René Gabriel – „bien ou rien“

René Gabriel ist mit grosser Wahrscheinlichkeit allen Weinliebhabern bekannt. Er gilt als Weinpapst der Schweiz und ist der einflussreichste Weinkritiker Europas. Wir wollen wissen, wer dieser Mann ist und woher seine grosse Passion stammt. Deshalb reisen wir an einem Frühlingstag ins luzernische Eschenbach wo der 58 Jährige zusammen mit seiner Frau Karin wohnt. In der 3’500 Seelengemeinde angekommen, müssen wir gar nicht lange nach der genauen Adresse suchen, denn sein Name klebt in grossen Lettern an einer Fensterfront im Dorfkern. Die ehemalige Metzgerei haben Gabriels in zwei Jahren zu einem schönen Wohnhaus umbauen lassen.

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Wir drücken auf die Klingel und kurz darauf tritt der so genannte Weinpapst aus der Eingangstür und begrüsst uns freundlich. Schon nach der Frage, ob wir zuerst in der Wohnung einen Kaffee trinken oder direkt in den Weinkeller möchten, sind wir sicher, dass es eine spannende aber auch sehr unterhaltsame Verabredung werden wird. Da die Kirchenglocke erst gerade zehn Mal geschlagen hat, entscheiden wir uns für den Kaffee und lassen den Weinkeller noch etwas warten. So führt uns René Gabriel in sein chic eingerichtetes Wohnzimmer das auch gleich als Büro dient. Findet er Zeit, spielt er auch gerne ein paar Runden am nostalgischen Flipper Kasten der ebenfalls hier steht. René nimmt auf seinem Ledersessel Platz. Hinter ihm hängt ein grosses Bild von seiner Frau und den beiden erwachsenen Kindern.

Aufgewachsen in Ennetbürgen, kam René nur selten in Kontakt mit Wein. Seine Eltern besassen zwar ein Restaurant, waren selber aber keine grossen Weintrinker. Ab und zu, wenn er seiner Mutter im Service mithelfen durfte, kam es gar vor, dass er den Gästen den Wein ausschenkte. Nach der Schule entschied sich der junge René zu einer Lehre als Koch und konnte im Château Gütsch in Luzern an einer renommierten Stelle die Ausbildung beginnen. Nach erfolgreichem Abschluss stand er vor der Entscheidung sich im Kochberuf weiterzuentwickeln oder sich einer anderen Beschäftigung zu widmen. So ganz sicher, ob ihn der Kochberuf vollumfänglich erfüllt, war er sich nicht. So schlug er vorerst eine ganz andere Richtung ein. Er startete mit zwei Freunden als Musikertrio durch und rannte von Auftritt zu Auftritt. Im Rekordjahr verbuchten sie ganze 220 Vorstellungen.

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Mit 25 Jahren passierte der magische Moment – ein Erlebnis, dass ihn für immer in den Wein-Bann zog. Zusammen mit einem Kollegen betrat er ein Restaurant und bestellte einen Wein zu einem schön gefüllten Fleischplättli. Der Wirt schenkte den Beiden einen Château Palmer des Jahrgangs 1970 ein. Dies war der Anfang von René Gabriels Weingeschichte. Zu diesem Erlebnis hielt er fest, dass er ohne Zähneputzen zu Bett ging, weil er den Geschmack dieses wunderbaren Weines mit in die Träume nehmen wollte. Die Faszination Bordeaux liess ihn seitdem nicht mehr los. Es ist schon erstaunlich, dass der Mittzwanziger schon damals die Idee hatte Events zu organisieren und diese dann auch gleich in die Tat umsetzte. Mit dem erwähnten Kumpel kaufte er dann verschiedene 71er Bordeaux, verschickte Einladungen an Bekannte und konnte mit 16 Anmeldungen den ersten Event durchführen. Seine Erlebnisse und Degustationsnotizen hielt er auf Papier fest und bewahrte diese in einer Kartonkiste auf.

