Maihöfli by UniQuisine in Luzern

Luzern galt lange Zeit als Fine-Dining-Wüste und hatte über zehn Jahre kein einziges Sterne-Restaurant. Zum Glück hat sich dies in den letzten Jahren geändert. So zeichnet der Guide Michelin aktuell in der Stadt zwei Adressen mit je einem Macaron aus: das Lucide im KKL und das grossartige Colonnade im kürzlich eröffneten Mandarin Oriental. Bald könnte ein dritter Stern aufgehen. Denn seit ein paar Monaten macht Robert Steuri im Maihöfli by UniQuisine von sich Reden. Der ursprünglich aus Frankfurt stammende Chef, kochte die letzten Jahre in Grindelwald. Dort hat er auch die beiden Inhaber des UniQuisine Atelier in Stansstaad kennengelernt. Die Drei haben sich auf Anhieb super verstanden und beschlossen in Luzern das leerstehende Maihöfli zu übernehmen und als Maihöfli by UniQuisine zu betreiben.

Wir betreten das Restaurant an einem lokalen Feiertag. Entweder machen viele Luzerner ein verlängertes Wochenende oder bei den Einheimischen hat sich die neue Adresse noch nicht herumgesprochen, denn die Tische sind heute Abend nur zu einem Drittel gefüllt. Das Ambiente ist gemütlich und unkompliziert. Unterteilt in zwei Räume, findet sich Platz für circa 25 Personen. Im Sommer wartet im Hinterhof ein kleiner Garten, in dem die Gäste die lauen Sommerabende geniessen können.

Der kulinarische Abend startet mit verschiedenen Snacks (6/10), die in zwei Wellen an den Tisch gelangen. Die Häppchen sind durchweg gelungen, wenn auch geschmacklich etwas eindimensional. Das wahre Potential des jungen Teams zeigt sich erst beim wunderschönen Amuse Bouche. Im kräfigen Rot leuchtet die „Tomate“ (8/10) in der Tellermitte. Die vermeintliche „Tomate“ ist ein Ziegenfrischkäse von Produzent Toni Odermatt, der filigran mit einem Tomaten-Gelée umhüllt ist. Chef Robert giesst am Tisch eine Tomaten-Essenz an, die sich mit den Einlagen aus getrockneten Tomaten, Basilikum und knusprigen Croutons vermischt. Das Resultat: extrem viel Geschmack und eine wundervoll Säure.

Während viele Köche ihre Gerichte reduzieren, geht Robert seinen eigenen Weg und dieser ist geprägt von seiner Zeit in den Niederlanden, wo aufwändige Gerichte in der Spitzengastronomie noch immer en vogue sind. Das zeigt er auch beim ersten Gang das eigentlichen Menüs: Lachs, mit Sellerie, Apfel und Meerrettich (7/10). Wunderschön angerichtet und ein frisches Geschmacksbild, dass an den Klassiker „Geräucherter Lachs mit Meerrettich“ erinnert. Das Gericht hat eine schöne Säure und dank dem Meerrettich eine angenähme Schärfe. Einzig der Namensgebende Lachs taucht etwas unter. Der Einsatz von etwas Lachs-Rogen wäre bestimmt eine Bereicherung und sollte bei der Weiterentwicklung in Erwägung gezogen werden Aber auch so ist dies eine starke und erfrischende Komposition. Gar auf zwei Sterne-Niveau ist dann das als „Grüne Spargel“ (9/10) annoncierte Gericht. Es duftet wundervoll nach Pilzen und Spargeln die in einer Chawanmushi (einem japanischen Eierstich) angerichtet sind. Das schmeckt ungewohnt, extrem spannend und hat so richtig viel Umami!

Nach einem perfekt gegarten Heilbutt (8/10) mit Erbsencrème, Algen und Rüebli an einer Krustentier-Butter, geht es mit den Fleischgängen weiter. Der Auftakt macht ein orientalisches Gericht mit Kräuterlamm (7/10) aus dem Appenzell, Aubergine, Joghurt und Couscous – wir lieben diese Geschmäcker und auch die Minze steht dem nur kurz gebratenen Fleisch richtig gut. Beim Hauptgang legt man gar nochmals eine Schippe drauf und präsentiert die Schweinsbäggli (8/10) an einer kräftigen Sauce die wir am Ende mit dem hausgemachten Brot bis auf den letzten Tropfen auftunken. Zum Schwein serviert man uns weisse Spargeln und Bärlauch. Jeder Bissen ist ein Hochgenuss!

