Yoshi in Monaco

Für den ersten Abend im Fürstentum, haben wir einen Tisch im japanischen Restaurant Yoshi reserviert. Das Lokal wird vom Spitzenkoch Joël Robuchon betreut und ist im imposanten Hotel Metropol untergebracht. Der langgezogene Èntrance zum 5-Sterne-Haus ist eindrücklich. Rechts vom eigentlichen Hoteleingang findet man eine unscheinbare Holztür. Daneben prangt ein kleines Schild, welches diskret auf das japanische Restaurant aufmerksam macht. Noch bevor wir die Türe erreichen, öffnet sich diese wie von Geisterhand.

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Dahinter wartet eine schwarz gekleidete Dame, die uns herzlich begrüsst und in das kleine Restaurant begleitet. Dabei gehen wir an einer kleinen Bar vorbei, welche direkt an die einsehbare Küche grenzt. Das komplette Serviceteam und ein Teil der Küchenbrigade hat sich dahinter besammelt und begrüsst uns mit einem motivierten „Bonsoir!“. Wir fühlen uns auf Anhieb sehr wohl, auch wenn die Platzverhältnisse eher an die berühmte Sardinenbüchse erinnern. Die Sitzbank erreicht man zum Beispiel nur, indem jemand vom Service den quadratischen Holztisch etwas zur Seite kippt. Auch die schweren Polstersessel lassen sich ohne fremde Hilfe nicht verrücken. Zum Glück ist der aufmerksame Service aber immer zur Stelle und hilft mit einem geduldigen Lächeln.

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Die Musik ist laut. Anstelle von sanften japanischen Klängen, berieselt man die Gäste mit einer austauschbaren elektronischen Musik, wie man sie von unzähligen Lounges her kennt. Trotz des auffällig zuvorkommenden Service, wissen wir schon jetzt, dass das Yoshi nicht zu der Art Restaurants gehört, in denen man nach dem Essen gerne noch etwas länger sitzen bleibt. Wir sind aber nicht zum entspannen hierher gekommen, sondern weil die Küche ausgezeichnet sein muss. Dafür bürgt nicht nur der Michelin-Stern, sondern auch der Schweizer Spitzenwinzer Daniel Gantenbein, der uns das Lokal mit Nachdruck empfohlen hat.

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Auf der Speisekarte stehen zwei Menüs, viele à la carte Gerichte, sowie diverse Sushi und Sashimi Combos. Wir entscheiden uns für das Menü, für stolze 199 €. Der Preis ist eine Ansage. Sogar das grosse Menü im 2-Sterne-Restaurant Joël Robuchon, welches ebenfalls hier im luxuriösen Metropole untergebracht ist, wird zum selben Preis offeriert. Aber man ist ja schliesslich nicht jeden Tag in Monaco. So ordern wir auch gleich den empfohlenen Haus-Coktail aus Martini und Granny Smith, welcher stilvoll in einem goldenen Schüttelbecher serviert wird (24 €).

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Dazu erhalten wir als Häppchen, in Sesam eingelegte Gurken.

Diese schmecken überraschend vielversprechend. Das Gemüse ist knackig frisch und die Sauce rassig und trotzdem harmonisch. Unsere Vorfreude steigt.

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Shake [8/10]

Der erste Gang setzt dann gleich ein erstes grosses Ausrufezeichen. Der Lachs ist ausgezeichnet und beeindruckend elegant abgeschmeckt. On top thront eine Nocke feinsten Kaviars, welcher mit dem Fisch unglaublich gut harmoniert. Wir sind begeistert.

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Foa Gura to Unagi [8/10]

Sowohl der Aal als auch die Foie Gras gehören zu den delikatesten Geschmacksträgern. In Kombination haben wir das noch nie serviert bekommen. Umso gespannter sind wir auf das geschmackliche Ergebnis dieses Mille-feuilles.

Schon der erste Bissen lässt unsere Pupillen vergrössern. Die Foie gras schmilzt förmlich auf der Zunge, gibt den himmlischen Geschmack frei und wird vom intensiven Aal flankiert. Eine atemberaubende Marriage. Daumen hoch!