Es zeichnete sich also schon früh ab, dass hier ein grosser Weinfreak heranwächst. Trotzdem setzte er damals noch nicht alles auf diese Karte. So übernahm er im Jahr 1986 das Restaurant Kreuz in Sempach. Natürlich füllte Gabriel auch hier den Keller mit den besten Flaschen, so, dass das Kreuz schon bald einen der grössten Restaurant-Weinkeller der Schweiz hatte. Aber auch Gabriels Kochkünste wussten zu überzeugen. Dafür wurde er sogar mit 13 Punkten im Gault-Millau ausgezeichnet. Ueli Prager, der 1948 in Zürich das erste Mövenpick Restaurant eröffnete, kontaktierte René Gabriel wenige Jahre später und motivierte ihn für Mövenpick zu arbeiten. Nach reiflicher Überlegung, wurde im Jahr 1990 aus dem Gastronom, der Chef-Einkäufer der Weinkeller von Mövenpick.

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Im selben Jahr veröffentlichte er sein erstes Buch unter dem Namen „Bordeaux à jour“. Die Idee dazu kam ihm, als er seine mit Degustationsnotizen vollgestopfte Kartonkiste begann zu sortieren und dabei realisierte, dass sich über die Jahre eine riesige Datenbank an Kommentaren und über 3’000 Bewertungen angehäuft haben. Weitere Bücher folgten. Sein bekanntestes Werk heisst „Bordeaux Total“ und bietet dem Leser auf über 700 Seiten spannende Wein-Geschichten und unzählige Degustationsnotizen. Ebenfalls verhalf er der Académie du Vin Suisse zu neuem Schwung. Früher leitete er für die Académie Kurse und hielt Referate. Heute beschränkt er sich auf Weinreisen ins Bordeaux. Interessierte haben die Möglichkeit, zusammen mit ihm, verschiedenen Weingüter kennenzulernen, einen Blick ins Innere der Weinschlösser zu werfen und die Produzenten zu treffen. Die Reisen finden zwei Mal jährlich statt.

René ist ausserdem Mitbegründer der Zeitschrift Weinwisser. Das monatlich erscheinende Magazin bewertet seit 1992 Weine, stellt Weingüter vor und berichtet über Markttrends. Schon kurze Zeit nach der Lancierung zählte das Magazin knapp 800 Abonnenten und wuchs stetig an. 2007 verkaufte er seine Anteile an einen deutschen Verlag, engagiert sich jedoch weiterhin für dessen Inhalt.

Ein weiteres Engagement pflegt der Tausendsassa bei der Weinbörse. Als Geschäftsleiter organsiert er und sein Team drei Mal Jährlich eine Versteigerung. Eine super Gelegenheit für Weinliebhaber an gereifte oder seltene Flaschen zu kommen. Private Sammlungen oder einzelne Flaschen können dabei ebenfalls zur Versteigerung angeboten werden.

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Durch die vielen Projekte und angetrieben von neue Ideen, kündigte Gabriel den Chef-Einkäufer-Posten bei Mövenpick im Jahr 2005, wobei er der Firma als kompetenter Berater weiterhin zur Seite steht. Dies vor allem wenn es darum geht die Bestellung für die jüngsten Bordeaux Jahrgänge zusammenzustellen.

Seit seiner Selbständigkeit organisiert er jedes Jahr unzählige Events und wird für Anlässe als Referent gerne engagiert. Auf seiner Website sind bereits bis ins Jahr 2017 Veranstaltungen eingeplant. Sehr beliebt und jeweils früh ausgebucht ist der Mouton-Memory-Abend im Old Swiss House in Luzern, der jährlich im Januar stattfindet. Die Teilnehmer dürfen sich auf ein tolles Essen mit 20 Rothschild-Weine freuen – einige Château Mouton Rothschild Exemplare natürlich inklusive. Ausserdem kann man mit René auf Reisen gehen, zum Beispiel nach Südafrika mit den traumhaften Weingebieten oder in das nähergelegene Tessin, wo die Tore der Weingüter Vinattieri und Castello Luigi für die Teilnehmer geöffnet werden. Wenn man sich den Event-Kalender anschaut und das übrige Engagement berücksichtigt, verwundert es nicht, dass die Koryphäe nur an knapp 85 Tagen im Jahr unter seinem eigenen Dach in Eschenbach verweilt.

