Martín Berasategui in Lasarte-Oria (SP)

Ganze drei Restaurants mit 3-Michelin-Sternen gibt es in der Aglomeration um San Sebastián. Arzak, Akelaŕe und Martín Berasategui heissen diese gastronomischen Institutionen. Ursprünglich wollten wir keines dieser Lokale auf unserer Nordspanien-Reise besuchen. Zum einen hält die Stadt am Meer sowieso extrem viele kulinarische Enteckungen parat und zum anderen haben uns die bisherigen Spitzenrestaurants in Spanien nicht überzeugt. Die Besuche in Girona und Denia haben uns zu wenig begeistert, als, dass wir einem spanischen 3-Sterne-Adresse nochmals eine Chance geben würden.

Bei der Reiseplanung haben sich aber immer mehr Leute gemeldet, dass wir unbedingt einen kleinen Abstecher nach Lasarte machen müssen um bei der Korriphäe der baskischen Küche, Martín Berasategui zu dinieren. Weil wir zudem wissen, dass dies eines von Peter Knogls Lieblingsrestaurants ist, haben wir schlussendlich doch noch einen Tisch gebucht.

Die Autofahrt zum Restaurant dauert von San Sebastián aus gerademal 15 Minuten. Nun stehen wir neben einer chic beleuchteten Treppe, vor der bereits viele Gäste Fotos fürs Erinnerunsalbum schiessen. Martín Berasategui ist eine Ikone. Er besitzt zehn Restaurants rund um den Globus. Zwei davon sind mit 3-Sternen ausgezeichnet: Das Lasarte in Barcelona und eben sein Stammhaus hier in Lasarte-Oria, das er 1993 eröffnete und das seit 2001 die Höchstwertung des Guide Michelin hält.

Das Ambiente und die Speisekarte

Wir betreten das Restaurant um 20.30 Uhr – um diese Uhrzeit gehört man in Spanien zu den ersten Gästen. Das Restaurant ist gross und hat für ein Lokal in dieser Klasse überraschend viele Sitzplätze. Diese sind in verschiedene Bereiche untergebracht. Unser weiss gedeckter Tisch befindet sich in einem rundum verglasten Raum der von Pflanzen umgeben ist. Vermutlich hätte man von hier eine schöne Aussicht – dafür ist es an diesem Septemberabend bereits zu dunkel.

Das Service-Team agiert sehr aufmerksam und professionell. Trotzdem hat es Platz für Lockerheit und spannende Geschichten – so lieben wir das. Das Menü offenbart den Gästen zwei Optionen: zum einen kann man sich aus verschiedenen Vorspeisen, Hauptgängen und Desserts sein 3-Gänge-Menü für 330 € zusammenstellen (dazu gibt es 5 Appetizers, Friandises usw.) oder man wählt das Tasting Menu in 8 Gängen (dazu gibt es ebenfalls die Appetizers und Friandises) zu 395 €. Natürlich wählen wir die grosse Option. Interessant: Auf der Karte steht vor jedem Gericht das Jahr, in dem es erstmals serviert wurde. Dabei fällt auf, dass man sich hier nicht auf den Lorbeeren ausruht, sondern laufend neue Gerichte entwickelt und ins Menü einbaut. So stammt die Mehrzahl der heute servierten Kreationen aus den letzten beiden Jahren.

Das Essen

Zum sehr guten Schaumwein aus Spanien werden die ersten Snacks serviert. Wir probieren uns durch die „falsche Olive“, dem knusprigen Butter-Chip und der aufregenden Komposition aus Reh, Seegras und Kaviar (9/10) und stellen zufrieden fest, dass die ersten Happen bereits viel mehr Wohlgeschmack bieten als die meisten Gerichte die wir bisher in Spanien auf diesem 3-Sterne-Level gegessen haben.

Danach wird die erste von vier verschiedenen Brotsorten serviert. Es ist ein wundervolles Sauerteigbrot mit einer knusprigen Kruste. Später im Menü werden noch drei weitere Sorten folgen (inklusive einem grossartigen Brioche mit Speck!). Begleitet wird das Gebäck von feinstem Olivenöl und einer unerwartet guten Iberischem-Schinken-Butter.