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Sushi [8/10]

Jetzt wird ein hölzerner Wagen an unseren Tisch gerollt – Auftritt des Sushi-Meisters. Dieser raffelt frischen Wasabi auf den Teller, giesst selbstgemachte Sojasauce ins Porzellan-Töpfchen und bereitet vor unseren Augen Nigiri zu. Präzise sitzt jeder Handgriff. Wir sind gespannt ob sich dieser Aufwand auch geschmacklich ausbezahlt.

Die Frage wird bereits durch den wunderbaren Duft nach frischem Fisch beantwortet. Dazu ein toller, sehr geschmeidiger Reis. Das Ganze tunken wir vorsichtig in der wunderbaren Sojasauce. Diese ist viel raffinierter als die wuchtige Variante von „Kikkoman“. Im Ganzen ein wunderbares Erlebnis, mit einem einzigen Nachteil: Mit diesem Erlebnis im Hinterkopf, werden wir wohl beim nächsten 08/15-Sushi keine grosse Freude mehr entwickeln können.

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Ebi Shinjo [8/10]

Mit einer tollen Seetang-Suppe geht es weiter. Typisch japanisch sind die Geschmäcker äusserst dezent, aber wunderbar rund und schmackhaft. Einzig die Zwiebel wirkt darin etwas untypisch, passt aber sehr gut dazu. Die ausgezeichnete Scampi-Praliné ist eine Wucht. Eine wahrlich ausgezeichnete Suppe.

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Ghindara [9/10]

Als Fischgang erhalten wir einen perfekt zubereiteten Kohlenfisch. Dieser wurde mit Miso mariniert, welches durch die Hitze leicht caramelisiert wurde – ein absoluter Traum. Auch die Kohlrabi-Sauce ist exzellent. Noch während der letzte Bissen nachhallt, unterhalten wir uns ernsthaft, wann wir die erste Reise nach Japan in Angriff nehmen. Der Wunsch ins Land der aufgehenden Sonne zu reisen war noch nie so gross wie nach diesem Gericht.

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Wagyu no Kasane Yaki // Rice // Miso Shiru [6/10]

Die nächsten drei Gänge auf der Menükarte werden zusammen serviert. Auf dem Hauptteller liegen Wagyu-Steaks, welche mit einem Hauch frischem Trüffel gefüllt sind. Dazu erhalten wir einen intensiven Jus und eine ausgeklügelte Wasabi Sauce. Das Fleisch ist toll – nur schade, dass eines der drei Stücke zäh ist [6/10]. Der gebratene Reis in der Schale geriet indessen viel zu trocken [-/10]. Viel besser ist die ausgezeichnete Miso mit Pilzen und Algen [7/10].

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Mikan [8/10]

Mit dem Hauptgang haben wir das Menü geistig bereits abgehakt, denn in einem asiatischen Restaurant haben wir bis jetzt noch nie eine überzeugende Patisserie angetroffen. Doch wir haben die Rechnung ohne den französischen Einfluss von Robuchon gemacht. Denn hier serviert man uns ein ausgezeichnetes Dessert mit einer wunderbar süss-herben Mandarinen Note und atemberaubend frischen Meringues-Hüppchen. Die ganze Komposition ist sehr leicht, cremig und frisch und somit ein würdiger Abschluss eines ausgezeichneten Menüs.

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Friandises [7/10]

Zum Schluss werden wir noch von unscheinbaren aber auszeichneten Friandieses überrascht. Beim Wasabi-Macaron hat man die perfekte Balance zwischen Schärfe und Süsse gefunden. Auch das Honig-Mandarinen Gelée und die tolle Crème zaubern uns zum Abschluss noch einmal ein Lächeln ins Gesicht.

Beim Verlassen des Restaurants gibt man uns zudem einen feinen Zitronenkuchen mit nach Hause.