Für einen Aufpreis von 18 Franken wird noch ein Käsegang (7/10) serviert. Die Kombination zwischen dem Jersey Blue, den Physalis und der Haselnuss funktioniert sehr gut. Danach ist Zeit für etwas Süsses. Gleich zwei Desserts sind auf dem Menü. Wir starten mit dem hervorragenden Passionsfrucht-Dessert (8/10), welches dank dem Thai-Basilkum und der Erdnuss einen spannenden asiatischen Touch hat. Das zweite Dessert widmet sich der Rhabarber (7/10) und gefällt uns nicht nur wegen dem schönen Geschmacksbild, sondern auch dank den knusprigen Komponenten. Zum kräftigen Espresso, serviert man uns dann noch eine ausgezeichnete Auswahl an Friandises (8/10).

Fazit: Ein neuer Star ist in Luzern! Wir sind noch Wochen nach dem Besuch begeistert und überrascht, was das „unbeschriebene Blatt“ Robert Steuri mit seiner Crew im Maihöfli by UniQuisine leistet. Jeder Gang hatte richtig viel Power. Steuri hat noch nie einen Michelin-Stern erkocht – es wäre aber eine grosse Überraschung, wenn er Ende Oktober die wichtige Auszeichnung nicht erhalten würde. So oder so: unbedingt hingehen!

Chef Robert Steuri

Speisekarte: Die zwei Menüs (eines vegan) kann man in 3 (Fr. 95.-) bis 7 Gängen (Fr. 155.-) bestellen. Für 18 Franken gibt es noch einen zusätzlichen Käsegang.

Wein: Es gibt sowohl eine alkoholische Getränkebegleitung (3 – 7 Gläser zwischen 39.- und 91.- Franken) sowie eine ohne Alkohol für (3 – 7 Gläser zwischen 27.- und 63.- Franken).

Online: https://www.maihoefli-luzern.ch/

Wertung: Gourmör

(Besucht im Mai 2024)

Locanda Barbarossa in Ascona

Der gestrige Abend in der „Locanda“ hat uns dermassen beeindruckt, dass wir heute unbedingt noch das à la carte-Angebot ausprobieren wollen. Deshalb klären wir noch vor dem Frühstück mit dem Concierge die Möglichkeit von einem spontanen Zweitbesuch im Gourmet-Restaurant. Zum Glück ist das Lokal am Montag nicht immer voll, weshalb man uns fürs heutige Dinner einen Zweiertisch reservieren kann.

So stehen wir genau 24 Stunden nach dem letzten Mahl wieder vor der Türe der Locanca Barbarrossa. Diesmal starten wir den Abend aber in der Küche. Denn jeweils am Montag wird den Gästen ein „Kitchen Talk“ mit Executive Chef Mattias Roock angeboten. Für 45 Franken pro Person werden ein Spumante aus dem eigenen Weingut und Snacks am Küchenpass kredenzt. Dazu wirft man einen Blick in die umgebaute Hotelküche und kann den Helden in Weiss über die Schultern schauen.

Nach einer guten halben Stunde geht es ins Restaurant. Heute sitzen wir an einem zentralen Tisch und haben so auch einen guten Blick auf das eingespielte Service-Team. Die Optionen auf der Speisenkarte lassen uns das Wasser im Mund zusammenlaufen. Was wir heute auf jeden Fall probieren wollen, ist eines der Gerichte, die man für zwei Personen zubereitet. Da wir gestern bereits Lamm im Hauptgang hatten, fällt die Wahl auf die Seezunge aus dem Atlantik. Zudem bestellen wir zum süssen Abschluss ein Soufflé, das ebenfalls für zwei Personen portioniert ist.

Als Auftakt gibt es, neben dem tollen Maggia-Bort, einen Gambero (8/10). Dieser wurde nur ganz kurz grilliert, wodurch er aussen zwar schöne Röstaromen hat, im Kern aber noch leicht roh ist. Das Ergenbis: der Eigengeschmack entfaltet sich so richtig gut. Stark! Dazu gibt es einen geschmacksvollen Sud mit Liebstöckel und einem Jalapeno-Espuma und für den Crunch einen schwarzen Reis-Chip. Ein starker Auftakt, der auch in Vorspeisen-Grösse gut funktionieren würde.

Als Vorspeise haben wir uns mit der Gänsenleber (9/10) ein Locanda Barbarossa-Klassiker bestellt. Und in dieser Qualität habe wir schon lange keine Foie Gras gegessen. Grossartig im Geschmack, dazu noch eine kontrastrierende Note von Brombeere, eingelegter Baumnuss und dem herausragenden Stangen-Sellerie-Sorbet (wow!). Nichts davon, macht der Leber den Geschmack streitige – sondern hieft die edle Zutat auf ein anderes Level. Die warme Scheibe vom getosteten Brioche rundet das hervorragende Gericht ab.