Das nächste Gericht ist seit der Eröffnung vor über 30 Jahren auf der Karte: Ein Mille-Feuille mit geräuchertem Aal, Foie-Gras und Apfel (9/10). Es ist eine Petitesse, die man lange kauen sollte, wodurch sie nach und nach ihr facettenreiches Geschmacksbild offenbart. Die Kombination von Süsse, Säure und Umami schmeckt man noch Minuten später im Mund . Ein ganz besonderes Gericht.

Kreativ geht es weiter und zwar mit einer Gilda (8/10). Dies ist eine der bekanntesten Pintxos. Pintxos werden unter anderem in San Sebastián in fast jeder Bar angeboten und sind kleine Häppchen die den ganzen Tag – oftmals zu einem Glas Wein oder Sidra – genossen werden. Eine Gilda wird oft an einem Holzspiesschen präsentiert und vereint grüne Oliven, Anchovis und gelbe Peperoncini. Martín Berasategui präseniert das Ganze natürlich etwas anders und zwar auf einem Löffel auf dem die verschiedenen Bestandteile als Sphären vereint werden und so im Mund die ganze Power offenbaren. Daneben gibt es noch ein Tuna-Tatar, ein leider viel (!) zu saures Granité von der Peperonicini sowie die besten Sardellen-Filets die wir je gegessen haben.

Danach folgt ein letzter Gruss des Sommers bestehend aus Lachs, Gurke und Zitrone (9/10), denn der Teller schmeckt nicht nur betörend nach geräuchertem Lachs sondern vor allem auch nach Gurke, Basilkum, Joghurt und Zitronengras. Das Spiel mit den verschiedenen Texturen und Temperaturen sowie das harmonische Geschmacksbild machen grossen Spass und ist geschmacklich eine Offenbarung. Nun folgt ein weiteren Klassiker: der Salat (8/10). Das bunte Arrangement aus verschiedenen Kräutern und Blättern sowie einer Salatcrème schmeckt extrem frisch, herbal und facettenreich. Die rohen Gamberos ergänzen das Geschmacksbild mit maritimen Aromen.

Die pochierten Austern (9/10) werden von Peperoni und Pimento in verschiedenen Konsistenzen begleitet. Das Resultat: ein extrem spannender und langanhaltender Goût und somit eines der besten Austern-Gerichte die uns jemals serviert wurden. Dass man auch richtig gute Pasta (8/10) zubereiten kann, demonstriert man uns im Anschluss. Die kleinen Ravioli, gefüllt mit getrüffeltem Spinat und Wurzelgemüse, liegen in einem warmen Sud der herzlich duftet und himmlisch schmeckt.

Vor dem Hauptgang erhalten wir noch zwei Fischgerichte. Der Anfang macht der Seeteufel (8/10) an einer schönen Anis-Note daneben ein warmes, knuspriges Bonbon vom Baby-Tintenfisch. Im zweiten Gericht präsentiert Berasategui seine Version vom baskischen Klassiker „Hake with kokotxas“ (5/10). Der Seehecht wird klassisch an einer dickflüssigen Sauce aus Weisswein, Knoblauch, Olivenöl und Mehl zubereitet. Uns gefällt die Interpretation, auch wenn die vorherigen Gerichte allesamt viel besser schmeckten.

Im Hauptgang folgt ein Rack vom Milch-Lamm (9/10). Die Fleischqualität ist ausgezeichnet und die dazu servierten Begleiter begeistern uns: Rüebli, Rande, Peperoni, Zwiebeln und Trüffel sorgen für viel Tiefgang und Power.

Nach einer kleinen Erfrischung, die nach Erdbeere und Zuckerwatte schmeckt, gibt es mit dem ersten Dessert mit Zitrone und Basilikum-Saft (10/10) eines der besten Desserts, die wir je gegessen haben. Das schmeckt alles spannend und hat tolle Konsistenzen. Die erfrischenden Aromen und die süssen Bohnen werden uns noch lange in Erinnerung bleiben.