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Fazit: Dass wir uns noch während des Menüs ernsthaft über eine Reise nach Japan unterhielten, sagt eigentlich alles über die hervorragende Leistung der Yoshi-Brigade. Ob Sushi in einer noch nie gegessenen Qualität, spannende Kombinationen, wie die mit Aal und Foie gras oder der atemberaubende Kabeljau, lassen uns noch heute begeistert an den Abend im Fürstentum zurück denken. Jedes einzelne Gericht bestach mit wunderbaren Aromen und einer eleganten Balance. Die Küche hat sehr viel Power und ist äusserst schmackhaft.

Weniger gut gefallen haben uns die laute Musik, die engen Platzverhältnisse und der sehr hohe Preis. 199 Euro ist sehr viel Geld. Vor allem wenn man bereits nach zwei Stunden die Rechnung vor sich liegen hat. Deshalb muss jeder für sich entscheiden, ob er mit dem gelben Schein lieber einen 3 Sterner besucht und dort während fünf Stunden das grosse Menü geniesst oder im Yoshi eine kurze kulinarische Reise nach Japan bevorzugt. Den Preis ausgeklammert, können wir das Yoshi uneingeschränkt empfehlen.

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Menü: Am Abend werden zwei Menüs angeboten. Das Grosse (wie oben beschrieben) kostet 199 €, das Kleinere wird mit 139 € berechnet. Auch ein umfassendes à la carte Angebot steht zur Verfügung. Sushi-Fans wählen von der separaten Karte. Hier findet ihr die Speisekarte die bei unserem Besuch auslag.

Zeit: Das grosse Degustationsmenü wurde innerhalb 2 Stunden serviert.

Wein: Eine Weinkarte liegt zwar auf, doch wir wählten zum Menü verschiedene Tees.

Online: Die Website des Hotels ist etwas dürftig. Auch das aktuelle Menü fehlt dort.

Wertung: Gourmör O8 / Michelin M1

(Besucht im Oktober 2013)

I Castagni in Vigevano (Italien)

Wegen Staus rund um Mailand dauert unsere Fahrt nach Monaco länger als geplant. Wir stehen nun vor der Entscheidung, ob wir bis ins Fürstentum durchfahren und dort kurz vor Mitternacht eintreffen, oder ob wir alternativ die nächste Ausfahrt nehmen, gemütlich dinieren und erst am nächsten Morgen weiterreisen. Die Wahl fällt aufs Abendessen und so greifen wir zum „la guida Michelin Italia 2013“ und schauen, ob es hier nach Mailand eine geeignete Adresse, für einen spontanen Zwischenstopp gibt. Der Zufall will es, dass nur 20 Autominuten entfernt ein Sterne-Restaurant auf uns wartet. Es ist zwar Samstagabend, trotzdem riskieren wir es, ohne Reservation dahin zu fahren. Wir informieren unser Navigationsgerät und begeben uns vertrauensvoll in die Hände der Michelin-Inspektoren.

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Nach einer Viertelstunde befinden wir uns auf einer engen Landstrasse. Die Abstände zwischen den einzelnen Häuser werden immer grösser. Zudem zieht ein mystischer Nebel auf. Wir sind fest überzeugt, dass wir uns verfahren haben, wollen aber die verbleibenden drei Minuten weiter fahren. Und tatsächlich, aus dem Nichts taucht auf einmal ein hübsches Anwesen auf. Obwohl der kleine Zeiger auf unserer Uhr auf die Acht zeigt, sind alle Parkfelder vor dem Restaurant verwaist. Vor der Holztüre prangt eine Tafel von „Jeunes Restaurateurs d’Europe“, drinnen brennt Licht. Hinter den grossen Fenstern erspähen wir weiss aufgedeckte Tische. Wir versuchen die grüne Restauranttür zu öffnen – diese ist aber verschlossen. Wir betätigen die Klingel und hören von innen Schritte auf uns zukommen.

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Eine Signora öffnet die schwere Tür und bittet uns herein. Die Frage ob wir über eine Reservation verfügen, verneinen wir. Nach kurzem studieren der Buchungsliste erhalten wir die erlösende Nachricht, dass sie uns den letzten freien Tisch anbieten kann. Wir jubeln innerlich und begeben uns mit viel Hunger und Durst in den noch leeren Speisesaal.

