Im Dezember, direkt nach den vier wöchigen Betriebsferien besuchten wir den Koch des Jahres 2008 / 2010 in seinem wunderschönen Schloss Schauenstein in Fürstenau. Von der freundlichen Mitarbeiterin wurden wir in den ersten Stock begleitet wo man in einer Lounge Platz nimmt und seinen Apéro bestellt. Mit dem Getränk wurden auch gleich die verschiedenen Apéro-Häppchen serviert und stimmten ein auf eine kulinarische Reise durch Andreas Caminadas Küche ein. Die Häppchen: Rindstartar im Corné, Drink vom Apfel und Ruccola, Ochsenschwanzbisque und Königsmmakrele auf Honig überzeugten alle sehr! Dazu besprach man das Menü. Einzig die House Musik im Hintergrund wirkte deplatziert.
Nach dem letzten Schluck ging es einen Stock tiefer in einer der beiden Restaurant Räume mit je 5 Tische und sogleich servierte man das Amuse Bouche. Wie bei den restlichen Gängen gab es dazu immer ein Thema, zu dem es dann verschiedene kleine Variationen gab. In diesem Fall „Entenleber / Zitrone“ und so genossen wir ein feines Entenleber-Eis, eine Entenleberpraline und schmeckt dazwischen den frischen Geschmack von Zitrone.
Der erste Gang wurde serviert „Languste / Curry“ auch hier entdeckte man verschiedene Kreationen – jede einzelne schmeckte extrem intensiv und unglaublich gut. Danach stand die Crème brulée von der Kartoffel mit Trüffelschaum und Kalbsfleisch auf dem Programm. Die luftige Kartoffelkreation schmeckte unglaublich gut obwohl ich von einer „Crème brulée“ eine leicht knackige Oberfläche erwarte. Der Trüffelschaum schmeckte zudem zu wenig nach Trüffel – aber die Kritik bewegt sich auf sehr hohem Niveau den das Ganze schmeckte trotzdem genial.
Der nächste Gang war dann optisch und geschmacklich das Highlight des Abends „Jackobsmuschel / Randen“. Die kleine Muschel schmeckte wie erwartet gut, doch die Randenkreationen übertrumpften den Gast aus dem Meer. Noch nie schmeckte ich einen so intensiven Randengeschmack wie an diesem Abend – die Randen Merengues waren dabei eine witzige Interpretation.
Nach einer genau getimten Pause brachte der professionelle aber auf keinen Fall abgehobene Service den Saibling mit Kürbis und Estragon. Der Fisch war ungemein zart und schmolz fast auf der Zunge. Auch in diesem Gang war der Nebencharakter das Highlight – noch nie schmeckte ich Estragon so intensiv – ein Traum!
Der „Hauptgang“ war wild, eine Taube mit Karotte und Ananas wurde serviert. Für meinen Geschmack war die Taube ein zu starker Kontrast zu den restlichen leichten Gängen.
Das Dessert und die Friandises waren sehr ausgefallen, aber ich glaube hier ist der schwächste Punkt der Küche. Zucker-Lolli mit farbigen Kügelchen und Marshmallows überzeugen halt nicht unbedingt. Auch Caminadas Fruchtgelees sind nicht viel besser als die gekauften.
Der Chef kam am Ende noch persönlich vorbei und fragte nach dem Rechten – er ist sehr sympathisch und man sitzt fast ehrführchtig da und stellt sich die riesen Arbeit hinter diesem ganzen Menü vor. Der Abend im Schloss Schauenstein war schlicht genial und jeden Rappen der 520 Franken (6 Gang Menü + Amuse Bouche + Apéro Häppchen + Friandises = 194.-) Rechnung wert. Wir werden die Reise nach Fürstenau auf jeden Fall wiederholen, das muss man unbedingt noch einmal erleben – bis dahin hat Herr Caminada hoffentlich die Hintergrundmusik ausgewechselt.
Wir haben das Restaurant im September 2011 noch einmal besucht.