Das zweite Dessert (5/10) ist dann opulenter. Da wir keine Fans von Whysky in Desserts sind, können wir der Nachspeise nicht viel abgewinnen. Es ist zwar eindrücklich inszeniert, für uns aber zu mächtig und der Whysky-Geschmack, zwar gekonnt eingebunden, aber doch zu dominant (5/10). Zum Abschluss gibt es noch eine Etagere mit verschidenen Friandies (7/10).

Fazit: In Spanien gibt es doch hervorragende Spitzenrestaurants! Nach den beiden Enttäuschungen vor zehn Jahren hat Martín Berasategui demonstriert, dass moderne spanische Küche auch hervorragend schmecken kann. Das umfangreiche Menü überzeugte nämlich nicht nur optisch, sondern vor allem geschmacklich. Fast jeder Teller begeisterte uns mit zauberhaften Geschmacksbildern und viel Wohlgeschmack. Dabei zerrt man nicht vom vergangenem Ruhm, sondern kreiert laufend neue Gerichte. Das ist eindrücklich. Ebenfalls beeindruckend war der Service. Das Team begleitete uns mit einer lockeren Professionalität durch den kurzweiligen und unvergesslichen Abend. Wir können einen Besuch wärmstens empfehlen!

Wein: Die Weinbegleitung ist stark. Dabei ist es gar nicht so einfach die Gerichte von Martín Berasategui zu begleiten. Sie wird wird für 210 Euro angeboten.

Die Weinbegleitung ist Hier geht es zu unserer Weinbegleitung:

Apéro: Bodega Gonzalez Byass, Apostoles Vors – Palomino Fino, Pedro Ximénez – D.O Jerez

Bodegas Suertes del Marques, Vidonia 2022 – Listan Blanco – D.O Valle de la Orotava

Oxer Wines,, Terlegiz 2022 – Hondarrabi Zuri Y Zerratia – D.O. Bizkaiako Txakolina

Bodega Zuccardi, Políganos 2022 – Sauvignon Blanc – Tupungato, Menzoza

Angel Sequeiro, Foudre 2011 – Albariño – D.O. Rias Baixas

Clos del Obac, Usatges 1995 – Garnacha Blanca, Xarello – D.O Priorat

Bodegas Vinícola Real, 200 Monges Gran Reserva 2009 – Viura – D.O.Ca Rioja

Domaine Cachat-OcQuidant, Corton Vergennes 2006 – Pinot Noir – A.O.C Corton

Viña Sastre, Regina Vides 2015 – Tinta del Pais – D.O Ribera del Duero

Sitta Pereiras 2022 – Albariño – O Grove, Galicia

Online: https://www.martinberasategui.com/

Wertung: Gourmör // Michelin

Sonderauszeichnung: Hier fühlt man sich besonders wohl // Auszeichnung für eine geniale Weinbegleitung

(Besucht im September 2025)

La Grand’Vigne in Martillac, Bordeaux FR

Gewisse Orte vergisst man nie. Dazu gehört auch das wundervolle Hotel Les Sources de Caudalie mit seinem Gourmetrestaurant La Grand’Vigne inmitten der Weinbergen des rennomierten Château Smith Haut Lafitte in Bordeaux. Wir haben das Anwesen auf unserer Tour de France vor acht Jahren besucht und waren begeistert. Seit dem Besuch subskribieren wir jedes Jahr Weine vom Château und empfehlen das Hotel und das grossartige Restaurant jedem Bordeaux-Reisenden. Die Adresse war dann auch der Grund, weshalb wir bei unserem Trip ins Baskenland, einen Abstecher ins Bordeaux machten.

So haben wir uns im 5-Sterne-Hotel auch grad wieder zu Hause gefühlt. Die 61 Zimmer, des erst kürzlich vom Guide Michelin mit 3 Michelin-Keys ausgezeichneten Hotels, sind in verschiedenen Gebäude rund um einen idyllischen Teich untergebracht. Ausgehend von einer eigenen Thermalquelle, finden die Gäste hier auch ein SPA-Bereich inklusive einem beheizten Aussenpool.