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Die jüngste Erfolgsgeschichte startete im Jahr 2010. Auf der langen aber erfolglosen Suche nach dem perfekten Weinglas, welches er für seine Proben einsetzen kann, entschied er sich zur Herstellung eines eigenen Glases. Innerhalb von nur gerade neun Monaten Entwicklungszeit war es geboren: das Gabriel Glas. Ein Glas, dass sich für alle Weinsorten verwenden lässt. Es ist in zwei Ausführungen erhältlich. Ein Standard-Glas und die unglaublich leichte (90 Gramm), mundgeblasene Gold-Edition. Das Glas findet rund um den Globus anklang, Australien, Japan, USA, England oder auch in Thailand. Zusätzlich im Sortiment vertreibt er Trinkgläser sowie Wasserkaraffen und neuerdings auch einen Dekantierer. Auch wir setzen seit Jahren auf das Gabriel-Glas und können es wärmstens empfehlen.

Seine analytischen Fähigkeiten in Sachen Wein sind beeindruckend. Er speichert sich die Erlebnisse mit einem Wein und weiss bei einer späteren Begegnung was ihn erwartet. So kann er den Reifeprozess sehr gut beobachten und einschätzen. Den Degustier-Prozess hat er sich über die Jahre regelrecht verinnerlicht. Er wird dabei zu einer unaufhaltbaren Maschine. Er füllt sich das Glas, riecht daran und entscheidet innert Sekunden ob er den Wein weiter degustiert. Falls ja, nimmt er einen kleinen Schluck in den Mund und entscheidet innert Sekunden ob er über den Wein schreibt. Falls die Qualität seinen Ansprüchen genügt, beginnt er gleich zu tippen, gleichzeitig setzt er den Degustationsprozess fort bis er mit der Notiz fertig ist und den Wein schliesslich wieder ausspuckt. So schafft er es, einen Wein in nur 30 Sekunden degustiert, kommentiert und bewertet zu haben. Das sei Schwerstarbeit, so Gabriel. So hat er bei der Präsentation der Jahrgänge 2010, welche in Zürich auch von Privatpersonen besucht werden konnte, 96 Bordeauxweine innert 280 Minuten bei den Anbietern geholt, degustiert, kommentiert und bewertet.

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Sein Jahreshighlight sind die Bordeaux Primeur-Proben. Immer im März / April pilgern Journalisten, Kritiker und Händler nach Bordeaux um die neusten Erzeugnisse der Châteaus zu probieren. So auch René Gabriel, der seit 1984 jährlich an den Proben teilnimmt. Es können bis zu 1‘000 Fassmusterproben sein und das innerhalb von zwei Wochen. Dass man hier Profi sein muss, liegt auf der Hand. Jeder Wein, der eine genügende Qualität mitbringt, wird beschrieben. Zudem gibt der Bordeaux-Profi jeweils seine Einschätzung zur Trinkreife ab und nennt die Kauftipps. Hinzu kommt seine Meinung über den Jahrgang. Natürlich dürfen auch die spannenden Erlebnisberichte während seines Aufenthalts nicht fehlen. Diese Arbeit ist dann kurze Zeit später auf seiner kostenpflichtigen Internet-Plattform bxtotal.com einsehbar. Bordeaux Total Online entstand als Ersatzprodukt für seine Bücher. Ein grosser Vorteil für den Abonnenten – abgesehen von der schon bereits riesigen Datenmenge an Verkostungsnotizen und Berichte über Erlebnisse sowie Events – sind die unterjährig veröffentlichten Berichte und die stets aktuelle Datenbank.

Gabriel kategorisiert die Weine mit Punkten. 20 ist die Höchstnote und steht für einen „Jahrhundertwein“. So wie es bei Gabriel keine halben Sachen gibt, gibt es auch keine halben Punkte. Im Gespräche stellt man zudem schnell fest, dass er von seiner Arbeit überzeugt ist und genau weiss was er tut und was er will. Wenn er sich für eine Sache einsetzt, dann zieht er das Ding durch, ganz nach seinem Lebensmotto „bien ou rien“.