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Auf dem Tisch liegt die Speisekarte mit einem à la carte-Angebot und vier verschiedenen Menüs zu je 56 €. Bei dem attraktiven Preis entscheiden wir uns ohne zu zögern für das Degustationsmenü – inklusive der Weinbegleitung für zusätzliche 14 €.

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Während sich in den nächsten Minuten die Tische um uns herum alle füllen, erhalten wir auf einem silbernen Löffel ein erstes Häppchen:

Oliven Crispi

Optisch erinnern uns die kleinen Nuggets an die Choco Pops von Kellogg’s. Von der Textur sind sie tatsächlich damit vergleichbar, schmecken aber nicht süss sondern herb nach Oliven.

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Brot

Das angebotene Gebäck rückt Italiens Brotkultur in kein gutes Licht. Die Brötchen sind extrem trocken und ausdruckslos. Einzig das aufgeschnittene Brot und die Cracker sind akzeptabel.

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Amuse [-/10]

Als Amuse Boche erhalten wir zwei Sardinenfilets auf etwas Randensalat. Die Kombination ist willkürlich und frei von jeglicher Spannung. Wir werden dann auch das Gefühl nicht los, dass der Koch hier spontan etwas zusammenstellen musste und dabei den Kühlschrank öffnete und diese beiden Zutaten darin entdeckte. Diese Vermutung bekräftigte sich zudem, da die Gäste um uns herum ein anderes Amuse-Gueule serviert bekommen. Dies liegt vielleicht aber auch daran, dass sie à la carte wählten und nicht das Menü orderten.

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Petto d’anitra marinato ed affumicato da noi a caldo con insalata di pere antiche piemontesi e fettina di fegato grasso affumicato [-/10]

Uninspiriert geht es weiter. Die aufgeschnittene Entenbrust hat zwar ein ansprechendes, rauchiges Aroma, die Tranchen können aber mit dem schlecht geschliffenen Messer unmöglich zerschnitten werden. Die Entenleber obendrauf versagt komplett. Sie schmeckt total wässrig.

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Crema Parmentier di porcini,uovo fondente,finferli padellati e Parmigiano cremoso [5/10]

Mit dem nächsten Gang erreicht uns ein erste Hoffnungsschimmer. Die Pfifferlingsuppe ist fein, der Parmesan sorgt für die Würze und eine knusprige Textur.

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Risotto di Carnaroli Riserva San Massimo con porri verza zucca curry e pezzetti di gamberi [6/10]

Nochmals eine Steigerung bringt das sämige Risotto. Viel besser kann man das nicht  machen. Der Reis ist perfekt im Biss und verfügt über ein wunderbar herbstliches Aroma.

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Bollito e „bagnetto“ verde nostra versione:raviolini del plin ripieni di bollito di fassone al sugo di piccole verdure e pomodorini secchi, salsa di „bagnetto di prezzemolo“ [-/10]

Die Steilvorlage des Risottos können die selbstgemachten Pasta nicht verwerten. Das geschmorte Fleisch ist zwar delikat, die Teigtaschen sind aber zu klein, weshalb das Fleisch/Teig-Verhältnis klar Richtung letzterem kippt und das Ganze an Power verliert.

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Pancia di vitello arrostita lentamente, purè di sedano rapa,  salsa alla „California“, mosto ridotto [-/10]

Der Kalbsbauch ist fein und der Jus kräftig. Alles in allem bleibt das Ganze aber äusserst eindimensional. Spätestens nach dem dritten Bissen hat man genug davon. Auch weil der Fettanteil grösser ist als das Fleisch.

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Wir dürfen nun zwischen Käse und Dessert wählen und entscheiden uns für einen süssen Abschluss:

„Monolite“ di cioccolato fondente su crumble di mandorle amare e gelatina di pesche sciroppate di Volpedo [-/10]

Optisch ist der Schokoladen-Monolith nett, geschmacklich kommt aber auch das Dessert nicht über ein okay hinaus. Das Schokoladenmousse geriet so mastig, dass man spätestens nach der Hälfte genug hat. Es fehlt auch klar an Abwechslung und Kontrasten. Dies ist nach dem Hauptgang und der Leber bereit der dritte Teller der nicht leergegessen wieder abgeräumt wird.