Das Herzstück des Hotels – zumindest für uns Gourmets – ist das mit zwei Michelin-Sternen ausgezeichnete La Grand’Vigne von Chef Nicolas Masse. Es ist schön, heute wieder Gast sein zu dürfen. Seit dem letzten Besuch wurde das Restaurant modernisiert. Ein neuer Teppich, dunkles Blau, bequeme Stühle und neue Tische, deren Platten leider etwas wackeln, bilden einen sehr gemütlichen Ort. Das Service-Team macht von Beginn weg einen tollen Job. Die Speiseauswahl gestaltet sich einfach, denn es gibt lediglich zu entscheiden ob man das Überraschungsmenü in 5 oder 7 Gängen bestellen möchte. Unsere Wahl fällt selbstverständlich auf letztere Option.

Zur Begrüssung serviert man uns zuerst eine kalte Essenz mit allem, was die eigenen Gärten rund ums Hotel zu bieten haben. Tatsächlich sieht man während dem Tag immer mal wieder Köche durch die Beete ziehen. Auch Chef Masse konnten wir vor einer Stunde beim Kräuter schneiden beobachten. Der Aufwand hat sich gelohnt – es ist faszinierend, wie herbal und vielschichtig dieses Elexier schmeckt.

Anschliessend folgen drei kleine Snacks (9/10), die in zwei Wellen an den Tisch kommen: Wassermelone mit einem hauchdünnen Essig-Mantel danach Radischen mit Holunder und als drittes der Klassiker „der falsche Kork“ gefüllt mit Entenleber und weissen, süssen Trauben. Alle drei Petitessen sind handwerklich perfekt umgesetzt und geschmacklich extrem stark. Das Highlight: Die Wassermelone, die mit der genialen Essig-Note für ein regelrechtes Feuerwerk sorgt. Die Küche hievt also die Messlatte von Beginn weg sehr hoch. Kleiner Verbesserungstipp: Man sollte nach den Fingersnacks den Gästen unbedingt ein feuchtes Tüchlein reichen.

Zum guten Brot, bei dem wir lediglich die knusprige Kruste vermissen, serviert man uns eine hervorragende gesalzene Butter mit Dill. Danach folgt der erste Gang mit Tatar vom Kaisergranat mit Kaviar an einer Kräutersauce (7/10) – eine Komposition aus dem Jahr 2016. Uns gefällt sowohl der rohe, leicht nach Yuzu schmeckender, Kaisergranat, als auch der geschmacksvolle Kaviar aus einer Zucht in Frankreich und auch die florale Kräutersauce mit der Koraindernote. In Kombination vermissen wir aber die Harmonie. Da verliert das Krustentier gegen die Sauce und auch der Kaviar kann seinen Geschmack nicht richtig entfalten. Das ist alles sehr gut, aber kein Gericht für die Ewigkeit.

Absolut hervorragend dann aber der zweite Gang: Artischocke mit Estragon (9/10). Was man auf den ersten Blick nicht sieht: die Artischocke ist gefüllt mit geschmortem Mangold. Dazu kredenzt man uns einen himmlischer Estragond-Sud. Das ist eine absolut süchtig machende Kompositon. Ein schönes Detail: die angegossene Sauce (auch bei allen folgenden Gerichten) wird immer in einer Sauciere zum nachschöpfen auf dem Tisch gelassen.

Zeit für das Highlight des Abends: Blumenkohl im Blätterteig an einer Aal-Sauce (10/10). Am Tisch wird der Blumekohl stilvoll auf einem massiven Holzbrett aufgeschnitten. Die Kombination aus dem kohligen Aroma, dem Butter und dem Aal sorgt für einen Gänsehautmoment. Das ist absolut grossartig!

Auf Top-Niveau geht es weiter mit dem Seehecht mit Zucchini (9/10). Der mit der Angel gefangene Fisch aus dem südlichen gelegenen Saint-Jean de Luz, hat nicht nur die perfekte Garstufe, sondern auch einen wundervollen Eigengeschmack. Dazu gibt es eine wundervolle Beurre-Blanc mit dem Wein vom eigenen Weingut. Sogar die Zucchini-Crème und die Zucchini Schnecke schmeckt hervorragend. Glückselig sitzen wir am Tisch und freuen uns auf den Hauptgang.