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Die Frage, ob es ihm noch nie zuviel geworden ist und er den Wein nicht mehr sehen konnte, verneint er uns. Es gab aber eine Phase bei der er merkte, dass er sich aneignen muss, sich bei einem Wein, der ihm besonders gefällt, zurückzuziehen und diesen ganz bewusst wahrzunehmen. Wir spüren, seine Liebe zum Wein ist gross und er geniesst es ungemein sich dem Thema zu widmen. Aber auch sonst ist er durch und durch ein Genussmensch. Wenn er alleine zu Hause ist, dann organisiert es sich zum Beispiel ein 500 Gramm Hohrückensteak und bereitet sich ein schönes Menü zu. Beim Essen geniesst er dann die Ruhe, kein Radio oder Fernseher läuft. Er fällt, wie er es bezeichnet, in das „Gabrielsche-Loch“, er fokussiert sich auf die Ruhe, das Fleisch, die Geschmäcker und Düfte.

Nach dem Gespräche über seine bisherige Laufbahn, machen wir uns mit dem Lift auf den Weg in den Weinkeller. Unten vor der Tür angekommen fragt uns Gabriel ob wir bereit seien. Ohne die logische Antwort abzuwarten, tippt er den geheimen Code im Sicherheitssystem ein und lässt uns sein Heiligtum betreten. Vor unseren Augen offenbart sich ein wahrer Schatz mit hunderten schön gestapelten Holzkisten aus dem Bordeaux. Es ist unglaublich, sowohl von der Menge als auch von der Qualität. Wir finden hier unten alles. Von der ganz kleinen Flasche bis zum 6 Liter Petrus in Originalholzkiste. Sogar ein 47er Cheval Blanc versteckt sich hier unten. Daneben unzählige Heitz Martha’s Vineyard, Penfold’s Grange, diverse Schweizer Erzeugnisse, Hektoliterweise Bordeaux und vieles mehr. Wir könnten hier unten noch Stunden verbringen doch der päpstliche Bordeauxbauch knurrt. Ein Blick auf die Uhr offenbart, dass bereits Zeit fürs Mittagessen ist. René Gabriel ist ein bodenständiger, offener Mensch, ein begnadeter Rhetoriker und eine humorvolle Persönlichkeit. Durch das spannende Gespräch verging der Morgen wie im Fluge.

Zu dritt pilgern wir zum nahegelegenen Italiener. So viele Weine anzuschauen macht gewaltig durstig. Die Weinkarte ist dann auch bereits in den besten Händen. Die Wahl fällt auf eine Flasche Sassi Grossi 2011 – selbstverständlich serviert im Original Gabriel Glas.

Weingut Tanner Maienfeld

Das knapp 2’600 Einwohner zählende Maienfeld gehört zur Bünder Herrschaft und ist die Gemeinde mit der grössten Rebfläche im ganzen Kanton. Entsprechend finden hier Weinliebhaber eine Vielzahl von interessanten Winzern. Das Weingut der Familie Tanner ist Teil davon. Schon in der 6. Generation wird dort neben dem Ackerbau auch Wein erzeugt. Der junge Familienvater Martin Tanner hat das Ruder vor vier Jahren übernommen und ist mit vollem Elan und Tatendrang an der Weiterführung des Betriebs und an der Weiterentwicklung seiner Weine. Wir besuchten Martin während dem Wii-kend in Maienfeld. Dieses wird alljährlich während den Sommermonaten durchgeführt und bietet die Möglichkeit die Weinkeller im Dorf zu besuchen und die verschiedenen Tropfen kennenzulernen.

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Der Name Tanner ist in der Szene noch eher unbekannt, bietet aber eine Vielzahl interessanter Weine. Zur Kundschaft gehören 60 bis 70 Prozent Privatpersonen, die restlichen Flaschen gehen an Händler und an die Gastronomie.

Noch bevor wir den Betrieb genauer anschauen, degustieren wir den ersten Tropfen. Der zur Probe eingeschenkte Rosé gefällt uns auf Anhieb sehr gut. Er zeigt sich sehr fruchtig, trinkfreudig und empfiehlt sich als idealer Wein für einen Apéro an einem warmen Sommerabend. Ein gutes Beispiel weshalb der Rosé immer beliebter wird und die reflexartige Abwehrhaltung vieler Weintrinker völlig unbegründet ist.