Ein weiterer Fixstern auf der Karte ist der Brasato-Ravioli (8/10). Ein hauchdünner Teig und eine intensive Füllung, die vom wundervollen Kalbs-Jus geboostert wird. Das duftet und schmeckt alles verdammt gut. Auch ganz stark ist der Butter-Oliven-Schaum, der noch ein weiteres Ausrufezeichen setzt.

Nun präsentiert uns Maître und Gault-Millau-Gastgeber des Jahres 2022 Sergio Bassi unsere Atlantik Seezunge (9/10). Mit gekonnnten Handgriffen prepariert er den Fisch auf zwei Tellern. Die Seezunge ist ein Hochgenuss. Die Zubereitung ist perfekt – das Fisch hat ein prominentes Eigenaroma und harmoniert hervorragend mit der darüber geträufelten Zitronen-Butter und der grossartigen Beurre-Blanc. Als wäre das nicht genug, gibt es noch etwas Spinat mit toller Petersilien-Note und einem genialen Zweierlei von der Kartoffel. Ein wundervolles Gericht!

Nach einem feinen Pre-dessert (6/10), einem Pflaumen-Eis mit geeisten Himbeersegmenten und altem Balsamico, geht es mit dem himmlischen Soufflé (8/10) zum Grande Finale. Handwerklich und geschmacklich top, kombiniert die Küche kühles Vanille Glace, heisse Beeren und einen Schuss Grand Marinier. Ein perfekt umgesetzter Dessert-Klassiker.

Zum intensiven Kaffee serviert man uns noch ein Dreierlei an sehr guten Friandises (8/10) und wir resumieren, dass es absolut der richtige Entscheid war, heute Morgen nochmals einen Tisch zu servieren.

Fazit: À la carte essen macht grossen Spass. Vor allem auf diesem Top-Niveau. Schön, dass man in der Locanda Barbarossa neben den beiden Menüs eine grosse Auswahl einzelner Gerichte anbietet. Die Auswahl viel schwer, weil das Angebot so verlockend ist: Hummer, Risotto, Perlhuhn aus dem Tessin, Steinbutt und vieles mehr. Es erstaunt dann auch nicht, dass viele Hotelgäste mehrmals in der Woche hier essen. Egal, ob ihr im traumhaften Castello del Sole übernachtet oder externe Gäste seid, ein Besuch können wir wärmstens zu empfehlen. Denn das, was das Team um Mathias Roock und Leo Ott hier leistet, ist einfach beeindrucken!

Leo Ott und Mattias Roock
Chef Leo Ott und Executive Chef Mattias Roock

Angebot: Die Gänseleber kostet 56 Franken, die Ravioli 38 Franken, die Seezunge 85 Franken und das Soufflé 30 Franken (alle Preise pro Person). Dazu wird ein Gruss aus der Küche, Brot und Friandises serviert.. Zudem werden zwei verschiedene Degustationsmenüs angeboten – unser Bericht dazu findet ihr hier.

Online: https://www.castellodelsole.com/de/essen-trinken/locanda-barbarossa

Wertung: Gourmör / Michelin / Gault-Millau

Sonderauszeichnung: Hier fühlt man sich besonders wohl

(Besucht im September 2023)

Bilder vom wunderschönen Hotel Castello del Sole *****

Locanda Barbarossa in Ascona

Endlich wieder im Tessin, endlich wieder im wunderschönen Castello del Sole. Das 5-Sterne-Hotel ist ein einzigartiges Hotel direkt am Lago Maggiore. Wir kennen kein Haus mit grösserem Umschwung (11,5 Hektrare!). Hier in der gepflegen Parkanlage kann man seine Seele so richtig baumeln lassen. Daneben gibt es einen SPA, Tennisplätze, Liegeplätze am See und vieles mehr zu entdecken. Auch die Kulinarik spielt im Genuss-Hotel eine wichtige Rolle. Die Gäste haben die Wahl zwischen vier verschiedenen Outlets. Mattias Roock ist seit ein paar Jahren für die vielfälltige Gastronomie verantwortlich.

Für seine, mit 18 Gault-Millau Punkten ausgezeichnete, Locanda Barbarossa hat Roock mit Leo Ott einen starken Küchenchef gefunden. Otts Küche haben wir vor ein paar Jahren im Grand Hotel Tschuggen Arosa kennengelernt. Damals kochte er einen Michelin Stern im dortigen Gourmet-Restaurant.