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Friandises [5/10]

Zum kräfitgen Espresso serviert man uns vier verschiedene Petitessen welche allesamt sehr fein sind.

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Fazit: Entweder hatten wir an diesem Abend Pech oder das I Castagni ist ein à la carte Restaurant und keines für grosse Menüs. Mit dem heute servierten Degustationsmenü begeistert man jedenfalls keine Gäste. Vielleicht ist das auch der Grund, weshalb die vielen (Stamm-) Gäste um uns herum ausnahmslos den à la carte Gerichten den Vorzug gaben. Diese sahen dann auch tatsächlich aufwendiger aus. So wurde zum Beispiel der Dessert-Monolith am Nachbarstisch mit drei zusätzlichen Komponenten serviert.

Das Lokal ist gemütlich und hell. Der Service ist etwas reserviert und bei vollem Restaurant unterbesetzt. Deshalb sah man immer mal wieder Gäste die ihren Wein selber nachschenkten oder leere Teller die etwas gar lange auf den Tischen standen. Dafür waren die Preise äusserst fair kalkuliert.

Menü: Neben der grossen à la carte Auswahl, bietet man auch ein 6 gängiges Degustationsmenü für 56 € an. Zusätzlich wird ein Amuse Bouche sowie Frandises und zum Star ein kleines Häppchen serviert.

Zeit: Das Degustationsmenü wurde in angenehmen 3,5 Stunden serviert.

Wein: Für 14 € bietet man eine „Weinbegleitung“ an. Dabei wird jeweils ein Weiss- und Rotwein zu den verschiedenen Gerichten serviert. Alternativ kann man auch von der ausführlichen Weinkarte wählen.

Unsere Weinbegleitung:

Sauvignon sull’Aia 2012 Az. Agricola Mutti
Bricco Sturnel 2003 o.p. Az. Agricola Bellaria

Online: Die Website basiert – noch als eine der wenigen im Netz – komplett auf Flash. Man findet darauf viele Informationen, die aktuelle Speisekarten und einige Fotos.

Wertung: Gourmör O0 / Michelin M1

(Besucht im Oktober 2013)

Brenners Park-Restaurant in Baden-Baden (Deutschland)

Das Brenners Park-Hotel & Spa in Baden-Baden gehört zu den luxuriösesten Hotels in Deutschland. In der 140 jährigen Geschichte war hier Walt Disney genauso gerne Gast wie Richard Tauber, oder jüngst Barack Obama. Auch viel geschichtsträchtiges ereignete sich innerhalb der hohen Mauern. So fanden hier 1962 die Vorgespräche, zwischen Konrad Adenauer und Charles de Gaulle zum deutsch-französischen Freundschaftsvertrag, statt.

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Das Brenners ist nicht nur ein Vorzeigeobjekt der Hotellerie, sondern punktet auch bei der Kulinarik. Der ehemalige Küchenchef Andreas Krolik, kochte das Gourmetrestaurant Park Restaurant bis auf 2 Michelin Sterne. Im August 2012 entschied sich Krolik das Haus Richtung Frankfurt zu verlassen. Den talentierten Chef zu ersetzen war eine schwierige Aufgabe. Die Wahl fiel schliesslich auf den erst 32 jährigen Paul Stradner. Der gebürtige Steirer war Sous Chef beim 3-Sterne-Koch Jean-Georges Klein, als ihn das Jobangebot erreichte. Stradner packte die Chance, wechselte nach Baden-Baden, baute eine neue Brigade auf und verteidigte nach nur drei Monten einen der beiden Michelin Sterne.

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Dem jungen Österreicher eilt ein grossartiger Ruf voraus. Sein ehemaliger Chef bedauert es noch heute, dass ihn einer seiner talentiertesten Schützlinge verliess. Ein solches Lob aus dem Mund eines der besten Köche der Welt, machte uns neugierig und so reisen wir heute nach Baden-Baden welches 100 Autominuten von Basel entfernt liegt.