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Nach der ersten Kostprobe geht es ins Untergeschoss. Hier im Heiligtum von Martin Tanner stehen die Tanks und Barriques in denen die Rot- und Weissweine gekeltert werden. Passend zur Bündner Herrschaft, stellt die Pinot Noir Traube mit zirka 80 Prozent den Hauptanteil im Tanner-Portfolio. Angeboten wird der klassische, im Stahltank ausgebaute Pinot Noir und eine Variante „Barrique“ bei dem der Wein zu einem Drittel für 12 Monate im neuen Eichenfass ausgebaut wird. Mit dem Sélection Badrus hat Martin zudem einen Wein mit einer speziellen Geschichte im Angebot. Dieser wird in einem fast 300 Jährigen, 1’000 Liter grossen Eichenfass ausgebaut. Der Eichenbaum, von dem das Fass stammt, wuchs auf derselben Parzelle auf der heute die Pinot Noir Trauben für den Badrus gelesen werden.

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Spannend ist auch der Cabernet Dorsa. Eine Züchtung aus den Rebsorten Blaufränkisch und Dornfelder, welche ebenfalls im Barrique ausgebaut wird und wovon es jährlich cirka 1’600 Liter gibt. Martin Tanner erzählt uns, dass er mit dieser Sorte noch experimentiere und geschmacklich nicht ganz da sei, wo er hin will. Wir finden den Wein schon jetzt sehr überzeugend und interessant. Mit seinem aromareichen und intensiven Geschmack passt er auch hervorragen zur aktuellen Grillsaison. Ein Kauftipp für alle die offen für Neues sind.

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Bei den Weissweinen konzentriert sich das Weingut auf die Rebsorten Riesling x Sylvaner, sowie Pinot Blanc. Der Riesling x Sylvaner überzeugt durch seine frischen Zitrusnoten und gibt einen wunderbaren Apéritifwein. Die Produktion beträgt 400 bis 500 Liter pro Jahr, das sind knapp 650 Flaschen. Gefallen haben wir auch am Pinot Blanc gefunden. Mit einer leichten Restsüsse schmeichelt er unsere Gaumen und wir stellen uns passend dazu einen leicht gegarten Süsswasserfisch vor.

Nach der spannenden Reise durch die Weine von Martin Tanner sind wir überzeugt in Zukunft öfters dem Etikett mit der goldenen Tanne zu begegnen. Die Weine sind auf einem guten Niveau und können zu einem fairen Preis erstanden werden.

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Verkostete Weine
Rosé
Riesling x Sylvaner
Pinot Blanc
Pinot Noir
Pinot Noir Sélection Badrus
Pinot Noir Barrique
Cabernet Dorsa

Das Highlight
Cabernet Dorsa

Bezugsquelle
Tanner Weine

(Besucht im Oktober 2013)

Weingut Gantenbein in Fläsch

Am Dorfrand des heimeligen Dörfchens Fläsch passieren wir die kleine Brücke über den Dorfbach und gelangen auf eine enge Strasse die uns zu einem ruhigen Anwesen inmitten den Rebbergen führt. Hier im Herzen der Bündner Herrschaft entsteht einer der wenigen Schweizer Weine die man auch in ausländischen Spitzenrestaurants auf der Karte findet: den Gantenbein. Ein schillernder Name der für spitzen Chardonnay und Pinot Noir steht. Hinter den edlen Tropfen stehen zwei passionierte Winzer Martha und Daniel Gantenbein. Ein Ehepaar, dass ihre Begeisterung für gutes Essen und edle Tropfen seit über 30 Jahren teilt.

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Wir gehören zu den Wenigen die bei den beiden Vollblutwinzern eine Audienz erhalten. Sonst ist dies nur bei speziellen Events auf dem Weingut möglich. Spontanbesucher erfahren auf dem Eingangsschild, dass keine Besichtigungen möglich sind. Dass dies nichts mit Arroganz zu tun hat, sondern mit der Tatsache, dass die Zeit nicht reicht um alle Interessenten zu empfangen, wird im Gespräch schnell klar. Doch der Reihe nach.

