joghurtsorbet welches das sehr gute Menü für äusserst faire 88 € abschliesst.

Wertung Manoir de Lan Kerellec: O6

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Frankreich_II_50Küchenchef Mathieu Kergourlay

 

Zum Frühstück serviert man frisch gepressten Orangensaft, feines Gebäck und eine schöne Auswahl an Cerealien. Als Krönung obendrauf gibt den wundervollen Blicks aufs Meer. Schöner lässt sich ein Tag nicht starten. Später kann man die warme Sonne auf der grossen Liegewiese geniessen oder sich im gepflegten Garten einen schattigen Platz suchen. Wer genug Sonne getankt hat, findet in der gut sortierten Hotelbar bestimmt einen schönen Drink oder bestellt in der Küche eine grosse Meeresfrüchteplatte.

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Zum dritten Teil…

Tour de France Teil I: Von Étretat nach Honfleur

Wären alle Länder dieser Welt in Monopoly-Felder eingeteilt, hätte Frankreich einen Platz im dunkelblauen Bereich auf sicher. Das Land bietet eine unglaubliche Vielfalt. Hohe Berge, fruchtbaren Boden und Anschluss an zwei Meere. Das macht sich auch bei der Kulinarik bemerkbar. Das Sprichwort, wie Gott in Frankreich leben, kommt ja schliesslich nicht von ungefähr. Deshalb war es längst überfällig einmal ein paar Wochen durch unser westliches Nachbarland zu reisen. Da die 670’000 km² für einen Trip zu gross sind, haben wir uns auf die Regionen der Normandie und Bretagne fokussiert. Von dort soll es dann runter in Richtung Bordeaux gehen von wo wir über Lyon zurück in die Schweiz fahren.

Nach langer Planung – unter anderem mussten wir uns bei den vielen besternten Lokalen für eine Auswahl entscheiden – ging es an einem heissen Sommertag endlich los. Die Vorstellung, bereits am Abend vor einem frischen Fisch zu sitzen, das Meer zu riechen und die mehr als 10 Grad kühlere Luft der Normandie zu spüren, lässt die 34 Grad warme Temperatur gleich viel erträglicher erscheinen.

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Die Route über Basel, Lyon und Paris ist überraschend verkehrsarm. Die Staumeldungen vom Gotthard quittierten wir mit einem Schmunzeln – sollen doch alle anderen nach Italien fahren („In Frankreich kann man nicht gut essen!“). Es ist kurz vor fünf Uhr nachmittags als wir Étretat erreichen. Die kleine Gemeinde liegt direkt am Meer und ist für die beeindruckenden Felsformationen bekannt, von der sie umrahmt ist. Der Blick auf die weissen Klippen ist schon vom Dorf her imposant. Es lohnt sich aber ein bis zwei Stunden zu investieren und den einfachen Wanderweg unter die Füsse zu nehmen. Dieser führt die Felswände hoch von wo man einen unvergesslichen Ausblick hat. Nach der kleinen Tour haben wir das Abendessen redlich verdient. So suchen wir ein Restaurant mit Terrasse, welches Moules-frittes serviert. Für etwas mehr als 10 Euro serviert man hier einen ganzen Topf voll von diesen köstlichen Muscheln. Man muss sich lediglich entscheiden wie man sie zubereitet haben möchte. Klassisch an Weissweinsauce oder lieber mit Curry und Pilzen?

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Le Pavé d’Auge in Beuvron-en-Auge

Das nächste Ziel heisst Beuvron-en-Auge. Ein kleines Dörfchen mit malerischen Fachwerkhäusern. Hier im Le Pavé d’Hôtes haben wir für die nächsten Tage ein Zimmer reserviert. Das Gästehaus aus dem 18. Jahrhundert hat fünf individuell gestaltete Gästezimmer und gehört dem gleichen Besitzerpaar, welches im Dorfkern, rund 200 Meter vom Gästehaus entfernt, ein mit einem Michelin-Stern ausgezeichnetes Restaurant besitzt. Im Le Pavé d’Auge haben wir dann auch für den zweiten Abend einen Tisch reserviert. Hier kocht Jerôme Bansard und sein Team eine sehr traditionelle Küche. Die etwas ausdruckslosen Apéro-Häppchen geniessen wir auf der kleinen Terrasse. Der kühle Wind sorgt dann aber dafür, dass wir gleich danach um einem Tisch im Innern bitten . Das Restaurant befindet sich in einer ehemaligen Markthalle. Entsprechend hoch ist die Decke. Hier servierte man uns für 61 € ein drei gänge Menü. Sowohl die Vorspeise mit Kalbsmilken, Pfifferlingen und Muscheln als auch das Lamm mit Bohnen waren zwar etwas salzig, aber fein. Den Michelin-Stern, welcher die Inspektoren hier seit vielen Jahren vergeben, können wir indessen nicht bestätigen.