Seit unserem letzten Besuch vor sieben Jahren, hat sich im Fine-Dining-Restaurant viel verändert. Als Erstes fällt uns das neue Interieur auf. Grosse, florale Gemälde schmücken die Wände. Die Einrichtung ist moderner geworden, ohne etwas vom Tessiner-Charme verloren zu haben. Die grösste Veränderung in der Locanda Barbarossa betrifft aber die Kulinarik. Wir hatten damals Othmar Schlegel in seiner letzten Saison besucht. Mattias Roock hat seinen eigenen Stil auf die Karte gebracht – ohne, dass man auf die Klassiker verzichten muss. Denn auf der grossformatigen Speisekarte finden sich noch immer einige Highlights von Schlegels Zeiten, wie zum Beispiel der atlantische Hummer, die Gänseleber oder das Soufflée. Nur halt mit einem modern-frischen Twist.

Roock und Ott sind ein eingespieltes Team und stolz auf die vielen Produkte, die im Garten und im dazugehörenden Betrieb „Terreni alla Maggia“ produziert werden. Entprechend hat man das Menü „Sapori del nostro orto“ geschaffen, in dem alle Köstlichkeiten aus der Region verarbeitet werden. Wir ordern das komplette Menü in 7 Gängen zu 230 Franken. Alternativ wäre ein Degustationsmenü (internationale Zutaten) und eine Auswahl à la carte zur Auswahl gestanden.

Der Abend startet mit einem, für die Region typischen, lauwarmen Maggia-Brot. Mit seinem leichten Sauerteig-Anteil und der knusprigen Kruste ist es ein Hochgenuss. Dazu serviert man feines Olivenöl und perfekt temperierte, Butter, die eine sehr schöne Säure hat.

Das Amuse Bouche mit King Crab-Salat und Buttermilch (8/10) irritiert. Oder seit wann gibt es im Lago Maggiore Kingkrabs? Das Tier stammt natürlich aus dem Atlantik und kommt nur deshalb ins lokale Orto-Menü, weil man aus Kapazitätsgründen pro Abend ein einheitliches Amuse serviert. Auch wenn man die fehlende Stringenz bemängeln könnte: es schmeckt verdammt gut. Denn das fein gezupfte Fleisch des Krebses liegt in einer Buttermilchvinaigrette mit toller Dill-Note und erfrischendem Gurken-Gechmack. Darüber ein Mousse von der Buttermilch und ein knuspriger Leinsamen-Chip. Alles wird von einer perfekt dosierten Säure von der Yuzo (stammt aus dem eigenen Garten!) kontrastriert. Das schmeckt alles sehr frisch und passt perfekt in diesen schönen Spätsommer.

Mit einem asiatischen Touch geht es weiter. Der Sud im nächsten Gericht besteht nämlich aus Zitronengras und Zitronenblätter (wiederum beide Zutaten aus dem eigenen Garten!). Daneben knackige, süss-sauer eingelegte Navetten (Mairübe) gefüllt mit Minz-Mayo und Zitronencreme. Dadurch ergibt sich eine exotische, frische Kombination, die perfekt zur wundervollen Seeforelle (9/10) passt. Das ist ganz stark! Als wäre das nicht Highlight genug, serviert man uns à part ein Blini aus Farina Bohnen (Eigenanbau!) mit einer stolzen Nocke Kaviar aus Fruttigen obendrauf (Aufpreis 40 Franken). Das schmeckt alles himmlisch!

Was auf den ersten Blick wie klassische Facatini aussieht, ist in Wahrheit hauchdünne weisse Rande, gefüllt mit handgeschnittenem Tatar vom Tessiner Wagyu (8/10). Darunter ein Spiegel vom geräucherten Peperoni. Wir ziehen den Löffel durch die Sauce und werden vom betörenden Duft eingelullt. Die Mischung aus subtilen Noten und wuchtigen Aromen geht wundervoll Hand in Hand. Wiederum ein eindrücklicher Teller der richtig glücklich macht!

Im dritten Gang serviert man uns nicht nur das Highlight des Abends, sondern auch eines der besten Gerichte der letzten Jahre. Simpel als „kalte Tomatenessenz“ (10/10) annonciert, finden wir in der Schale alles was das wundervolle Gemüse zu bieten hat. Egal wie wir den Löffel durch die Schale ziehen und was für Schätze sich darauf versammeln – jeder einzelne Bissen ist eine Offenbahrung und schmeckt betörend nach Sommer. Hier vereinen sich Umami, Säure und Süsse zu etwas Grossartigem! Wir verneigen uns von der Natur, aber auch von den Handwerkern, die ein solche wundervolles Produkt so in Szene zu setzen wissen!