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Es ist beinahe dunkel als wir beim Hotel ankommen. Mit dem letzten Licht erspähen wir den grossen Park, der das ehrwürdige Haus umgibt. Der Page empfängt uns mit grosser Gastfreundschaft, so als wären wir hier Stammgäste. Auch der Empfang an der Réception ist wohltuend freundlich und so fühlen wir uns von Beginn weg sehr willkommen. Wir machen es uns erstmals in der wunderschönen Kaminhalle gemütlich. Hier geniessen wir neben dem lodernden Cheminée-Feuer unseren Apéritiv und lauschen den wohlklingenden Melodien des Pianisten.

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Pünktlich um halb sieben wechseln wir ins Park Restaurant. Dieses ist klassisch eingerichtet. Ölbilder zieren die roten Wände, das Licht ist warm und stimmig. Zehn Tische stehen im gemütlichen Restaurant in dessen Zentrum ein schönes Blumenbouquet platziert ist.

Die Speiseauswahl ist umfassend. Neben dem Degustationsmenü gibt es ein Vegi-Menü, ein Trüffel-Menü sowie interessante à la carte Gerichte. Die Entscheidung ist schwierig und so fragen wir nach der Möglichkeit, aus den verschiedenen Karten zu kombinieren. Dem Wunsch kommt man gerne nach und schon wenig später stehen die ersten Häppchen auf unserem Tisch:

Dreierlei vom Paprika [-/10]

Auf drei Löffeln wird eine nette Variation von der Peperoni serviert. Einmal sauer, dann salzig und zum Abschluss süss. Die Küchenbrigade demonstriert, dass sie neben den klassischen Zubereitungsarten auch die modernen Tricks beherrscht. Wir sind äusserst gespannt wie es weitergeht.

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Brot

Die zwei verschiedenen Brotsorten sind knusprig und fein. Dazu erhalten wir Butter, Salz, Olivenöl und stairisches Kürbiskernöl – hergestellt von Stradners Eltern.

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Mit Korianderkörnern und Fenchelsamen gebeizter Schottischer Wildlachs,  Tapioka-Gurken-Salat, Honig-Quark-Espuma und Leinsameneis [9/10]

Das erste Amuse Bouche ist nicht nur eine Augenweide, sondern auch geschmacklich unglaublich toll. Die Produkte sind von sehr guter Qualität und die Aromen eindrücklich herausgearbeitet. Die Kombination zaubert ein exzellentes Geschmacksbild auf unsere Gaumen. Wir sind begeistert!

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Cocktail von Melonen und Parmaschinken

Die Neuinterpretation des beliebten Sommer-Klassikers ist gewagt experimentell. Geschmacklich funktioniert der Cocktail überraschend gut, wobei der Schinken noch etwas präsenter sein dürfte.

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Ceviche von der Gelbflossenmakrele mit Süsskartoffelcreme und Limettenvinaigrette [10/10]

Traumhaft der erste Gang des eigentlichen Menüs. Hervorragend die Kombination von der rohen Makrele und der genialen Süsskartoffelcrème. Dazu legt sich die Säure der Limette elegant, und perfekt balanciert über das Gericht. Das Geschmacksbild, welches Stradner hier auf den Teller zeichnet, ist grandios und somit eines der besten Gerichte seit langem.

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Creme von der Gänsestopfleber mit schwarzem Trüffel, Apfel und Feige [9/10]

Absolut begeisternd geht es weiter. Die Crème von der Gänseleber ist himmlisch. Wir nehmen davon etwas auf den Löffel, kombinieren mit den verschiedenen süssen Elementen, staunen wie die Trüffelnote immer wieder aufblitzt und wie sich die dezente Säure des Apfels pointiert bemerkbar macht. Absolut spannend wie sich das Ergebnis bei jedem neuen Bissen leicht verändert, ohne an Eleganz zu verlieren. Bei einer grösseren Portionierung der Leber – sie ist im Verhältnis zu den restlichen Komponenten etwas knapp bemessen – wäre hier gar die Höchstnote möglich gewesen.