Wertung für Pavé d’Auge: O0

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Für den nächsten Tag haben wir uns eine Reiseführerin organisiert. Wir möchten nämlich die Kriegsschauplätze der Landung der Normandie besuchen. Das Thema ist hier auch nach 71 Jahren noch immer omnipräsent. In Sainte-Mère-Église machen wir den ersten Halt. Hier landeten am 6. Juni 1944 die US-Fallschirmjäger der 82. Luftlandedivision. Einer der Soldaten blieb dabei an einem der Ecktürme des Kirchturms hängen. Noch heute macht eine Puppe an der, im 13. Jahrhundert erbauten, gotischen Kirche an dieses Ereignis aufmerksam. Gleich gegenüber der Kirche steht das sehenswerte Dead Man’s Corner Airborne Museum. Hier wird die Geschichte der Fallschirmspringer eindrucksvoll thematisiert.

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Die Landungsstrände Utah, Omaha, Gold, Juno und Sword lassen erahnen, wie brutal diese Operation Overlord gewesen sein muss. 155’000 Soldaten, vorwiegend Amerikaner, Briten und Kanadier, stürmten die Strände. Der Besuch des Deutschen- und des US-Friedhofs visualisieren den Wahnsinn dieses Krieges. Jedes Grab trägt den Namen des gefallennen oder vermissten Soldaten.

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Honfleur ist ein weiteres Highlight auf unserer Reise. Das charmante Städtchen liegt an der Mündung der Seine in den Ärmelkanal. Die engen Gassen laden zum Verweilen ein. Im kleinen Hafen reihen sich die Restaurants aneinander. Alle bieten Spezialitäten aus dem Meer an. An schönen Tagen kann man die Terrassen benutzen und geniesst darauf wunderschöne Sommerabende.

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SaQuaNa in Honfleur

Wir gehen an den kleinen Lokalen vorbei, denn für heute Abend haben wir eine Reservation im zweifach besternten SaQuaNa. Das kleine Lokal liegt in einer Seitenstrasse. Der Name ist eine Abkürzung aus den französischen Worten für Geschmack, Qualität und Natur. Inhaber und Küchenchef Alexandre Bourdas besitzt das kleine Lokal seit fast zehn Jahren. Zuvor lebte und arbeitete der gebürtige Franzose viele Jahre in Asian. Von dort stammt nicht nur sein heutiger Sous-Chef, sondern auch der Einfluss in seiner Küche. Das Menü – die einzige Option – wechselt fast jeden Tag und wird für attraktive 120 Euro angeboten. Der Abend beginnt mit spannenden Apérohäppchen. Danach gibt es ein Gebäck aus Bourdas Heimat Averon. Es besteht aus Ei, Trüffel und Zucker und schmeckt himmlisch. Darauf folgt ein saftiger Kabeljau in einem wunderbaren Kokosnuss-Sud. Abgeschmeckt ist der delikate Fisch mit erfrischender Limette und Koriander. Der Pollack mit Himbeeren wirkt konzeptionell etwas wirr. Ganz stark dafür der gedämpfte Seebrass unter grünen Tomaten. Das Gericht ist mit Szechuanpfeffer verfeinert. Dieser gibt dem Gericht eine ganz besondere Note. Etwas abgeschreckt werden wir vom Steinbutt der etwas zu stark gebraten ist. Doch von Sekunde zu Sekunde begeistert uns die markante Knoblauchnote mehr. Beim letzten Bissen wünschten wir uns am liebsten Nachschlag. Aber vor uns liegt noch ein feines aber etwas zu kaltes Rind mit frischen Mandeln und Erbsen. Abgeschlossen wird das Menü von zwei kleinen Desserts und tollen Friandises. Das SaQuaNa ist eine ausgezeichnete Adresse und unbedingt einen Besuch wert.

Wertung für SaQuaNaO7
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Zum zweiten Teil…