Vor sechs Jahren haben Janine Hausmann und ihr Lebenspartner Christoph Köhli den KunstHof im sanktgallischen Uznacht übernommen. Der Anfang war nicht gerade einfach. Wegen einigen Missverständnissen zwischen den Inhabern, der Kunsthof AG und den vorherigen Pächtern waren viele Gäste in der Umgebung auf das Restaurant nicht gut zu sprechen und beobachteten die Ankunft der „Neuen“ mit Skepsis.
Doch die beiden Gastronomen sind es sich von den vorherigen Stationen in der Spitzengastronomie und -Hotellerie gewohnt zu kämpfen und einen besonderen Einsatz zu geben. So ignorierten sie die äusseren Einflüsse und konzentrierten sich allein auf ihren Traum vom eigenen Restaurant. Es sprach sich dann schnell herum, dass die Neuen nicht nur ambitioniert kochen, sondern auch extrem begabt sind.
Vor drei Jahren, an einem nebligen Novembermorgen, kam die Bestätigung von höchster Stelle: der KunstHof erhält einen Michelin Stern. Für die jungen Gastronomen geht ein Traum in Erfüllung. Zu diesem Zeitpunkt war das gemütliche Restaurant schon gut ausgelastet, der Stern gab aber noch einen zusätzlichen Schub. Nach einem Jahr folgte der 16. Punkt im Gault-Millau und man freute sich, dass man immer neue Gäste mit der kreativen Küche verwöhnen durfte.
Dass mit Sohnemann Levin auch noch Nachwuchs auf die Welt kam, machte das Glück der kleinen Familie perfekt. Umso überraschender kam die Pressemitteilung inder das Duo bekannt gab, dass man den KunstHof per Ende 2013 verlassen wird. Nach der Geburt ihres Sohnes hätte man sich zwischen Familie und einem 13 Stunden Arbeitstag entscheiden müssen. Da es zudem keine Optionen gab den KunstHof mittelfristig zu kaufen, hat man sich schweren Herzens für diesen Schritt entschlossen.
Die junge Familie zieht es in Richtung Solothurn, in die 16’000 Einwohner grosse Gemeinde Grenchen. Dort wird sie Ende März das neu gestaltete Chappeli übernehmen. Ein Restaurant mit 40 Plätzen und einem schönen Garten mitten in der Natur. Gleich daneben befindet sich ein kleiner Landwirtschaftsbetrieb. Gemäss Köhli der ideale Ort um sein Kind aufzuwachsen zu sehen. Doch auch die gastronomischen Ziele sind hoch gesteckt. Zwar werde er nicht mehr den gleichen Aufwand betreiben können wie hier in Uznach, doch die Gäste an der neuen Wirkungsstätte dürfen sich auf eine ehrliche und mit viel Passion zubereitete Küche freuen.
Bevor die Segel im KunstHof gestrichen werden, wollen wir uns unbedingt ein Bild vom aktuellen Stand machen. Zum einen um den Gourmets in der Region Uznach die Chance zu geben, das Restaurant bis Ende Dezember noch einmal zu besuchen und um bei den Solothurnern die Vorfreude zu steigern.
Noch während wir die überschaubare Karte studieren erreichen uns:
Fleischbällchen mit Rosmarin Crème Brûlée [6/10]
Die Richtung des heutigen Abends wird aufgezeigt. Ein herzhaftes Fleischbällchen mit einem süssen Twist. Bodenständig und trotzdem spannend.
Brot
Das verschiedenen Brötchen sind nicht hausgemacht aber von sehr guter Qualität. Die dazu gereichte Butter ist sehr fein.
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Amuse-bouche [-/10]
Der Gruss aus der Küche läutet die Wildsaison ein. Diese wird bis Mitte November das kulinarische Angebot bestimmen.
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Terrine von der Entenleber [8/10]
Eine vorzeige Terrine. Nicht nur wegen dem wunderbaren Geschmack und dem perfekten Schmelz, sondern auch Dank der tollen Kombination mit dem geschmorten Ochsenschwanz. Perfekt zubereitet. Der dezente Einsatz vom Apfel und einem Hauch Vanille sowie dem feinen Brioche, runden das ausgezeichnete Gericht ab.