Im Hauptgang gibt es Taube. Der Vogel aus dem nahe gelegenen Dorf Brannens serviert man uns mit Shiso, Brombeeren und Eierschwämmli (9/10) und kreiert somit einer der besten Tauben-Gänge die uns jemals zubereitet wurden. Extrem viel Geschmack, perfekt ausbalancierte Säure und dazu die powervolle Sauce mit den Innereien der Taube (Leber und Herz!). À part gibt es noch einen kleinen Kracker der die Hauptzutaten vereint.

Beim Käsewagen verzichtet man auf Quantität und setzt lieber auf die Highlights aus der Region. Mit jedem Käse serviert man uns die passenden Kräuter. Danach folgen zwei Desserts, die beide begeistern. Wir beginnen mit einem leichten pré Dessert von Kräutern und Gurke (9/10) bevor es zum Finale eine Kombination aus eingelegten Kirschen und Joghurt (9/10) gibt. Zum Kaffee folgen noch Friandises (8/10) in Form von Grand-Cru Schokoladenstangen und einem Honig-Glacé – den Honig beschaffen selbstverständlich die Bienen aus dem eigenen Garten.

Fazit: Auch der zweite Besuch bei Nicolas Masse und seinem Team hat uns extrem begeistert. Alles war wiederum auf Top-Niveau. Hier zelebriert man eine Küche mit eigener Handschrift, kreativen Ideen und vor allem mit viel Wohlgeschmack. Der erste Eindruck vor acht Jahren hat nicht getäuscht: das La Grand’Vigne ist eine rundum grossartige Adresse. Wer in Bordeaux ist, sollte unbedingt einen Tisch reservieren.

Speisekarte: Das Überraschungsmenü gibt es in 7 (235 €) respektive 5 (185 €) Gängen. Dazu serviert man Snacks, Brot und Friandises.

Wein: Die Weinbegleitung wird in 5 Services angeboten und kostet 165 €.

Wertung: Gourmör / Michelin

Sonderauszeichnungen: Hier fühlt man sich besonders wohl / Auszeichnung für eine tolle Weinbegleitung

(Besucht im September 2024)

Locanda Barbarossa in Ascona

Der gestrige Abend in der „Locanda“ hat uns dermassen beeindruckt, dass wir heute unbedingt noch das à la carte-Angebot ausprobieren wollen. Deshalb klären wir noch vor dem Frühstück mit dem Concierge die Möglichkeit von einem spontanen Zweitbesuch im Gourmet-Restaurant. Zum Glück ist das Lokal am Montag nicht immer voll, weshalb man uns fürs heutige Dinner einen Zweiertisch reservieren kann.

So stehen wir genau 24 Stunden nach dem letzten Mahl wieder vor der Türe der Locanca Barbarrossa. Diesmal starten wir den Abend aber in der Küche. Denn jeweils am Montag wird den Gästen ein „Kitchen Talk“ mit Executive Chef Mattias Roock angeboten. Für 45 Franken pro Person werden ein Spumante aus dem eigenen Weingut und Snacks am Küchenpass kredenzt. Dazu wirft man einen Blick in die umgebaute Hotelküche und kann den Helden in Weiss über die Schultern schauen.

Nach einer guten halben Stunde geht es ins Restaurant. Heute sitzen wir an einem zentralen Tisch und haben so auch einen guten Blick auf das eingespielte Service-Team. Die Optionen auf der Speisenkarte lassen uns das Wasser im Mund zusammenlaufen. Was wir heute auf jeden Fall probieren wollen, ist eines der Gerichte, die man für zwei Personen zubereitet. Da wir gestern bereits Lamm im Hauptgang hatten, fällt die Wahl auf die Seezunge aus dem Atlantik. Zudem bestellen wir zum süssen Abschluss ein Soufflé, das ebenfalls für zwei Personen portioniert ist.

Als Auftakt gibt es, neben dem tollen Maggia-Bort, einen Gambero (8/10). Dieser wurde nur ganz kurz grilliert, wodurch er aussen zwar schöne Röstaromen hat, im Kern aber noch leicht roh ist. Das Ergenbis: der Eigengeschmack entfaltet sich so richtig gut. Stark! Dazu gibt es einen geschmacksvollen Sud mit Liebstöckel und einem Jalapeno-Espuma und für den Crunch einen schwarzen Reis-Chip. Ein starker Auftakt, der auch in Vorspeisen-Grösse gut funktionieren würde.