Mi viel Power geht es weiter. Leo Ott liebt es, das ganze Tier zu verarbeiten. So auch bei der Wachtel (8/10). Die Brust wird gebraten, der Rest wird konfiert und zusammen mit der Innereien zu einem genialen Raviolo verabeitet. Daneben findet man im Teller einen gebratenen Steinpilz und ein knuspriger Steinpilz-Chip. Dazu wird am Tisch eine himmlisch duftende und schmeckende Steinpilzsauce aufgegossen. Wow, die perfekte Einstimmung für den Herbst.

Der Zander (7/10) bringt dann wieder etwas Ruhe ins Menü. Obwohl der Sud, in dem der unverfälschte Fisch aus dem Lago Maggiore liegt, überraschend viel Power hat. Der Sud hat so viel Geschmack, dass wir überrascht sind zu erfahren, dass es sich um eine vegane Sauce aus Artischocken und Tomaten handelt. Eindrücklich!

Im Hauptgang serviert man uns ein Tessiner Lamm (7/10). Dazu ein wundervoller Lamm-Jus und spätsommerliche Begleiter in Form von Pilzen und Chicoree. Dazu noch zweierlei Polenta – die ebenfalls hier auf dem Hof angebaut werden. Ein starker Hauptgang, mit grossartiger Sauce! Einzig der etwas zu präsente Knoblauch-Geschmack verhindert knapp die nächsthöhere Note.

Als kleine Erfrischung serviert man uns nun eine Gin-Tonic-Interpretation mit etwas Grapefruit. An diesem Punkt ist es unnötitig zu erwähnen, dass der Gin natürlich ebenfalls von der „Terreni alla Maggia“ stammt.

Das Dessert heisst „Unsere Feige“ (8/10). Die Frucht wird begleitet von einer Kaffee-Kugel, Joghurt und einer wundervollen Honig-Note. In der Mitte finden wir ein Sud aus Zitrone, Honig und Estragon-Öl. Das ist ein ausgezeichnetes Dessert, dass trotz der vielen Komponenten eine schöne Harmonie schafft.

Auch bei den Friandises (8/10) scheut man keinen Aufwand. Wir finden ein Preiselbeergellee mit Rosmarin-Marschmallow, ein Baba mit dem hauseigenen Nocino Licör und Kiwi, sowie ein Financier mit Marronipannacotta. Jede einzelne Petitesse sieht nicht nur sehr schön aus, sondern schmeckt ausgezeichnet.

Fazit: Absolut beeindruckend mit welch Engagement die Crew hier arbeitet. Das Beginnt bei der Pflege im Garten und dann natürlich bei der aufwändigen Verarbeitung, wenn aus den angebauten Früchten und dem Gemüse mit viel Leidenschft solche Gerichte entstehen. Sinnbildlich dafür steht das Tomaten-Gericht – eine unvergessliche Kompositione für die das ganze Team um Mattias Roock und Leo Ott richtig viel Aufwand betrieben hat. Aber auch das restliche Menü war durchwegs auf sehr hohem Niveau. Und weil auch der Service unter der Leitung von Sergio Bassi einen super Job gemacht hat und es à la carte noch viel zu entdecken gibt, haben wir spontan für am nächsten Abend einen Tisch reserviert.

Leo Ott und Mattias Roock
Küchenchef Leo Ott und Executive-Chef Mattias Roock

Menü: Das Menü „Sapori del nostro Orto“ in 5 (Fr. 195) bis 7 Gängen (Fr. 230), das Degustationsmenü mit internationalen Zutaten in 4 (Fr. 195) oder 5 (Fr. 220) Gängen sowie eine schöne Auswahl à la Carte mit Vorspeisen für ca. 40 Franken und Hauptgänge für 70 Franken. Die Desserts kosten ca. 26 Franken.

Weinbegleitung: Die Weinbegleitung kostet je nach Menü-Umfang zwischen 90 und 120 Franken.

Online: https://www.castellodelsole.com/de/essen-trinken/locanda-barbarossa

Wertung: Gourmör / Michelin / Gault-Millau

Sonderauszeichnung: Hier fühlt man sich besonders wohl / Auszeichnung für eine tolle Weinbegleitung

(Besucht im September 2023)