Kurze Zwischenbilanz: wir haben bis zum jetzigen Zeitpunkt mehr ausgezeichnete Gerichte bekommen, als in manchem Restaurant den ganzen Abend. Wir sind gespannt wie es weitergeht.

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Im Eisschnee pochiertes Bio-Eigelb, Hokkaido-Kürbispüree Parmesanschaum und Albatrüffel [8/10]

Spielte der Trüffel im vorherigen Gericht eine – wenn auch nicht unwichtige – Nebenrolle, rückt das edle Produkt nun in den Mittelpunkt. Dabei setzt man auf den geschmacksvollen Alba-Trüffel. Zusammen mit dem Ei, ein wunderbarer Klassiker. Nur dass dieser von Stradner modernisiert und aufgepeppt wird. Nicht nur der Kürbis bietet eine besondere Abwechslung, sondern auch der rezente Parmesan-Schaum. Wiederum ganz stark.

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Barbarie-Entenbrust mit Kürbis-Minz-Püree Couscous mit Raz el Hanout und Keulenkompott in Filoteig [8/10]

Schon beeindruckend mit welcher Abgeklärtheit das Menü abläuft. Dies gilt auch für das nächste Gericht. Entenfleisch erhalten wir leider viel zu oft übergart. Anders hier, die Brigade gibt sich keine Blösse und serviert uns das Federvieh absolut perfekt. Dazu zaubert man eine wunderbar elegante Minznote auf den Teller. Diese wirkt aber nicht aufgesetzt, sondern fügt sich perfekt in das Gericht ein. Auch das Couscous und die Frühlingsrolle-„Deluxe“ schmecken vorzüglich.

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Gebratener Rehrücken am Tisch tranchiert mit Wacholderjus Selleriepüree Karamellisiertem Rotkohl, eingelegte Birne und Johannisbeer-Gel [7/10]

Zuerst wird uns ein Stück Waldboden auf den Tisch gelegt. In einem Holzrahmen finden wir Moos, Beeren und gar eine leere Patronenhülse. Gleich danach präsentiert man uns stolz den Rehrücken und tranchiert ihn direkt vor unseren Augen – etwas das man heutzutage leider viel zu selten zelebriert.

Angerichtet wird das schöne Fleisch auf einem Plexiglas, welches direkt auf unseren Waldboden gelegt wird. Daraus resultiert ein stimmiges Bild. Auch der Geschmack überzeugt vollends. Der Rehrücken ist perfekt gegart, der tiefe Jus der ideale Begleiter. Dazu serviert man im separaten Schälchen Rotkraut und Spätzli.

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Vacherin Mont d’Or Schaum mit Kartoffel [6/10]

Den Käsewagen lassen wir an uns vorbeirollen und ordern stattdessen diese wunderbar cremige Alternative. Dies hat sich gelohnt, die Vacherin-Kreation ist unglaublich süffig und intensiv im Geschmack.

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Vanillecreme mit Pistazienbisquit-Brösel, pochierte Vanille Birne und Himbeersorbet [6/10]

Das überzeugende Pré-Dessert von Vanille, Birne und Himbeere lässt unsere Geschmacksnerven auf die süssen Komponenten aus der Pâtisserie einstimmen.

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Kreation von der Bio Kuvertüre Grand Cru Schokolade Ananas, Karamell und Maracujasorbet [9/10]

Ein hervorragendes Dessert, welches das bisherige, hohe Niveau perfekt aufgreift und weiter führt. Eine starke Kombination aus Schokolade und Caramel die von der Süsse und Säure der Früchte flankiert wird. Dazu spannende Texturen und raffiniert eingesetztes Popcorn. Ein Dessert das rundum glücklich macht.

