Ein Gasthaus. Ein Küchenteam. Zwei Restaurant-Konzepte – und beide sind jeweils mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet. Das ist einmalig und gibt es nur im Zentralschweizer Dörfchen Dallenwil. Doch wer tut sich diesen riesen Aufwand an und kocht gleichzeitig für zwei Spitzen-Restaurants? Der Chef heisst Dietmar Sawyere und machte sich zuvor einen Namen als Executive Chef im luxuriösen The Chedi in Andermatt, bevor er vor zwei Jahren mit dem Gasthaus zum Kreuz das älteste Restaurant im Engelbergertal übernahm. Mit an seiner Seite steht seine Frau Nicole. Sie orchestriert das kleine Service-Team und ist eine sehr aufmerksame Gastgeberin. Unterstützt werden die Beiden unter anderen von ihren Kindern. Sohn Otto hilft Nicole an der Front, Tochter Pascale packt, seit der abgeschlossenen Kochlehre, in der Küche mit an.



Vor einem Jahr besuchten wir im Kreuz das Stübli. Dort zelebriert Sawyere eine regionale Küche, die dem Guide Michelin einen Stern und dem Gault&Millau 17 Punkte wert sind – zu Recht. Das Menü hat uns ebenfalls extrem beeindruckt. Heute geht es in den anderen Teil im Restaurant, ins Bijou. Hier lebt Sawyere seine Leidenschaft für die asiatische Küche aus und zeigt, was er in den vielen Jahren in der Singaporer Hotelküche gelernt hat.



Das Bijou ist das Kleinere der beiden Restaurants. In der gemütlich Stube befinden sich lediglich vier runde Tische. Diese sind weiss gedeckt und neben Messer und Gabel liegen auch noch stilvolle Essstäbchen bereit. Den Abend starten wir mit Champagner von Laurent Perrier, dazu gibt es Gemüse-Chips und Nüsse.
Auf dem Menü finden wir sechs verschiedene Gänge. Daneben noch zwei zusätzliche Gerichte die man additionell ins Menü einbauen oder mit bestehenden Gängen austauschen kann. Schnell wird klar, dass Sawyere sein Handwerk versteht. Denn zum Auftakt gibt es neben einer asiatisch begleiteten Gillardeau-Auster auch noch einen hauchdünnen Dumpling und ein Hummer-Tempura – das schmeckt alles verdammt gut und macht Lust auf mehr. Was die nächsten drei Stunden auf den Tisch kommt ist sehr abwechslungsreich. Die Küche entführt uns zum Beispiel nach Indien und serviert uns zu den mit Lauch umhüllten Kaisergranat eine himmlische indische Sauce und daneben ein gefülltes Paratha.



Davor gibt es ein grossartiges Gericht mit aufgeschnittener Jakobsmuschel an einer Beurre blanc mit Yuzu und Kaviar. Später im Menü serviert Sawyere die beste Pfeffersauce, die wir je probiert haben. Dazu gibt es Tonkatsu – ein paniertes Stück Kalb, wie man es in Japan zubereitet sowie eine Tempura-Krabbe. Dass man auch leise Töne beherrscht demonstriert die Küche uns beim „Chicken-Rice“, hier mit Wachtel interpretiert. Der geschmackvolle Reis (in Wachtelfett gebraten!) korrespondiert wunderbar mit dem Geflügel und daneben erhalten wir eine der besten Klarsuppen ever. Das ist grossartiges Handwerk!



Im Hauptgang gibt es eine Taube, die im Ton gegart wurde und am Tisch eindrucksvoll aus der Hülle gehämmert wird. Zur Taube serviert man lokalen Trüffel mit viel Geschmack und zum Dessert ein ausgezeichnetes Mango-Soufflé und ein leuchtend grünes Pandan-Sorbet – exotisch, anders, fein. Auch die Friandises, die in einer indischen Tiffin serviert werden, verdienen grosses Lob. Lob geht auch an Nicole Sawyere welche die schwierige Aufgabe, ein solches Menü mit Weinen zu begleiten, extrem gut meistert. Eindrücklich was sie aus nah und fern kredenzt und so die Gerichte ihres Mannes nochmals unterstreicht.




Fazit: Wir waren vor einem Jahr vom Stübli begeistert, jetzt sogar noch mehr vom Besuch im Bijou. Es ist extrem beeindruckend was die Familie Sawyere hier in Dallenwil leistet. Zwei unterschiedliche Konzepte die beide restlos überzeugen und eine ganze Familie die mit anpackt. Die asiatischen Gerichte im Bijou hatten alle extrem viel Geschmack, so dass wir noch Monate später davon schwärmen. Entsprechend können wir einen Besuch nach Nidwalden uneingeschränkt empfehlen. Am besten fährt man gleich zwei Mal hin, um beide Konzepte zu geniessen. Praktisch: in kurzer Fussdistanz befindet sich der Bahnhof.

Wein: Die asiatischen Gerichte mit Wein zu begleiten ist keine einfach Aufgabe. Gastgeberin Nicole Sawyere macht aber einen super Job und kredenzte uns eine sehr spannende Wein- und Sakebegleitung. 8 Gläser werden mit 160 Franken verrechnet.
Folgende Weinbegleitung haben wir genossen:
Hassan Sparkling Cloud Sake
Sho Chiku Bai Shirakabegura Daiginjo Muroka Genschu Sake
Weingut Hermann Rheinriesling 2023, Roman Hermann, Fläsch, Graubünden
Staatsschrieber Cuvee Blanc 2022, Staatskellerei, AOC Zürich
Ted Kennedy Grenache, Shirz, Mouverdre 2021, Barossa Valley, South Australia
Dragon God Junmai Daiginjo Namazume Sake
Clinio Cabernet Franc 2021, Tenuta del Hortense, Bolgheri, Toscana, IT
Late Harvest Sauvignon Blanc 2022, Vina Errazuriz, Valle de Casablanca, Chile
Menü: Das Menü kostet 225 Franken. Zwei zusätzliche Gerichte kann man ins Menü einbauen (+ 35, respektive 65 Franken) oder gegen andere Gerichte tauschen (25, respektive 35 Franken).
Website: https://www.kreuz-dallenwil.ch/
Wertung: Gourmör
/ Michelin
/ Gault-Millau ![]()
(Besucht im November 2024)





