Als Vorspeise haben wir uns mit der Gänsenleber (9/10) ein Locanda Barbarossa-Klassiker bestellt. Und in dieser Qualität habe wir schon lange keine Foie Gras gegessen. Grossartig im Geschmack, dazu noch eine kontrastrierende Note von Brombeere, eingelegter Baumnuss und dem herausragenden Stangen-Sellerie-Sorbet (wow!). Nichts davon, macht der Leber den Geschmack streitige – sondern hieft die edle Zutat auf ein anderes Level. Die warme Scheibe vom getosteten Brioche rundet das hervorragende Gericht ab.

Ein weiterer Fixstern auf der Karte ist der Brasato-Ravioli (8/10). Ein hauchdünner Teig und eine intensive Füllung, die vom wundervollen Kalbs-Jus geboostert wird. Das duftet und schmeckt alles verdammt gut. Auch ganz stark ist der Butter-Oliven-Schaum, der noch ein weiteres Ausrufezeichen setzt.

Nun präsentiert uns Maître und Gault-Millau-Gastgeber des Jahres 2022 Sergio Bassi unsere Atlantik Seezunge (9/10). Mit gekonnnten Handgriffen prepariert er den Fisch auf zwei Tellern. Die Seezunge ist ein Hochgenuss. Die Zubereitung ist perfekt – das Fisch hat ein prominentes Eigenaroma und harmoniert hervorragend mit der darüber geträufelten Zitronen-Butter und der grossartigen Beurre-Blanc. Als wäre das nicht genug, gibt es noch etwas Spinat mit toller Petersilien-Note und einem genialen Zweierlei von der Kartoffel. Ein wundervolles Gericht!

Nach einem feinen Pre-dessert (6/10), einem Pflaumen-Eis mit geeisten Himbeersegmenten und altem Balsamico, geht es mit dem himmlischen Soufflé (8/10) zum Grande Finale. Handwerklich und geschmacklich top, kombiniert die Küche kühles Vanille Glace, heisse Beeren und einen Schuss Grand Marinier. Ein perfekt umgesetzter Dessert-Klassiker.

Zum intensiven Kaffee serviert man uns noch ein Dreierlei an sehr guten Friandises (8/10) und wir resumieren, dass es absolut der richtige Entscheid war, heute Morgen nochmals einen Tisch zu servieren.

Fazit: À la carte essen macht grossen Spass. Vor allem auf diesem Top-Niveau. Schön, dass man in der Locanda Barbarossa neben den beiden Menüs eine grosse Auswahl einzelner Gerichte anbietet. Die Auswahl viel schwer, weil das Angebot so verlockend ist: Hummer, Risotto, Perlhuhn aus dem Tessin, Steinbutt und vieles mehr. Es erstaunt dann auch nicht, dass viele Hotelgäste mehrmals in der Woche hier essen. Egal, ob ihr im traumhaften Castello del Sole übernachtet oder externe Gäste seid, ein Besuch können wir wärmstens zu empfehlen. Denn das, was das Team um Mathias Roock und Leo Ott hier leistet, ist einfach beeindrucken!

Leo Ott und Mattias Roock
Chef Leo Ott und Executive Chef Mattias Roock

Angebot: Die Gänseleber kostet 56 Franken, die Ravioli 38 Franken, die Seezunge 85 Franken und das Soufflé 30 Franken (alle Preise pro Person). Dazu wird ein Gruss aus der Küche, Brot und Friandises serviert.. Zudem werden zwei verschiedene Degustationsmenüs angeboten – unser Bericht dazu findet ihr hier.

Online: https://www.castellodelsole.com/de/essen-trinken/locanda-barbarossa

Wertung: Gourmör / Michelin / Gault-Millau

Sonderauszeichnung: Hier fühlt man sich besonders wohl

(Besucht im September 2023)

Bilder vom wunderschönen Hotel Castello del Sole *****