Kaisergranat
Die Alternative zur Gänseleber: Ein wunderbarer Kaisergranat
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Kalte Consomée von der Ramato Tomate [7/10]
Die ersten kühlen Herbsttage schreien zwar nicht gerade nach kalten Suppen, doch wenn man eine Tomatenessenz so zubereitet, kann man uns damit auch im tiefsten Winter begeistern. Die Essenz ist fein und Dank den sonnengereiften Tomaten auch richtig intensiv. Das Highlight sind aber die kleine Tomatenscheiben im Teller. Diese schmecken dermassen wuchtig, dass wir damit, pünktlich zum Saisonende, die besten Tomaten des Jahres serviert bekamen.
Als wäre das nicht genug, erreicht uns in einem hauchdünnen Cornet ein wunderbares Tatar das wiederum mit getrockneten Tomaten verfeinert wurde. Die Kombination ist wunderbar süffig und wir würden am liebsten um Nachschlag bitten.
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Tortellini von Pia Mattmanns Ziegenfrischkäse [7/10]
Die Tortellini sind handwerklich perfekt. Auch geschmacklich überzeugt die köstliche Füllung vom Ziegenfrischkäse aus der Zentralschweiz. Dazu gesellen sich aromatische Pilze und einen tollen Jus. Alles schmeckt leicht, mild und wohlschmeckend.
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Bretonischer Sankt Petersfisch [6/10]
Dass Köhli auch mit Fisch umzugehen weiss, beweist er mit diesem edlen Petersfisch. Perfekt gegart, gut gewürzt dazu feine Gnocchetti und Gemüse. Die rassige Chili ist zwar gewagt, funktioniert hier aber gut.
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Geschmortes Gommiswalder Kalbsbäggli [7/10]
Das Dreierlei vom Kalb, mit einer herzhaften Sauce schliesst den ersten Teil eines wunderbaren Menüs ab.
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Auserlesene Käse von Jean Luc Hadey
Zur abwechslungsreichen Käseauswahl serviert man uns eines der besten Früchtebrote.
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Schokoladenfondant [7/10]
Schokoladendesserts haben oftmals das Problem, dass sie, gerade am Ende eines ausgiebigen Essens, zu mastig sind. Dieses hier ist anders – und zwar sehr elegant, wohlschmeckend und Dank der knusprigen Textur schön zum essen. Einzig die Banane dürfte ruhig noch etwas mutiger eingesetzt werden.
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Vanille Quarksouflée [6/10]
Alternativ zum Schokoladendessert serviert man den Gästen ein wunderbares Vanille Quarksouflée mit feinem Feigensorbet.
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Friandises [7/10]
Die Friandises verdienen nochmals unsere vollste Aufmerksamkeit. Sie sind äusserst geschmacksvoll, abwechslungsreich und frisch.
Fazit: Uns war bereits nach den ersten drei Gerichten klar, weshalb der KunstHof rappelvoll war. Köhli und seine Küchenbrigade setzen alles auf die Karte „Geschmack“ und servieren mit einem soliden Handwerk wunderbare und zugängliche Gerichte.
An der Front hat Janine Hausmann und ihr kleines Team alles im Griff. Die Gäste werden mit viel Aufmerksamkeit und einer wunderbar natürlichen Art bedient.
Feinschmecker in der Region Grenchen dürfen sich freuen. Mit Janina Hausmann und Christoph Köhli kommen zwei Vollblut-Gastronomen in ihre Region. Wenn die beiden den Weg konsequent weitergehen und auch den Wurst-Käse Salat mit der gleichen Passion zubereiten, werden sie an der neuen Wirkungsstätte eine erfolgreiche Zeit haben. Wir wünschen viel Erfolg!
Tipp: Um nochmals in den Genuss dieser hochwertigen Küche zu kommen, muss man sich sputen. Der KunstHof hat nur noch bis Ende Jahr geöffnet. Anschliessend zieht das Team weiter. Die Nachfolge in Uznach ist noch nicht geregelt.
Wertung: Gourmör / Michelin
/ Gault-Millau
(Besucht im September 2013)