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Petit Fours: Eispraline mit Maracujasorbet / Fruchtmousse mit Mascarponecreme / Macaron mit weissem Balsamico / Früchte Financier [9/10]

So sieht ein perfekter Menüabschluss aus: anstelle einer geschmacksneutralen Armada an Petitessen, serviert man uns diese kleine, aber perfekt abgeschmeckte Variation. Diese vier Häppchen schaffen es, uns zum Schluss noch einmal ein Lächeln auf die Lippen zu zaubern. Anschliessend offeriert man uns noch eine schöne Auswahl an Pralinen.

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Stehend von links: Laurent Masse, Fabian Obergfell, Ruben Bankwitz, Canan Drebert, Paul Stradner. Unten von links: Adrian Jeschall und Frederic Kleff

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Fazit: Das Park Restaurant ist eine kulinarische Perle. Paul Stradners Küchenstil ist zeitgemäss aber stets geerdet. Er verzichtet gänzlich auf dekorative Pülverchen und Schäumchen – hier kommt nur auf den Teller was schmeckt und das Gericht weiterbringt. So ist dann auch jeder Teller äusserst geschmacksvoll, elegant und optisch gekonnt in Szene gesetzt. Uns haben Stradners Gerichte nachhaltig begeistert. Entsprechend sind wir überzeugt, dass man vom jungen Österreicher in Zukunft noch viel hören wird. Das servierte Menü war klar auf 2 Sterne-Niveau und wenn die Brigade so weiterkocht steht einem weiteren Macaron im nächsten Jahr nichts im Wege.

Dass der Abend nicht nur auf den Tellern begeisterte sondern auch in der Summe, ist dem tollen Service zu verdanken. Dieser ist sehr präsent, aufmerksam und, wie das ganze Personal im Haus, eindrücklich freundlich. Sommelier Karl-Heinz Schopf verdient zusätzlichen Applaus. Sein önologisches Wissen ist enorm und er lässt seine Gäste gerne daran partizipieren. Die servierten Weine waren immer passend und spannend. Eine solch exzellente Weinbegleitung wird leider viel zu selten serviert.

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Tipp: Wenn möglich sollte man sich gleich ein Zimmer gönnen und die Nacht im schönen Brenners Park verbringen. Es gibt viel zu entdecken – am Morgen wird ein grosszügiges Frühstück serviert.

Menü: Zur Auswahl stehen ein Degustationsmenü mit 5 (128 €) bis 7 Gängen (155 €), ein vegetarisches-Menü in 5 oder 6 Gängen (110, respektive 118 €) sowie eine schöne à la carte Auswahl wobei die Vorspeisen zwischen 25 – 45 € kosten, die Hauptgänge 45 – 60 € und die Desserts für ca. 19 € angeboten werden. Sporadisch wird ein zusätzliches Menü angeboten. Bei unserem Besuch war dies ein Trüffelmenü in 5 Gängen zu 245 €. Gerne lässt man die Gäste aus den verschiedenen Menüs kombinieren.

Zeit: Das Menü wurde uns in angenehmen 4 Stunden serviert. Anschliessend kann man sich zum Beispiel in die schöne Cigar Lounge setzen und ein Digestif geniessen.

Wein:  Neben der imposanten Weinbibel offeriert man auch gerne eine passende Begleitung. Wenden Sie sich vertrauensvoll an Sommelier Karl-Heinz Schopf.

Unsere Weinbegleitung wurde zu 73 € verrechnet:

Sauvignonblanc, Weingut Nägelsförst 2011
Weissburgunder, Weingut Knapp 2011
Gewürztraminer, Weingut Faller 2008
Chardonnay, Weingut Bercher 2008
Burgund Langedoc, Puech Noble Rouge 2008
Burgund, Beaune les Epenotte 2005
Muskateller, Dr. Heger 2011
Spätburgunder Beerenauslese, Winzergenossenschaft Sasbachwalden 2003

Online: Die Website ist sehr informativ. Die wunderschönen Gerichte dürfte man aber in den Vordergrund stellen.

Wertung: Gourmör O9 / Michelin M1 / Gault-Millau GM17

Sonderauszeichnung: Hier fühlt man sich besonders wohl   Schöne Zigarren-Lounge vorhanden

(Besucht im November 2013)