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Daniel Gantenbein steht mit seiner markanten Nickelbrille vor seinem roten Döschwo und begrüsst uns an diesem nassen Herbsttag mit einem kräftigen Händedruck. Hinter ihm der 2008 errichtete Anbau, mit der auffallenden Fassade – ein Meisterstück eidgenössischer Ingenieurs- und Architekturkunst. Der von der technischen Hochschule in Zürich entwickelte Roboter, besitzt die Fähigkeit, Mauern mit einem Relief zu gestalten. Je nach Lichteinfall und Blickwinkel erscheinen überdimensionale Trauben auf der Fassade. Diese Bauweise ist nicht nur optisch eindrücklich, sondern leistet auch einen wichtigen Beitrag für den Innenraum. So lässt sie nur so viel Licht ins Innere wie nötig und gewährleistet eine ideale Regulierung der Raumtemperatur.

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Dass man mit den eigenen Weinen eines Tages so erfolgreich sein wird, dass man den Betrieb auf die Grösse ausbauen kann, war zu Beginn eher ein Traum als ein Ziel. Der Startschuss erfolgte im Jahr 1982. Damals übernahmen die Beiden das Weingut von Marthas Eltern. Auf eigene Erfahrungen konnten die ehemalige Kauffrau und der ehemalige Maschinenmechaniker damals nicht zurückgreifen. Das hohe Interesse und die Faszination am Weinbau, trieb die jungen Neuwinzer jedoch an, Jahr für Jahr ihre Erzeugnisse weiter zu entwickeln, Ausbaumethoden zu verfeinern, die Qualität zu steigern und so Teil der Spitze in der Schweizer Weinszene zu werden. Heute besitzen sie rund 6 Hektaren Rebland. Davon werden ungefähr 25’000 Flaschen Pinot Noir, 5’000 Flaschen Chardonnay und 1’000 Flaschen Riesling gekeltert.

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Dabei werden keine Kompromisse eingegangen. Schon bevor die Lese beginnt, waren die Gantenbeins bereits bis zu acht Mal zwischen den Reben um alle Trauben sorgfältig zu prüfen und diejenigen abzuschneiden, welche den Qualitätsansprüchen nicht genügen. Dadurch hängen bei der Lese nur noch Top Produkte an den Rebstöcken. Die Lese wird dann jeweils mit Hilfe von langjährigen Vertrauten vollzogen. Jüngst haben sie ausserdem einen jungen ausgebildeten Winzer angestellt, der genau nach ihrer Philosophie und Vorstellung arbeitet. Das Vorgehen, die Einstellung und die Konsequenz im Rebberg, sowie im Keller, beeindruckt extrem. Hier wird nichts dem Zufall überlassen. Jeder Schritt ist genau geplant. Jedes Barrique ist an seinem Platz und es ist von A bis Z alles durchdacht.

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So auch die Produktion, welche so aufgebaut ist, dass die Trauben möglichst schonend gekeltert werden. Nachdem sie geschnitten wurden, werden sie so schnell wie möglich weiterverarbeitet um nicht an Qualität zu verlieren. Durch Gravitation werden die prallen Trauben dann ins Untergeschoss transportiert und schliesslich im modernen Keller weiterverarbeitet.

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Nach Burgunder Vorbild wird die Maische, vor Einsetzen der alkoholischen Gärung, ungefähr zehn Tage bei 4 Grad mazeriert. Die Vergärung erfolgt anschliessend in grossen, offenen Holzbottichen, bis der Saft mit Eigendruck in die Flaschen gefüllt wird. Nach einer Woche erhalten die im stehen gelagerten Flaschen ihr persönliches Etikett. Es erstaunt nicht, dass auch hier stark aufs Detail geachtetet wurde. Obwohl schlicht gehalten, war die Gestaltung kein einfaches Unterfangen. Das Hauptaugenmerk liegt bei den Farben. Das seit 1997 neue Etikett, musste mehrmals angepasst werden, sogar der Lieferant wurde ausgetauscht, bis der Aufdruck zum Gesamtkonzept der Gantenbeins passte.

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Die Barrique Fässer beziehen Martha und Daniel Gantenbein aus Frankreich. Dort werden sie eigenhändig ausgesucht und in die Schweiz transportiert. Dafür reisen die Beiden jedes Jahr ins Burgund und besuchen auf dem Weg die besten Köche Frankreichs. Das gute Essen ist die zweite Leidenschaft, welches die Beiden teilen. Dieser ist es zu verdanken, dass die Gantenbeins, trotz grosser Nachfrage im Heimmarkt, auch an die besten Adressen im Ausland liefern. So findet man die Gantenbein-Weine auch auf der Karte des Fat Duck in England oder im Eleven Madison Park in New York, um nur zwei zu nennen.

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Drei Meter unter der Erdoberfläche, lagert der Wein dann in diesen Burgunderfässern. Das Gewölbe aus Tonziegel und Lehmputz garantiert eine stabile Luftfeuchtigkeit und Temperatur. Hat man die lange „The Gantenbein Mile“ zurückgelegt, staunt man über die vielen alten Flaschen des Weingutes und wünscht sich inständig die Türe am anderen Ende möge für ein paar Tage zugeschüttet werden.

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Mit dem Anbau vor sechs Jahren, hat man auch einen grossen Degustationsraum eingerichtet. Dieser dient gleichzeitig auch als Festraum. Die Familie Kalberer bekocht und bewirtet hier im „à table“ auf Anfrage Gruppen. Da wir aber nicht zum Schlemmern auf das Weingut gekommen sind, nehmen wir zur Weindegustation Platz, bei der wir verschiedene Jahrgänge Pinot Noir und Chardonnay kredenzt bekommen.

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Das Weingut Gantenbein steht jährlich vor einer grossen Herausforderung. Produziert wird nämlich pro Sorte nur ein Wein und der muss perfekt sein. Die Philosophie der Gantenbeins erlaubt keine zweite Qualität. Das Ergebnis, welche sich nach hunderten Arbeitsstunden in der Flasche wiederfindet, trägt ihre Handschrift. Sie präsentieren ihr Können und das Beste was sie aus den Rebbergen, dem Jahrgang und den Hilfsmitteln herstellen konnten.

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So können uns auch sämtliche Weine begeistern. Jeder Jahrgang ist auf Top-Niveau. Der Chardonnay begeistert uns ab der ersten Sekunde und kann uns voll und ganz in den Gantenbein-Bann ziehen. Für uns einer der eindrücklichsten Weissweine die wir bis anhin getrunken haben. Der spürbare Holzeinsatz befindet sich in perfekter Harmonie mit Frucht und Säure. Schön, entstehen hier bei uns solche Weine!

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Der Pinot Noir (Burgunderklone) beeindruckt bei den jüngeren Jahrgängen 2011 und 2010 durch ein wunderschönes, fruchtiges Bouquet, im Ansatz Rauch und spürbarem Holzeinsatz. Schon jetzt äusserst elegant und zugänglich. Der Jahrgang 2011 hat bei uns dabei am meisten Eindruck hinterlassen. Ob nun der 2009er oder 2011er, jeder Schluck, jeder Kontakt mit unseren Geschmackssinnen weckt Begeisterung und vor allem Lust auf mehr.

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Jetzt ist auch klar, weshalb viele Wanderer, Spaziergänger und Spontanbesucher an der Tür abgewiesen werden müssen. Den Gantenbeins fehlt schlicht die Kapazität für Degustationen. Die Arbeiten in den Rebbergen, im Keller oder auch in der Administration beanspruchen sehr viel Zeit. Bei einem so kleinen Team verständlich, dass der Fokus auf das Produkt gelegt wird und wenig Zeit für Besucher übrig bleibt. Wir sind froh, dass man für uns eine Ausnahme gemacht hat und wir Martha und Daniel Gantenbein als Spitzen- Winzer und -Gastgeber kennenlernen durften.

Es ist zwar nicht einfach einen Händler zu finden bei dem eine Flasche-Gantenbein im Verkauf steht – und wenn doch, kostet sie mit grosser Wahrscheinlichkeit über 100 Franken – doch wenn man die Chance hat, sollte man unbedingt zugreifen, denn ein Gantenbein gehört auf jede Bucket List eines Weinliebhabers!

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Verkostete Weine
Chardonnay 2011
Chardonnay 2010
Pinot Noir 2011 bis 2007

Das Highlight
Gantenbein Chardonnay 2011

Die Website vom Weingut Gantenbein

Bezugsquellen
Di-Jin-Wines
Lucullus
Vinothek im Park
Wermuth

(Besucht im Oktober 2013)